u.dgl. nach griechischen Thongefäßen, Professor Eisenmenger die Figuren dazu. Ich
ließ das in sogenanntem Beinglas ausführen, das braun und schwarz bemalt wurde, so
daß die Gefäße den griechischen aus Thon im Aussehen möglichst nahe kamen...
Besseres in dieser Art wurde kaum je ausgeführt, aber es war doch verfehlt, Thonge
schirr im Glas nachzuahmen, es fand auch keinen Anklang: das Opfer war nicht gering
- mindestens habe ich eine Lehre daraus gezogen...“ (Autobiographie Lobmeyr,
S. 213).
Einige Jahre nach der Wiener Weltausstellung (die zitierte Stelle der Autobiographie ist
nicht genau datierbar) beschreibt Lobmeyr seine weiteren Bemühungen: „... So
war schon manch bessere Leistung in Verwendung des farbigen Glases zu zeigen als
1873, wo die opaken Sorten nahezu alleinherrschend waren. Dies Alabaster, Türkis,
Beryll u.s.w. war glücklich schon überwunden, fast nur steingrüne oder tiefblaue und
rothe, oder helle, durchsichtige Farben in Verwendung, welche durch Schliff und
Emailbemalung, Vergoldung od. dgl. zu wirklich edler Wirkung gebracht werden konn
ten. Ich war diesfalls bereits auf besserem Wege, doch liegt noch eine lange Strecke
vor mir, bis ich auf eine befriedigende Höhe gelange; dazu kommt, daß es keine beson
deren Weisungen dafür giebt und man erst ein richtiges Empfinden dafür aufbringen
muß...“ (Autobiographie Lobmeyr, S. 224).
Bruno Bücher, der „Lieber ornamentale Kunst auf der Wiener Weltausstellung“ (Berlin
1874) referierte, befaßte sich kritisch mit der Gestaltung des Glases in Form und Orna
ment (Bücher 1874, S. 28-30): „Erst wenn das Glas gefüllt ist, läßt sich mit Sicherheit
sagen, ob es seiner Bestimmung entsprechend geformt und ornamentirt ist, und ich
glaube, daß solche Proben öffentlich angestellt, unser Urtheil in manchem Stücke
modificiren würden. Das durchsichtige Glas erhält durch das Getränk erst einen Kör
per, das Ornament eine Folie. Ist das Getränk farbig, so kann möglicherweise das Ver-
hältniß der einzelnen Theile zu einander sich ganz anders darstellen, als so lange das
Gefäß leer war; ist es farblos, wie das Gefäß selbst, also z. B. Wasser, so fragt sich, ob es
richtig ist, das Glas so dünnwandig zu gestalten, daß das Ganze wie ein Phantom, wie
ein Schatten erscheint. Die außerordentliche Dünne des Glases zwingt überdies, auf
die Ornamentation fast gänzlich zu verzichten, wenigstens auf die würdigste, die echt
künstlerische Art der eingeschliffenen und zu voller Klarheit auspolirten Verzie
rungen.
Semper spricht in seinem berühmten Werke über den Stil die Vermuthung aus, die
Thatsache, daß das Absolut= Durchsichtige eigentlich formlos erscheint, möge die
Alten dahingebracht haben, jene Eigenschaft des Glases absichtlich zu dämpfen
oder aufzuheben. Er erinnert daran, daß die zahlreich gefundenen Scherben von
Prachtgefäßen aus schönstem weißem durchsichtigem Glase fast alle innerlich mit
dem Rade mattgeschliffen, wo nicht gar mit einem Anfluge undurchsichtigen Milch
glases befangen sind. Für gewöhnlich nimmt man freilich an, daß die Bevorzu
gung des gefärbten Glases einen Hauptgrund in der Schwierigkeit gehabt habe, völlig
farbloses herzustellen, und auch eine von Semper ebendaselbst angezogene viel
citirte Stelle im Plinius spricht für diese Auffassung, da dieser Schriftsteller eben als
die höchste Leistung in der Glastechnik das durchsichtige, dem Krystall sehr nahe
kommende bezeichnet. Dem sei nun übrigens wie es wolle, sicher ist wohl, daß ebenso
wie der Schnitt eines Kleidungsstückes erst wenn es am Körper ist, wie eine Tapete
nicht nach einem kleinen Abschnitt, sondern erst in voller Ausspannung an der Wand
sich beurtheilen läßt, so die Form eines Glasgefäßes erst, wenn dies seinen Inhalt hat.
Und auch das können wir als zweifellos erachten, daß unzählige Widersinnigkeiten im
Färben des Glases unterbleiben würden, wenn die Fabrikate solcher Prüfung unter
zogen wären. Allerdings gehört von vornherein eine arge Gedankenlosigkeit dazu, ein
Bierglas türkisenblau zu färben u. dgl. mehr, aber der Anblick der appetitlichen Farben-
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