taloge des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie), im besonderen zeitge
nössische Fotos damals ausgestellter Gegenstände, sowie einige wenige erhaltene Fir
menkataloge. Da das Museum eine beachtliche Anzahl der Schappelschen Borussia-
Gläser besitzt, wurde der Spezialkatalog dieser Gattung Glas in die vorliegende Publika
tion vollständig eingearbeitet.
Das Archiv des Österreichischen Museums für angewandte Kunst erwies sich vor allem
im Hinblick auf die große Ausstellung österreichischen Kunst- und Exportglases im
Jahre 1915 als besonders ergiebig.
DATIERUNGS- UND ZUSCHREIBUNGSFRAGEN
Das in den Inventaren (W.l. = Wanderausstellungsinventar, Gl = Glasinventar) festgehal
tene Datum darf bei Anlegen strenger Maßstäbe bestenfalls als Inventarisierungsdatum,
nicht immer als Datum des Erwerbs angesehen werden. Die Gläser selbst können, wie
zeitgenössischen Abbildungen oder anderen Quellen zu entnehmen war, manchmal
Jahre vorher entstanden oder aber auch unmittelbar nach ihrer Entstehung erworben
worden sein.
Die Provenienzangaben in den Inventaren beziehen sich manchmal auf den Raffineur,
dann wieder auf die Fabrik, häufig auf die genannten Giasverleger Bakalowits und Lob-
meyr.
Die Ausstellung österreichischen Kunst- und Exportgiases, als Wanderausstellung
(Wien, Brünn, Reichenberg, Stockholm, Berlin, Hamburg) realisiert, führte auch zum
Verkauf und - im schlimmsten Fall - zum Bruch eines Glases. Es ist nachweisbar, daß
dann dasselbe Glasmodell nachbestellt wurde, sodaß nur exakte Vermerke in den Inven
taren darauf hinweisen, daß das ursprünglich inventarisierte Stück ersetzt wurde und
nicht mit dem heute vorhandenen identisch ist. Mit diesen Nachlieferungen hatten die
böhmischen Glasfirmen in jener kritischen Zeit ihre Schwierigkeiten, und es kam vor,
daß die Raffineure das benötigte Rohglas nicht mehr beschaffen konnten, was vor allem
bei unkomplett gewordenen Ensembles schmerzlich spürbar wurde.
Im allgemeinen ist jedoch das inventarisierte Glas mit dem heute vorhandenen iden
tisch, sodaß durch das Inventarisierungsdatum ein verläßlicher terminus ante quem für
ein ganz bestimmtes Glas gegeben ist. Das erscheint deshalb besonders wichtig, als
manche erfolgreiche Glasmodelle über längere Zeit erzeugt wurden (durch die erhalte
nen Archivalien aus dem Bereich der Wiener Werkstätte nachweisbar).
KRISTALLGLAS
(Kat. Nrn. 1-162, S. 34-181)
Bekannte Künstler wie Kolo Moser, Emil Hoppe, Otto Prutscher und Josef Hoffmann
entwarfen Gläser, deren Wandung verschiedenartig facettiert geschliffen war.
Erstmals 1906 abgebildet (Kat. Nr. 1), ist das Glasservice von Kolo Moser vom Entwurf
her vermutlich einige Jahre früher zu datieren. In einem Band der Firma Bakalowits mit
Werkskizzen (Inv. ÖMAK, B.l. 32066 c) sind die Formen des Tafelservices von 1902 in
drei Ausführungsvarianten festgehalten (optisch, Pentagramm, Schuppen), wobei die
letztgenannte Variante dem Glastypus mit sechseckigen Facetten (Kat. Nr. 2) entspre
chen könnte.
Vom Tafelservice Nr. 130 der Firma Bakalowits von 1906 konnte der Großteil der Formen
in den letzten Jahren erworben werden; Widmungen und Leihgaben komplettieren das
Service in der Ausstellung (Kat. Nr. 7-33). Der Entwerfer Emil Hoppe schuf mit diesem
Service und seinem horizontal sowie vertikal gegliederten Facettenschliff sicher eines
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