I. GLASSCHMELZFARBEN.
Am häufigsten von allen Glasfarben finden diejenigen Anwendung, welche sich ganz
ähnlich wie die sogenannten Porzellanfarben verhalten, ähnlich wie diese erzeugt
werden und ganz analog zusammengesetzt sind; sie sind nur weit leichter schmelzbar
als jene und werden meist schlechtweg Glasfarben oder Glasschmelzfarben genannt.
Der größte Theil dieser Farben besteht aus feuerbeständigen Farbpräparaten und
einem leichtschmelzbaren Glase, dem sogenannten Flusse oder Flussmittel; sie haften
nach dem Einbrennen deshalb auf dem Glase, weil der in der Hitze schmelzende Fluss
die damit innig vermischten Farbstofftheilchen einhüllt und an das Glas anschmilzt,
ohne dass dabei eine wirkliche Auflösung oder chemische Veränderung des Farb
stoffes erfolgt. Anders verhalten sich beim Einbrennen natürlich jene gelben und
blauen Farben, welche durch Verschmelzen eines Flussmittels oder der dasselbe
bildenden Bestandtheile mit färbenden Oxyden hergestellt werden und die somit
nichts weiter sind als leichtschmelzbare, farbige Gläser.
Da der ganze Unterschied zwischen den Glasschmelzfarben und den Porzellanfarben
in der leichteren Schmelzbarkeit der ersteren oder, was dasselbe ist, in der Verschie
denheit der Flussmittel liegt, so erscheint es überflüssig, alle Eigenschaften dieser
Farben, die Anforderungen, welche man an dieselben stellt, die Behandlung derselben
u.s.w. anzuführen; es folgen vielmehr mit Hinweglassung aller Details der Ausführung
sofort die nöthigen Angaben zur Herstellung der Farbpräparate und Flussmittel und
erst nach diesen einige Recepte zur Herstellung von fertigen Schmelzfarben.
A. Farbpräparate.
Die nachfolgenden Vorschriften sind fast durchwegs dem obgenannten Werke
Salvötas entnommen und haben nur insofern eine Umänderung erfahren, als durch
dieselbe eine Vereinfachung der Arbeit erzielt werden konnte; so sind, namentlich um
das umständliche Auflösen von Eisen, Zink, Kobaltoxyd, Nickeloxyd u.s.w. zu
umgehen, in den betreffenden Recepten die entsprechenden Mengen von Eisenvitriol,
Zinkvitriol, Kobalt- und Nickelvitriol an die Stelle jener Stoffe gesetzt und mit dem
gleichen Erfolge angewendet worden.
Nr. 1. Neapelgelb ist genügend rein käuflich zu haben, kann aber auch leicht selbst
hergestellt werden, indem man
Salpetersaures Blei 2 Theile
Brechweinstein 4
Kochsalz 2
bei schwacher Rothglut calciniert, mit heißem Wasser gut auswäscht und
trocknet.
Die verschieden nuancierten grünen Farbstoffe werden aus Chromoxyd und verschie
denen andern Oxyden, wie Kobaltoxyd, Thonerde und Eisenoxyd, erzeugt; man ver
reibt die entsprechenden Mengen dieser Oxyde anhaltend auf einer Glasplatte unter
Zusatz von Wasser, calciniert dann bei starker Hitze, wäscht mit Wasser das erhaltene
Farbpräparate gut aus und trocknet dasselbe schließlich. Man erhält auf diese Weise:
Nr. 2. Blaugrünes Präparat aus:
Chromoxyd 2 Theile
Kohlensaurem Kobalt 1 Theil
Thonerdehydrat 2 Theile
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