rungen bedacht und manches gelingt ihm vorzüglich und reizend, so z. B. in geschlif
fenen Tafelgläsern, die leicht mit Farben verziert sind; manche Gegenstände jedoch,
wie z.B. die Lüstres, lassen das Gefühl für die elegante, schöne Form noch zu sehr
vermissen. Bei Schreiber möchten wir als charakteristische Erscheinungen das
Bestreben erkennen, auch das einfache, gewöhnliche und billige Tafelglas durch die
Form zu veredeln und dieses Bestreben, in welchem er durch das künstlerische Talent
Flauser’s unterstützt wird, ist durchaus richtig und rühmlich. Andere Fabrikanten, die
verschiedentlich Gutes in neuester Richtung gebracht haben, sind W. Floffmann in
Prag, Reich & Co., sowie die gräflich Seilern’sche Fabrik in Josephsthal.
Die deutschen Glasfabriken sind in keiner Weise selbstständig: im Material böhmisch,
entfernen sie sich auch im Ganzen nicht von dem Geschmack des böhmischen Gla
ses. Es gibt nur Varianten, dietheils lokaler Art sind, wiez. B. die Fabrik von Steigerwaldt
Neffen den Einfluß der Münchner Kunst in der Art der Ornamentation erkennen läßt,
oder sie unter englischem Einfluß entstanden. Vielfach begegnen wir den eigentümli
chen Formen der englischen Tischgläser mit ihren schlanken, unprofilirten Stengeln.
Auch eine Reihe sehr feiner und zierlicher weißer Glasgefäße der gräflich Schaffgot-
sche’schen Fabrik in Schlesien weisen zunächst auf englische Vorbilder hin, obwohl
diese wieder altvenetianische Muster gehabt haben. Ueberhaupt nimmt die Schaffgot-
sche’sche Fabrik wohl den ersten Platz unter den deutschen ein, doch folgt sie meist
den bisherigen im Genre verwerflichen böhmischen Ornamentationsweisen, nur daß
sie dieselben verfeinert und mildert.
Der Art und dem Kunststil nach steht dem böhmischen Glas das englische am näch
sten. Der Schliff ist für Form und Ornament auch bei ihm die charakteristische Weise.
Doch ist eine wesentliche Verschiedenheit vorhanden, insofern als das englische
bleihaltige Glas (Flintglas) bei prismatischer, krystallinischer Schleifung in vollen
Regenbogenfarben spielt, während das böhmische grade dieses zu vermeiden sucht.
Die Engländer gründen auf diese Eigenschaft eine eigenthümliche Decoration, indem
sie durch diamantirte Schleifung der ganzen Oberfläche das Feuer und Farbenspiel in
höchster Weise zu entwickeln trachten. Dies findet Anwendung bei Trinkgläsern,
Flaschen und anderem Geräth, ganz besonders aber auch bei den Kronleuchtern. Von
diesem Gesichtspunkt aus ist ein riesiger Lüster von Green, aus tausenden, nach
diesem System geschliffenen Krystallstückchen zusammengesetzt, bewunderns
würdig. Diese Decoration hat aber auch ihre Nachtheile, weil die Art der Schleifung die
Linien des Contours zerstört, und es waren darum die Formen bisher meist plumperer
Art. Die gegenwärtige Ausstellung zeigt aber das Bestreben, wenigstens bei Flaschen
und Gläsern dennoch bessere Formen einzuführen.
Es ist diese Art Decoration aber nur die eine Kunstweise des englischen Glases. Die
andere ist die, in dünner Masse von äußerster Klarheit und Reinheit höchst elegante
und feine Formen herzustellen und sie mit entsprechend feinen und zierlichen Orna
menten, theils durch den Schliff - und das ist die kostbarere Art - oder durch Aetzung,
zu umziehen. Die Formen nähern sich meistens denen der griechischen Thongefäße.
Es ist eine Fülle schöner Arbeiten in dieser Art vorhanden, obwohl der Aussteller selbst
(James Green, Pellat & Wood, Daniels & Son) nur wenige sind. Wir schätzen diese
Gläser unter die schönsten Erzeugnisse der modernen englischen Kunstindustrie.
Frankreich, wie schon gesagt, ist diesmal mit der Fülle seiner zierlichen, oft überzier
lichen Glasgefäße, mit denen es 1867 zu Paris glänzte, völlig ausgeblieben. Sehen wir
von den Glasmalereien, sowie von einigen, zum Theil sehr schönen Spiegeln mit
geschliffenen Glasrahmen ab (von Loremy, Grisey und Co. in Paris), so ist das franzö
sische Glas als Kunstsache nur in zweierlei Weise vertreten, einmal durch die vortreff
lichen Imitationen altorientalischer Glasarbeiten von Brocard in Paris, und sodann
durch die farbig decorirten, geätzten Tafelscheiben von J. Dopter in Paris. Diese blauen,
56