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Volltext: Orientalisierende Gläser

Blumenvasen mit reichen Renaissance-, persischen, maurischen und indischen Orna 
menten. 
Dunkelgrüne Blumengefässe u. dgl. mit reichen Goldschuppen nach altvenetianer Art. 
Rubinglas-Geräthe mit radirten Gold-Verzierungen. 
Dunkelblaue Gefässe mit weissen Email-Ornamenten. 
Flacons in sämmtlichen von der Fabrik erzeugen Glasfarben. 
Sämmtliche Gegenstände nach Zeichnungen des Oberbaurathes v. Flansen, der Pro 
fessoren J. Storck und V. Teirich, der Architekten Girard und Rehländer und J. Salb 
dann Marie Ritter und Ludw. Lobmeyr.“ 
Ludwig Lobmeyr selbst verdanken wir genaue und ausführliche Angaben zur Firma 
Meyr’s Neffe zur Zeit der Wiener Weltausstellung 1873 (Lobmeyr1874, S. 273): „Von der 
Firma Meyr’s Neffe in Adolf können wir vom Jahre 1873 die folgenden Gesammtdaten 
geben: 
Sie besitzt 7 Fabriken und zwar: Leonorenhain, Franzensthal, Kaltenbach, Adolf, Idathal 
und Louisenhütte im Piseker-Kreise und Ernstbrunn im Budweiser-Kreise, von denen 
mehrere bereits mit Siemens’schen Gasöfen eingerichtet sind, die übrigen nach und 
nach damit versehen werden. In Verwendung sind jetzt: 3 Schmelzöfen für Flohlglas mit 
directer Holzfeuerung und 24 Fläfen, 7 Öfen für Tafelglas mit directer Holzfeuerung und 
49 Häfen. 2 Siemens’sche Öfen für Hohlglas zu 20 Häfen, endlich 1 Siemens’scher 
Ofen für Tafelglas zu 8 Häfen. Zwei Schleifwerke werden mittelst Dampf, die anderen 
durch Wasserkraft getrieben und zwar sind in Anwendung 2 Dampfmaschinen, eine zu 
30, die andere zu 16 und 1 Locomobile zu 4 Pferdekräften. Von den vorhandenen 
15 Wasserwerken besitzt eines 20, das andere 15,4 weitere zusammen 35, die restiren- 
den 9 zusammen 54 Pferdekräfte. 
Die Firma beschäftigt an Personale: 31 Beamte, 1 Fabriksarzt, 3 Wundärzte, 5 Lehrer, 
1 Aushilfslehrerin, 72 Glasmacher, 255 Glasschleifer, 36 Graveure, 34 Decorateure,’ 
13 Schmelzer, 46 Schürer und Holzdörrer, 7 Formendrechsler, 6 Ofenmaurer, 7 Quarz- 
pocher, 4 Maschinenleiter, 5 Packer, 20 Einbinderinnen und Polirerinnen, 184 Hilfsar 
beiter. Zusammen 730 Personen. 
Die Etablissements erzeugen: Tafelglas, gewöhnliches und feines Hohlglas, Krystall- 
glas, dann Buntglas in den mannigfachsten Farben mit den verschiedensten Schliffen 
und Malereien. 
Die Firma ,Meyr’ bestand bereits 1772.“ 
Ein Nachruf in den „Mittheilungen des k.k. österreichischen Museum für Kunst und 
Industrie“ würdigte das Lebenswerk von Wilhelm Kralik von Meyrswalden (Mitth. 
6/1876-7, S. 93): „... Er wurde 1807 in Kaltenbach im Pilsner Kreise in Böhmen gebo 
ren. In bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, wurde es ihm durch die Unterstüt 
zung des Glasfabrikanten Meyr möglich, die Schulen in Winterberg und später in Wien 
zu besuchen. Nach seiner Rückkehraus Wien trat er in die Fabrik des Herrn Meyr und 
vermählte sich später mit der Nichte desselben. 
Meyr starb circa 1848 ohne directe Nachkommen und setzte seinen leiblichen Neffen 
Josef Taschek und Wilhelm Kralik zu seinen Erben ein, die auch die Fabriken auf immer 
höhere Stufen brachten. Namentlich war es Kralik, dessen Kenntnisse, Thatkraft und 
Fleiss das gesammte Unternehmen förderte und insbesondere, alsTaschek1862 starb 
und das Geschäft an Kralik allein überging, arbeitete er mit doppelter Lust und Liebe, 
den alten Ruf der Meyr’schen, 1772 gegründeten Fabriken zu befestigen und zu 
mehren. 
Er erfand selbständig eine ganze Reihe neuer Glasfarben, entwickelte andere neue 
Erfindungen, wie neuester Zeit die des irisirenden Glases, zu jener Vollkommenheit, die 
ihnen erst Bedeutung gab, sicherte die technischen Verbesserungen auf seinem Ge 
biete mit namentlich in den letzteren Jahren, in denen er nicht so sehr seines Alters - er 
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