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Abb. 5. Tafelarrangement aus der Ausstellung derWienerWerkstätte „Dergedeckte Tisch “(Herbst 1906).-Öster-
reichisches Museum für angewandte Kunst, Photo Archiv Wiener Werkstätte
me von Dessertbäckereien und Cakes verwendet wird. Sehr praktisch finde ich, daß die
Fruchtaufsätze keinen Rand haben, sondern bloß ganz flache Silberblechplatten vorstel
len, so daß das Obst bequem auf dem Boden herumkollern kann. Das gibt Gelegenheit zu
scherzhaften Gesprächen und Anlaß, sich holden Reformfrauen zu Füßen zu werfen. Und
wenn soeinkleinerFrauenfußzufälligeineZwetschke zertritt, entsteht auf die natürlichste
Art ein neues ornamentales Motiv.
Auf dem .Geburtstagstische' sind die reizendsten Geschenke ausgelegt. Eine Trauertor
te, schwarz-weiß mit Totenkerzerln umsteckt. Demel als Pompfunebrer, Gerstnerals Kon
duktansager. Lieb ist auch das sezessionistische Wetterhäuserl, aus dem Moser und
Floffmann abwechselnd herauskommen. In einer Nische des Speisesaales können gleich
die Aufbahrungen vorgenommen werden. Dort hängt die Pallas Athene von Klimt, ganz
verschmiert und nachgedunkelt, und Kandelaber stehen schmerzhaft zu beiden Seiten.
Der Rauchtisch ist eine düstere Katastrophe. Ganz angeraucht. Ich habe zuerst geglaubt,
es wäre ein Richtblock.
Das geometrische Element leitet die beiden Kunsttafeldecker bei ihren Schöpfungen,
und der neue Verdauungssegensspruch wird wohl lauten müssen: .Wünsche wohl liniert
zu haben.' Zwei parallele Makkaroninudeln können erst im unendlichen Raum geschnit
ten werden, außer man schneidet sie im Winkel. Das ist aber auch nicht ganz leicht mit
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