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Volltext: Orientalisierende Gläser

abhängig ist. Ändert sich diese Übereinstimmung vermöge einer anderen Zusammen 
setzung des Glases, so wird, wenn der Unterschied in der Ausdehnung nur einiger 
maßen bedeutend ist, ein Abspringen oder Rissigwerden der Emaile erfolgen. Sollte 
diese Erscheinung bei irgend einer Glassorte auftreten, so kann dem Übelstande nur 
durch die Wahl eines anderen Glases, oder durch Vermehrung des Kieselsäure-Gehal 
tes und Verminderung des Alkali-Gehaltes des Emails, soweit dies ohne wesentliche 
Änderung der Schmelzbarkeit überhaupt möglich ist, abgeholfen werden. 
Je nachdem die Emailfarben durchsichtig oder undurchsichtig sind, unterscheidet 
man transparente und opake Emaile. Die ersteren geben vermöge der größeren Refle 
xion des Lichtes und des höheren Glanzes entschieden schönere Farbeneffecte als 
die opaken Emaile, doch erfordert die Anwendung derselben soviel Sorgfalt in der 
Behandlung, im Aufträgen und Einbrennen und zeigen dieselben, wenn sie einiger 
maßen emailartig hoch aufgetragen wurden, beim Brande so starke Neigung zum 
Fließen, dass die transparenten Emaile immer noch nicht jene allgemeine Anwendung 
gefunden haben, welche sie sonst ohne Zweifel finden würden. Die Grundlage dieser 
transparenten Emaile bildet ein leichtschmelzbarer, auf dem Glase rissfrei haftender 
Fluss, welcher ungefähr ähnlich wie Fluss I hergestellt wird und durch Verschmelzen 
mit Metalloxyden oder Vermischen mit solchen Farbpräparaten, welche sich beim 
Schmelzen auflösen, gefärbt werden kann. 
Häufiger als die transparenten finden die opaken Emaile Anwendung. Man kann eine 
Reihe solcher farbiger Emaile herstellen durch Vermischen eines weißen Emails mit 
denselben oder ähnlichen Präparaten, wie sie bei den Schmelzfarben angegeben 
wurden, oder man kann direct die Bestandtheile des Emails mit Metalloxyden ver 
schmelzen und wird so Emaile erhalten, welche eigentlich leichtschmelzbare, farbige 
Gläser sind. In den nachstehenden Vorschriften sind beide Herstellungsarten vertre 
ten. Da erst kürzlich im „Sprechsaal“ ähnliche Recepte zur Erzeugung opaker Email 
farben veröffentlicht wurden, so kennte die Anführung der nachstehenden Vorschrif 
ten, nach welchen bereits viel früher an der Fachschule in Steinschönau Emailfarben 
her'gestellt wurden, füglich unterbleiben, wenn eine nähere Betrachtung dieser 
Vorschriften nicht Gelegenheit bieten würde, eine irrige Ansicht, die in der betreffenden 
Abhandlung ausgesprochen wurde, entgegenzutreten. Die Grundlage der durch die 
nachfolgenden Vorschriften herstellbaren Emaile bildet, ähnlich, wie dies im „Sprech 
saal“ angegeben wurde, ein Glasfluss oder weißes Email, welches durch Verschmelzen 
von 80 Theilen Minium mit 30-34 Theilen Quarz erhalten werden kann. Die nach dem 
Schmelzen aus dem Tiegel entfernte Masse ist völlig durchsichtig, erscheint aber, 
wenn man sie pulvert, mit Terpentinöl fein reibt und auf das Glas aufträgt, nach dem 
Einbrennen undurchsichtig und weiß. Aus dieser Thatsache zieht der Verfasser der 
Abhandlung im „Sprechsaal“ den Schluss, dass beim Einbrennen eine Ausscheidung 
von Kieselsäure stattgefunden und das Email getrübt habe. Beobachtet man jedoch 
beim Einbrennen genau das Verhalten, so sieht man, dass dasselbe erst bei der 
gewöhnlichen Einbrenntemperatur zu schmelzen beginnt und dabei eine glänzende 
Oberfläche zeigt, sowie, dass es völlig opak ist; hört man in diesem Momente mit dem 
Einbrennen nicht auf, sondern erhitzt man weiter, so fängt das Email an zu kochen, es 
zeigt sich eine Menge kleiner Bläschen, die in dem Maße, als die Hitze steigt, platzen 
und endlich ganz verschwinden; während dieses Vorganges sieht man gleichzeitig, 
dass das anfangs ganz opake Email immer durchsichtiger wird, bis es endlich genau so 
transparent ist, wie die aus dem Schmelztiegel erhaltene Masse. Selbstverständlich ist 
es, dass sich der beschriebene Versuch wegen der Erweichung des Glases in größerer 
Hitze besser ausführen lässt, wenn man das Email auf Porzellan statt Glas aufstreicht. 
Da übrigens auch andere Gläser und Glasflüsse dieselbe Erscheinung zeigen, 
dass sie beim beginnenden Schmelzen trüb und erst später durchsichtig erscheinen, 
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