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Volltext: Orientalisierende Gläser

J. & L LOBMEYR UND MEYR’S NEFFE AUF DEN WELTAUSSTEL 
LUNGEN WIEN 1873 UND PARIS 1878 
Lobmeyr beteiligte sich zwar bereits 1867 an der Pariser Weltausstellung, ohne damals 
jedoch orientalisierendes Glas zu zeigen. Da er aber schon 1873 in Wien diese Art von 
Gläsern präsentierte (und nicht erst anläßlich der letztgenannten Weltausstellung die 
Anregung dazu empfing, wie manchmal behauptet wird), müssen sie wohl knapp vor 
her entstanden sein. 
Auch in Paris 1878 war Lobmeyr mit einer reichhaltigen Ausstellung vertreten. Da er 
sich in Paris 1889 nicht beteiligte, sind für den vorliegenden Band daher vor allem die 
Teilnahmen an den Weltausstellungen Wien 1873 und Paris 1878 wichtig. 
WELTAUSSTELLUNG WIEN 1873 
In einem im Anhang vollständig reproduzierten Spezialkatalog von Lobmeyr und Kralik 
ist die vollständige Ausstellung beider Firmen erfaßt. 
Ludwig Lobmeyr selbst berichtet von den Vorbereitungen für das Jahr 1873: 
„... Doch nun handelt es sich für mich, rührig an die Arbeiten für 1873 zu schreiten. Ich 
steckte mir das höchste für mich irgend erreichbare Ziel, denn ich wollte meine Aus 
stellung wirklich großartig gestalten und dazu alle Künstler und Kunstgewerbetrei 
benden heranziehen, welche geeignet und geneigt sein mochten, mitzuthun. Zunächst 
ging ich zu Meister Hansen, der sich sehr entgegenkommend erbot, einen gewaltigen 
Tafelaufsatz und das dazu gehörige Trinkgeschirr zu entwerfen, dann zum Dombau 
meister Schmidt, mit dem ich vereinbarte, Gefäße für einen Ehrentrunk zu schaffen, 
welche ich der Gemeinde Wien darbringen wollte. Durch Direktor Eitelberger’s Bemü 
hungen war ferner ein Auftrag Sr. Majestät des Kaisers erfolgt, ein vollständiges Tisch 
service für sechs Personen anzufertigen nach Art der Bergkrystallgefäße aus der Zeit 
Kaiser Rudolf I, mit emaillierter und vergoldeter Silberfassung wofür sogleich ein aus 
reichend bedeutender Betrag zur Verfügung gestellt wurde. Außerdem übernahm es 
Prof. Storck, nebst den für dieses Kaiserservice nöthigen noch andere Zeichnungen zu 
liefern, auch die Professoren Sturm und Laufberger, die Architekten Teirich, Ziller, ein 
Schüler Hansen’s u.A.m. waren nicht minder gerne erbötig, das, was ich anregte, stil 
voll auszuführen. Ich selbst zeichnete, was ich selber bewältigen konnte, so eifrig bis in 
die späte Nacht, daß mir schließlich die Augen zu versagen drohten. Ich nahm mir 
darum sogleich einen Vorleser, der Morgens und Nachmittags mich mit dem Inhalte der 
Zeitungen und was ich sonst von eingehenden Druckschriften zu wissen nöthig hatte, 
bekannt machte, damit ich meine Augen für mein Zeichnen schonen konnte, das ich 
doch nicht durchwegs von einem Dritten besorgen zu lassen vermochte. 
Meister Hansen ging mit gewohntem Feuereifer an die Aufgabe und entwarf einen 
prachtvollen Tafelaufsatz, dessen Mittelstück, eine auf großer, länglicher Spiegelpiatte 
stehende ovale Blumenschale mit Rand und Fuß aus Bronze, an einer der Längsseite 
die Ceres zeigte, rechts und links mit je einer Feldfrüchte tragenden Centaurin, an der 
anderen Bachus mit zwei männlichen Centauren, Fruchtaufsätze, um deren Säulenfuß 
Bachanten einen lebhaft bewegten Reigen tanzten, Dessert- und Kompotaufsätze mit 
lieblichen Amoretten, Armleuchter, ebenfalls mit reichem Figurenschmuck, dann dazu 
gehöriges Trinkgeschirr, Schüsseln, Teller uAm. Für die Figuren machte er Skizzen 
und ließ nach denselben vom Rahlschüler Professor Bitterlich völlig ausgeführte 
Zeichnungen hersteilen, was der feinfühlige Künstler auch entzückend schön erledig 
te. Nun ging’s an’s Modelliren, womit die Bildhauer Winder und Andree betraut 
wurden... Schmidt skizzirte, sagen wir im Rathausstile, also durchaus nicht in jener 
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