Wirkung kommen läßt. Von schlimmerem Effekt noch ist diese Ueberladung bei den
Spiegeln, deren Rahmen mit freien Blättern und Blumen in Hochrelief, man muß sagen,
benagelt sind. Die Vorbildern gehören wohl schon großentheils der späteren Zeit an
und sind keineswegs von dem reinen und edlen Geschmack, der sonst die venetia-
nischen Glasarbeiten auszeichnet. Noch mehr ist es eine Verirrung, wenn ein Fabrikant
(A. Fuga) Sessel von Glas ausgestellt hat.
Die Fabrik von Salviati & Co. behauptet auch heute noch den ersten Rang unter den
Muranesen und Venetianiern, aber sie steht nicht allein. Sie hat den Industriezweig fort
gerissen und eine Reihe Fabrikanten, die zum Theil Vortreffliches leisten und ihre Spe
zialitäten haben, sind der neuen Bahn gefolgt. Wir nennen von denen, die ausgestellt
haben, Lorenzo Radi, die Brüder Toro und Giovanni Fuga sowie Angelo Fuga.
Es bleibt uns nun noch übrig als einer letzten Eigenthümlichkeitdes russischen Glases
zu gedenken, und zwar einer bestimmten Art der kaiserlichen Fabrik. Es gibt noch
anderes russisches Glas auf der Ausstellung (W. & E. Hordliczka), sowie ungarisches
und portugiesisches Glas, alles das ist aber ohne Besonderheit und bewegt sich in den
veralteten Formen des böhmischen Krystallglases. Jene Eigenthümlichkeit des russi
schen Glases besteht darin, daß die Ornamente auf einem farbigen Glase mit Email
farben in Relief aufgeschmolzen sind. Es ist die alte orientalische Weise, die in stren
gerer Imitation von Brocard in Paris geübt wird, hier aber insofern freier und nationaler
erscheint, als die Ornamente in ihrer Zeichnung ächt russisch sind. Uebrigens ist die
kaiserliche Fabrik dabei nicht stehen geblieben, sie hat auch venetianische Motive
benützt und selbst solche von Lobmeyr entlehnt. Sie erscheint somit neben ihrer
Eigenthümlichkeit noch in einer gewissen Vielseitigkeit.
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