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Volltext: Josef Hoffmann - Bestecke für die Wiener Werkstätte

Sehr groß war bisher auch die Unsicherheit bei der Datierung der in Museal- oder Privat 
besitz erhaltenen Hoffmann-Bestecke. Die meisten dieser Datierungen - dies mag vor 
ausgeschickt werden - sind entweder nur Annäherungswerte oder schlichtweg falsch. 
Das lag wohl an der bisher fehlenden wissenschaftlichen Bestimmung. Oft sind zwar das 
Jahr der ersten Produktion und ein ungefährer Zeitraum der Produktionsdauer feststell 
bar, nicht aber das Produktionsjahr eines ganz bestimmten Bestecks. Dazu kommt, daß 
die wenigsten der im Österreichischen Museum aufbewahrten Entwürfe datiert sind. Zu 
sätzliche Datierungsschwierigkeiten ergaben sich daraus, daß nicht immer die Entwürfe 
für alle Besteckteile gleichzeitig entstanden; oft wurden gewisse Grundformen entworfen 
(Tafelbesteck, Dessertbesteck), und nach und nach, je nach Bedarf, entwickelte man die 
weiteren Formen. 
Die Besteckformen waren keineswegs immer identische Wiederholungen der ursprüng 
lichen Entwürfe. Veränderungen der Kontur sind bereits kurze Zeit nach Entstehen des 
Hoffmann-Besteckes „flaches Modell“ feststellbar. Andererseits sind einander manche 
Bestecke - oberflächlich betrachtet - wieder so ähnlich, daß man sie leicht verwechseln 
könnte: etwa das Besteck „rundes Modell“ und das Besteck „S be 5“. Hinzu kommt, daß 
man auch mit der Bezeichnung „Ausführung Wiener Werkstätte“ vorsichtig sein muß, da 
von etwa 1907-1909, fallweise auch später, die Wiener Firma Bach mann & Co. für die Wie- 
nerWerkstätte zah Ireiche Bestecke aus versilbertem Alpaka herstellte. Dies läßt ebenfalls 
Parallelschlüsse auf andere Materialbereiche in der Produktion der Wiener Werkstätte zu 
(bei vielen Gläsern und Keramiken wissen wir zuverlässig, daß sie zwar in der Wiener 
Werkstätte entworfen, aber nicht dort ausgeführt wurden). 
Die Herausforderung, all diesen Problemen auf den Grund zu gehen, war groß; zwar war 
eine restlose Klärung mancherFragen nicht möglich, dadas Archiv derWienerWerkstätte 
im Österreichischen Museum teilweise sehr lückenhaft ist, doch ergaben sich so viele 
Anhaltspunkte, daß eine Gesamtdarstellung der Bestecke Hoffmanns für die Wiener 
Werkstätte möglich schien. 
Der vorliegende Buchkatalog bildet immerhin zu den 490 Katalognummern nicht weniger 
als 354 Entwürfe oder ausgeführte Bestecke ab, wobei die Gegenüberstellung von Ent 
wurf und Ausführung ebenso angestrebt wurde wie jene von Katalogtext und Abbildung. 
Alle Zeichnungen wurden aus den Beständen des Österreichischen Museums reprodu 
ziert; Bestecke stammen sowohl aus dem Museum als auch aus Wiener Privatbesitz und 
dem Wiener Kunsthandel (besonders gedankt sei hier der Galerie am Graben und der 
Galerie bei der Albertina). 
Man kann annehmen, daß sich in Privatbesitz noch viele interessante Bestecke Hoff 
manns befinden, und das vorliegende Buch mag mithelfen, sie zu identifizieren und zu 
datieren. 
Wien, Jänner 1982 Waltraud Neuwirth 
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