gegründet, ging nach dessen im Jahre 1855 erfolgten Ableben an seine Söhne Josef
und Ludwig über und wird seit 1864 nach dem Tode des Ersteren von Ludwig Lobmeyr
allein fortgeführt. - Josef Lobmeyr Vater betrieb außerdem von 1836 bis 1849 die Fabrik
Marienthal in Slavonien, betheiligte sich 1842 an der Errichtung der Glasfabrik Zveöevo
in Slavonien, eine Verbindung, welche von seinen Nachfolgern im Jahre 1857 gelöst
wurde. Seit 1851 ist ein Factor in Haida in Böhmen bestellt, um dort und in der Umge
bung für das Wiener Haus das Schleifen, Graviren, Malen etc. derGlaswaaren zu über
wachen. Die große Mehrzahl der eingezeichneten Artikel wurde von den Glasfabriken
Adolf, Leonorenhain etc. in Böhmen ausgeführt, deren Chef Wilhelm Kralik 1851 der
Schwiegersohn von Jos. Lobmeyr sen. wurde.“ (Mitth. 9/1882-83, S. 354-355).
Im Jahre 1892 schenkte Lobmeyr dem Museum weitere Bände mit „Werkzeichnun
gen“: „Der Curator des Oesterr. Museums, Herr L. Lobmeyr, hat der Bibliothek weitere
sieben Bände seiner „Werkzeichnungen ausgeführter Glasgegenstände“ in Pracht
einbänden zum Geschenke gemacht. Dies Werk ist somit auf 18 Bände angewachsen
und steht zur allgemeinen Benützung innerhalb der Räume der Bibliothek“ (Mitth.
NF 4/1892-93, S. 96).
Im Österreichischen Museum befinden sich heute insgesamt achtzehn Bände Werk
zeichnungen der Firma Lobmeyr (l-lll TRINK-SERVICE, IV-VI DESSERT-SERVICE,
VII TRINK-GEFÄSSE, VIII TRINK-GEFÄSSE ETC., IX ZIER-GEFÄSSE, X KRYSTALL-
GEFÄSSE, XI BLUMEN-VASEN, XII ALTE U. NEUE BÖHMISCHE GEFÄSSE, XIII VER
SCHIEDENES, XIVTRINK-SERVICE No. 173-200, XV GEFÄSSE IN ARABISCHEM UND
INDISCHEM STYLE, XVI ORIENTAL. GEFÄSSE, XVII NEUE SERIEN, XVIII KRONLEUCH
TER, ARM- UND WANDLEUCHTER).
Ludwig Lobmeyr hatte es immer verstanden, künstlerische Mitarbeiter als Zeichner
bzw. Entwerfer zu gewinnen.
Wie bedeutend die richtige Ausbildung von Zeichnern für das Kunstgewerbe sei, erläu
terte Rudolf von Eitelberger anläßlich der „Ausstellung österreichischer Kunstgewer
be“ 1871: „Künstler wirken in verschiedener Art anregend und fördernd auf die Kunst
gewerbe ein; grosse Künstler theils durch ihre Arbeiten und die Anregungen, die durch
ihre Leistungen und die von diesen vertretenden Kunstrichtungen ausgehen, theils
dadurch, dass sie selbst einige kunstgewerbliche Werke schaffen.
In ersterer Richtung war der Einfluss der Künstler immer ein grosser und der Natur der
Dinge nach vollkommen berechtigter; in letzterer Beziehung war ihr Wirken nur dann
von Erfolg begleitet, wenn sie selbst eine klare Einsicht in die Bedingungen eines
kunstgewerblichen Productes gehabt, sie selbst nicht von falschen Anschauungen
beherrscht waren... Dieser von Künstlern par excellence ausgehende Einfluss - sei
derselbe nun ein permanenter, oder nur ein, so zu sagen, stossweise erfolgender -
reicht aber nicht aus, um der modernen Industrie zu genügen. Wie diese eben so sehr
auf Befriedigung der Anforderungen Einzelner, als auch auf Befriedigung von Massen
bedürfnissen gerichtet ist, so muss sie auch eine grosse Anzahl gut geschulter Zeich
ner und auch solcher Zeichner zur Verfügung haben, welche im Stande sind, sowohl
auf bestimmte Anforderungen des Stiles, als auch auf das Technische der einzelnen
Fabricationszweige einzugehen. Die Zeichnungen müssen nicht blos an und für sich
schön, sondern sie müssen auch ausführbar sein; fürden Fabrikanten, den Grossindu
striellen ist jene Zeichnung die beste, welche Schönheit mit Ausführbarkeit verbindet.
Soll irgend ein Fabricationszweig in Schwung kommen, einen erhöhten Absatz durch
eine stilgerechtere Zeichnung, eine gelungene Farbenzusammenstellung erreichen,
so muss eine genügende Zahl fachmännisch und tüchtig gebildeter Zeichner vorhan
den sein. Diese fehlten der gesammten deutschen Industrie nicht minder als der öster
reichischen, und fehlen theilweise noch bis auf den heutigen Tag.
Man half sich entweder dadurch, dass man illustrirte Zeitungen und Kataloge ausbeu-
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