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Volltext: Orientalisierende Gläser

erreichte nahezu das 70. Jahr-als seines sich immer mehr entwickelnden Herzleidens 
wegen oft nur mit Anstrengung den vielseitigen Anforderungen des sehr ausgedehn 
ten Geschäftes nachkommen konnte, umso bewunderungswürdigerer Ausdauer und 
scheute dann selbst nicht vor umfassenderen Unternehmungen, wie dem Erbauen 
zweier ganz neuen Fabriken und einer Dampfschleife zurück, um den gesteigerten 
technischen Anforderungen gerecht werden zu können. Er hatte in den letzteren 
Jahren sieben Fabriken im Betriebe, nämlich Adolf, Leonorenhain, Ernstbrunn, Fran 
zensthal, Kaltenbach, Idathal und Louisenhütte... 
Nur durch diese seine unermüdliche Hingabe an seinen Beruf von seiner frühen 
Jugend an bis zu seinem vorgerückten Alter war es möglich, dem Fabriksunternehmen 
nicht nur solche Vielseitigkeit zu geben, die es erzielte, sondern auch die Artikel, 
welche er ausführte, in solcher Qualität zu liefern, wie sie von keiner anderen österrei 
chischen Glasfabrik so gut, so gediegen, geschweige denn besser geliefert werden 
können. Den einstigen Weltruf des böhmischen Glases wieder auf kunstindustriellem 
Gebiete zu erneuern und zu mehren, dazu bedurfte es eben eines so strebsamen, um 
sichtigen Technikers, eines so tüchtigen Fabrikanten, wie Kralik einer war. 
Vor 26 Jahren vermählte er sich zum zweiten Male und zwar mit einer Schwester L. Lob- 
meyr’s, jenes Mannes, der von Allen in erster Linie genannt wird, wenn von der Glasin 
dustrie als Kunstindustrie gesprochen wird und wer spricht heutigen Tages nicht von 
ihr? 
Die Leistungen der Fabrik wurden bei den Ausstellungen bis in die neueste Zeit stets 
mit den ersten Auszeichnungen anerkannt, Kralik auch Allerhöchste Anerkennungen 
wiederholt zu Theil. Die letzte erhielt er wenige Tage vor seinem Tode, wo er in den 
österreichischen Ritterstand und zwar mit dem Prädicate „v. Meyrswalden“ erhoben 
wurde... 
Seine vier Söhne erster Ehe, welche nun berufen sind, das Geschäft gemeinsam fort 
zuführen, können gewiss das Andenken ihres Vaters, dieses hochverdienten Mannes, 
nicht höher in Ehren halten, als wenn sie das Fabriksunternehmen in gleichem Geiste 
fortführen, die Entwicklung desselben noch zu steigern suchen.“ (W.A.P., in: Mitth. 
6/1876-77, S. 93). 
Die zeitgenössischen Berichte über die Teilnahme Lobmeyrs an der Wiener Weltaus 
stellung sind voll des Lobes und anerkennender Worte. 
In den „Blättern für Kunstgewerbe“ ist über die österreichische Glasindustrie auf der 
Wiener Weltausstellung 1873 folgende Beurteilung abgedruckt: 
„Die Glasindustrie findet diesmal in Oesterreich ihren Schwerpunkt, wenigstens hin 
sichtlich der künstlerischen Behandlung des Krystalles. Wir verdanken dies dem uner 
müdlichen Eifer der Firma Lobmeyr. Die prachtvollen Tafelservice und Aufsätze mit gra 
viden, höchst delikat gearbeiteten Ornamenten, welche den schönen Vorbildern der 
Krystallgefässe aus der Renaissancezeit nachgebildet wurden, dann die farbigen 
Rubingläser, das blaue, grüne und schwarze Glas, die verschiedensten Techniken der 
Emaillirung, des Bemalens und Vergoldens, werden in vorzüglicher Vollendung hiervor 
Augen geführt. Andere Aussteller, wenn sie auch nicht die genannte Firma erreichen, 
leisten mitunter sehr Gutes. Jedenfalls ist bei den Meisten deutlich ein Streben ersicht 
lich, die Glasindustrie Oesterreichs aus ihrer bisherigen argen Verwahrlosung zu 
retten.“ (N.N., Das Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung, in: Blätter für Kunst 
gewerbe 2/1873, S. 46). 
Ausführlicher noch geht Teirich auf die Teilnahme Lobmeyrs ein: „Bei der kurzen, eben 
gehaltenen Umschau unter den wesentlichsten Erscheinungen der österreichischen 
Glasindustrie muss ihre Concurrenzfähigkeit mit der eines jeden anderen Landes auf 
fallen und constatirt werden. Eine exceptionelle Stellung unter allen Etablissements, 
die wir zu erwähnen Ursache hatten, nimmt aber jenes von J. u. L. Lobmeyr ein, dem die 
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