hoher Bedeutung zu erheben, ist immer bis zu einem gewissen Grade erreichbar,
sobald der Gegenstand nicht bloss sich selbst Zweck ist, sondern irgend eine Nutzbar
keit, eine Bestimmung hat. Tritonen, Nereiden und Nymphen werden immer an einem
Brunnen Bedeutung erhalten, Venus und die Grazien an einem Spiegel, Trophäen und
Kämpfe an Waffen, gleichgültig ob diese Gegenstände auf Speculation gemacht wur
den oder einem bestimmten Platze angehören.
Wir besitzen einen Reichtum von Wissen, eine nie übertroffenen Virtuosität im Techni
schen, eine Fülle von Kunsttraditionen und allgemein verständlichen Bildern, eine wah
re Naturanschauung, und dürfen wahrlich dieses alles nicht für halbbarbarische
Weisen hingeben. Was wir den Völkern von nicht europäischer Bildung absehen müs
sen, ist die Kunst des Treffens jener einfachen verständlichen Melodieen in Formen
und' Farbentönen, die der Instinkt den Menschenwerken in ihren einfachsten Gestal
tungen zutheilt, die aber bei reicheren Mittel immer schwerer zu erfassen und festzu
halten sind. Wir müssen daher jene einfachsten Werke der Menschenhand und die Ge
schichte ihrer Weiterbildung mit gleicher Aufmerksamkeit wie die Natur selbst in ihren
Erscheinungen beobachten...“ (Semper 1852, S. 24-26).