Nachdem er so nach diesen Seiten hin die schönsten Resultate erhalten, Styl und
Form gereinigt und zur vorerst größten erreichbaren Höhe getrieben, hat sich Lobmeyr
erst in neuerer Zeit mit besonderem Eifer auf die am weitesten zurückgebliebene
Seite dieser Industrie, die bessere Ausbildung und Ausnützung des coloristischen
Elements geworfen. Er kann auch hier schon eine Anzahl glücklicher Erfolge verzeich
nen, wenigstens ist seine Ausstellung die einzige, wo nichts mehrdas Auge beleidigt, ja
das rein ornamental verzierte in der Regel ihm wohlthut. Einige Vasen besonders von
grünblauem Glas, nach Girard und Rehländers, auch Hansens Entwürfen, zeigen auch
schon feine und schöne Wirkungen. Ist unter den Malereien, der mangelnden grauen
Töne und der zu großen Tiefen halber die der Blumen im Grunde noch die schwächste,
so wird sie doch nie beleidigend, ja wäre oft mit einer kleinen Geschmacksverbesse
rung, breiterer und flacherer Behandlung leicht in eine sehrgute umzuwandeln. - Unter
den nur meist noch etwas zu schwer ausgeführten figürlichen Bildern zeichnen sich
zwei vergoldete Vasen mit Ganymed und Hebe, nach Zeichnung von Eisenmenger,
andere nach Rahl, Bitterlich u. A. sehrvortheilhaft aus. Ist es auch noch nirgends voll
ständig gelungen, die Behandlung so breit, leicht und grau gehalten zu bekommen, wie
sie für diese Technik am besten paßt, so ist ihr doch ein bestimmter und eigentüm
licher Charakter nicht abzusprechen, vor allem aber verletzt sie wenigstens nie.
Gerade diese negative Tugend aber ist es, die man bei andern so sehr vermißt. Einmal
auf diesem Wege scheint es nur eine Frage der Zeit, daß diese glänzende Produktion
auch in diesem Stücke die des Auslands bald eben so sicher eingeholt haben wird, als
sie dieselbe in der Reinheit der plastischen Form schon fast durchgänqiq übertrifft “
(Pecht 1873, S. 251-255)
WELTAUSSTELLUNG PARIS 1878
Im Katalog der österreichischen Abteilung wird nicht nur die Firma Lobmeyr genannt,
sondern auch auf die für sie tätigen Künstler und Kunsthandwerker hingewiesen:
„Lobmeyr J. & L. (L. Lobmeyr), k.k. Hof-Glaswaaren-Fabrikanten (Wien, I. Kärntnerstr.
13). 1862 Med., 1867 silberne Med., 1873 Juror, 1876 Med. Verteter in Paris: Wilhelm
Schippich, event. Franz Heible und Alex. Blasig. - Glaswaaren feinster Art, Kronleuch
ter, Armleuchter aus Glas und Bronze.
Das Etablissement im Jahre 1823 von Josef Lobmeyr Vater gegründet, wurde 1852 von
Josef Lobmeyr Sohn übernommen, der sich nach dem Tode seines Vaters mit seinem
Bruder Ludwig associirte und 1856 die Firma J. & L. Lobmeyr gründete, welche Letz
terer nunmehr nach dem Tode des Josef Lobmeyr fortführt.
Die Zeichnungen zu den Glasgegenständen werden theils von den ersten Künstlern
Wiens, wie Oberbaurath von Hansen, Schmidt, Regierungsrath J. Storck, die Decora-
tionen vieler Gefässe von den Architekten Machytka & Schmoranz, Rehlender, Salb
und anderen, endlich viele Entwürfe von L. Lobmeyr selbst gemacht.
Ein grosser Theil der Waaren wird von Meyr’s Neffe in Adolf völlig, und andere theil-
weise ausgeführt und dann in Lobmeyr’s Raffinerie in Blottendorf (Böhmen) fertig gra
vid, bemalt, vergoldet und geschliffen. Die Silberarbeiten sind von Ratzersdorfer, die
Bronzefassungen von Sigm. Wand und von Hanusch gefertigt.
Die Waaren gehen thatsächlichst in alle Welttheile, zumeist dahin, wo man auf vollendet
durchgeführte Waaren höheren Werth legt.“ (Kat. Paris 1878, Österreich, S. 89).
Eine Zusammenfassung zeitgenössischer Kommentare (Frauberger, Pecht u.a.)
belegt die hohe Wertschätzung, die Lobmeyr genoß: die farbenreiche, formenedle,
mit wechselnder, immer stilvoller Verzierung und stets exakter Technik versehene
Kollektion Lobmeyrs verdiente wahrlich den ersten Preis: seine geschliffenen, nament-
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