Massivglas, das nahezu hochreliefartige Schliffe erlaubt, wurde ebenfalls für Gläser je
ner Zeit verwendet (Kat. Nr. 73-75).
Der Vertikalschliff einer Toilettegarnitur (Kat. Nr. 78-81), als Firmenentwurf von J. & L.
Lobmeyr überliefert, besticht durch Einfachheit, verbunden mit größtmöglicher opti
scher Wirkung.
Deckeldosen religiöser (Kat. Nrn. 82, 83) und profaner Verwendung (Kat. Nrn. 84-87)
bringen uns mit Oscar Strnad einen weiteren prominenten Entwerfernamen (Kat. Nrn.
86, 87), die nordböhmische Fachschule Haida ist mit kunstvoll geschliffenen Gläsern
(Kat. Nrn. 88-91) aus der Zeit um 1910 vertreten, wobei der Deckelpokal (Kat. Nr. 91) in
seiner effektvollen, aber dennoch einfachen Horizontal- und Vertikalteilung und dem
nach oben verjüngten, abgetreppten Decke! zu den eindrucksvollsten Schöpfungen
zählt und in der Art des Schliffs dem noch schlichteren Farbglas (Kat. Nr. 164) verwandt
ist.
Die vor 1914 entworfenen Kristallgläser des Ateliers Artel, Prag, gehören sowohl in der
Formgebung als auch im Schliffdekor zum besten dieser Zeit. Die Bowlegarnitur von Jan
Kotera, um 1904 erstmals auf der Weltausstellung St. Louis präsentiert, zeigt noch einen
überbordenden Reichtum an Oberflächenschliffen, der in der späteren Ausführung (Kat.
Nr. 92) eine weitgehende Reduktion erfährt, wodurch die Klarheit der Form unterstri
chen wird. Auch die Wandungen von Deckeldosen (Kat. Nrn. 93, 94) sind flächig ge
schliffen, während tiefe Einkerbungen die siebenfach geschwungene Form einer Vase
(Kat. Nr. 95) kennzeichnen und der Rand eines Aufsatzes (Kat. Nr. 96) in großzügigem
Zickzack gestaltet ist. Champagner- und Weingläser (Kat. Nrn. 97-99) mit geschliffenen
Stielen und dünn eingeschliffenen, umlaufenden Linien sind aus Kristallglas gearbeitet,
die Kuppa der Moselweingläser aus grünem Glas (Kat. Nr. 99). Die Likörservice von Ar
tel kombinieren geschliffenes Glas (Kat. Nr. 100) manchmal auch mit optisch geblase
nem (Kat. Nrn. 101, 102).
Ein weiteres Likörservice (Kat. Nrn. 103, 104) stammt von Otto Prutscher, der als Glas
entwerfer noch viel zu wenig beachtet wird. Von ihm wurde eine ganze Reihe weiterer
Gläser (Kat. Nrn. 106-110, 112, Vasen, Aufsätze, Deckelpokale) geschaffen, die Carl
Schappel in Haida ausführte.
Eine zeitgenössische Abbildung identifiziert Carl Thomas, der uns im zweiten Band des
Bestandkataloges noch begegnen wird, als Entwerfereines Deckeipokals (Kat. Nr. 111).
Ist dieser Künstler als Glasentwerfer noch weitgehend unbekannt, so muß Josef Ema-
nuel Margold in dieser Eigenschaft nicht mehr vorgestellt werden. Seinem Deckelgefäß
in der Wiener Sammlung (Kat. Nr. 114) kann dank einer Leihgabe aus Graz eine achtsei
tige, geschliffene Deckeldose gegenübergestellt werden (Kat. Nr. 115), beide mit den
Klebeetiketten mit dem Firmennamen von Schappel und dem Entwerfernamen sowie
der Werknummer versehen.
Anonym hingegen sind bisher zwei Glasschöpfungen geblieben, die dessenungeachtet
den höchsten Ansprüchen an Formgebung und Schliff gerecht werden: eine Kassette
(Kat. Nr. 116) und ein Flakon (Kat. Nr. 117), erstere von der Firma Meyr’s Neffe, Adolf,
ausgeführt, letzteres von Lobmeyr an des Museum verkauft. Drei Leuchter mit Facetten
schliff (Kat. Nrn. 118-120), einer zusätzlich mit Kantenschliff (Kat. Nr. 118) stammen
ebenfalls von Meyr’s Neffe, ebenso die ungewöhnliche Kombination Leuchter/Deckel
dose (Kat. Nr. 121).
Über die Firma Lobmeyr für das Museum erworben, ist die Schreibtischgarnitur von Os
wald Dittrich (Kat. Nr. 122) heute leider nicht mehr in der Sammlung erhalten.
Eine Deckeldose (Kat. Nr. 123) und eine Deckelvase (Kat. Nr. 151), beide nach Entwurf
der Fachschule Haida von Oertel, Haida, ausgeführt, unterstreichen die Bedeutung der
Fachschulen für die regionale Industrie. Von den später zu nennenden Überfanggläsern
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