mischung, wenn das Blau eine braune Folie erhielte, müßte auch den stumpfsten Sinn
entsetzen.
Etwas anderes ist es freilich, wenn Gläser überhaupt gar nicht für den Gebrauch be
rechnet sind, was z. B. bei gewissen venezianischen Fabrikaten von vornherein ange
nommen werden muß. Aber das wirklich Gute hält auch dann die Probe aus. So sind die
herrlichen opalisirenden Kelchgläser von Salviati in Venedig erst recht schön, wenn
man sie mit goldfarbigem Weine gefüllt hat. Da wir uns einmal so weit vom englischen
Glase entfernt haben, mögen auch gleich noch die Versuche erwähnt werden, dem
Glase Körper zu geben, indem man dessen Transparenz theilweise aufhebt und eben
dadurch den Effekt der durchsichtig gebliebenen Theile um so mehr erhöht. Das ist in
verschiedener Weise geschehen. Einmal durch netzartige Bemalung mit Emailfarben,
die als Fäden in den mannichfaltigsten, zierlichsten Verschlingungen das Krystallglas
überspinnen und in den Maschen es in voller Klarheit bestehen lassen - dergleichen
Arbeiten hatten Brocard in Paris und Lobmeyr in Wien ausgestellt.“
Zur Technik des Farbenglases seien abschließend einige Zeitgenossen zitiert.
Julius Reich (1898, S. 112) berichtet:
Dafür wurde in Oesterreich vor einigen Jahren eine Rosafarbe hergestellt, und zwar
vom Glasfabrikanten Franz Welz in Klostergrab und der Firma S. Reich & Co., welche
unter dem Namen Cröme oder Lachsrosa vielen Anklang fand; in jüngster Zeit wurde
von Dr. Alfred Reich ein Patent auf ein neues Himbeerrosa genommen, so dass über
Mangel an Bestrebungen auf diesem Gebiete nicht zu klagen ist.
Neben dem durchsichtigen (transparenten) Farbenglas erfreut sich auch das halb
durchsichtige und das undurchsichtige (opake) in Oesterreich einer bedeutenden
Förderung; so ist das Milch- (auch Beinglas genannt), Alabaster- und Opalglas, sowie
die verschiedenen Färbungen desselben, wie Chrysopras (grünes), Turquis (blaues)
rosa du Barry (rosa Beinglas). Alabasterglas wird in Böhmen erst seit Anfang dieses
Jahrhunderts erzeugt. Anfangs wurde die Trübung durch eine Art Entglasung herbei
geführt, welches Glas unter dem Namen Reaumur'sches Porzellan bekannt ist; später
durch Verwendung von Knochen, Guano, Federweiss, Kryolith, Feld- und Flusspath.
Milch- oder Beinglas wurde in Böhmen in hervorragend schöner Qualität erzeugt und
die älteste Trübung mit Zinnoxyd bewirkt, welches schon von Neri empfohlen wurde.
Kunkel wendete Knochenasche an. 1860 kam dann der schon erwähnte Kryolith auf,
und als dieser durch ein Monopol vertheuert wurde, wurde derselbe auf der Glasfabrik
Krasna der Firma S. Reich & Co. durch eine Composition ersetzt, welche ein gleich
schönes Glas lieferte, und die seitdem vielfach Nachahmung gefunden hat.“
Bruno Bücher definiert in seinem „Real-Lexikon der Kunstgewerbe“ (Wien 1884, S. 26)
das Beinglas folgendermaßen: „Beinglas, vermittelst eines Zusatzes von Knochen
asche weißgefärbtes, nicht durchsichtiges, sondern nur durchscheinendes Glas,
welches, gegen das Licht gehalten, einen bräunlichen oder röthlichen Schimmer zeigt,
und sich hierdurch von dem Milchglase unterscheidet.“ Milchglas ist laut Bucherein
„durch Zusatz von Zinnoxyd trüb weißlich gefärbtes, durchscheinendes Glas, welches
auch gegen das Licht gehalten keine andere Färbung zeigt“ (Bücher 1884, S. 256).
Im Jahre 1905 veröffentlichte Paul Randau sein Werk „Die farbigen, bunten und verzier
ten Gläser“ (Wien-Leipzig, 1905), in dem er - neben vielen detaillierten Informationen -
auch einen Überblick über die „färbend wirkenden Substanzen in den Gläsern“ gibt:
„Wenn wir die Substanzen ins Auge fassen, welche den Gläsern charakteristische Far
ben erteilen, ergibt sich folgendes:
Für weiß. Zusätze von Körpern, welche eine weiße Farbe haben und gegen die ge
schmolzene Glasmasse indifferent sind; derartige Körper sind z. B. das Kalziumortho-
phosphat, wie wir es in der Knochenasche zur Verfügung haben, ferner das Mineral Talk
und endlich das Zinnoxyd, welches, in der Glasmasse verteilt, derselben eine rein
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