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Volltext: Orientalisierende Gläser

auf kurzen gedrungenen Säulen und von roher, architektonischer Composition.“ (Tei- 
rich 1874, S. 83, 87). 
Jacob Falke verweist die Arbeiten Brocards eher in den Bereich des archäologisch 
interessanten: „Sonst ist es nur Brocard in Paris mit seinen ganz vortrefflichen Imita 
tionen altorientalischer Glasarbeiten von Lampen, Schalen, Pocalen u.s.w., der unser 
Interesse erregt. Der Standpunkt dieser Arbeiten ist aber weniger der industrielle als 
der des Archäologen und des Kunstliebhabers. 
Die technische Eigenthümlichkeit dieser orientalischen Gläser, nämlich die Ornamen- 
tation mit erhaben aufliegenden Emailfarben (nunmehr auch von Lobmeyr wie in der 
Imitation altdeutscher Gläser angewendet) ist aber insbesondere von der kaiserlich 
russischen Glasfabrik in Petersburg adoptirt worden. Dem Orient verwandt, sieht und 
sucht die russische Industrie etwas Nationales darin und überträgt darauf dieselben 
ihrer Holzarchitektur entlehnten Ornamente“ (s. Abb. 35, S. 85). 
Ludwig Lobmeyr, auf der Pariser Weltausstellung 1878 als Juror tätig, berichtet von 
einem amüsanten Zwischenfall in Paris, allerdings leider ohne den Namen des betref 
fenden französischen Malers zu nennen: „... Ein kleiner französischer Maler, der Ge- 
fässe mit orientalischen und Renaissance-Ornamenten in Email ausgestellt hatte, hob 
das Verdienst seiner Leistungen besonders schwungvoll hervor und lästerte die ähn 
lichen Arbeiten in den österreichischen Abtheilungen. Es waren die meinen. Ich hörte 
zu, ohne eine Miene zu verziehen, bis ihm einer der Herren sagte: dies hier ist ja Herr 
Lobmeyr selbst - mais pardon! wandte sich der Betreffende an mich; ich versicherte 
ihm, daß ich mich nicht gekränkt fühle, weil er ja doch nur um sich selbst zur Geltung zu 
bringen etwas zu weit ging - die Franzosen würdigten meine Gleichgültigkeit. Die Beur- 
theilung der österreichischen Aussteller beließ ich bis zuletzt...“ (Autobiographie Lob 
meyr, S. 232-233). 
Anläßlich der Triester Ausstellung 1882 unterschied Bruno Bücher (Mitth. 9/1882-83, 
S. 244) mehrere „Hauptströmungen“ der Glasproduktion: „das gravirte Krystallglas, 
das mit Email decorirte farblose, meistens in orientalisirendem Style, das in der Masse 
oder oberflächlich gefärbte und endlich das farblose oder färbige mit angeschmol 
zenen Ornamenten“. 
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