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Abb.7.Tafelarrangement ausder Ausstellung derWienerWerkstätte„DergedeckteTisch“ (Herbst1906).-Öster
reichisches Museum für angewandte Kunst, Photo Archiv Wiener Werkstätte
abzustammen.
Unsere lieben Hausfrauen werden sich also bald entscheiden müssen, ob sie ,das Bacht'
vom Miethke, von der Sezession oder vom Künstlerhause nehmen sollen.“
Einen ausführlichen Bericht über die Ausstellung „Der gedeckte Tisch“ gibt Ludwig
Hevesi (datiert 12. Oktober 1906):
Ich sah die Vorbereitungen schon während des letzten Sommers, als ich die ,W. W.‘ auf
einem Einbruch ins Nachbarhaus ertappte, dessen erster Stock nun mit einbezogen ist.
Die Publikumräume aber gliederten sich damals einen ganzen, großen Schausaal an, in
dem eine Ausstellung schon die Ellbogen rühren kann. Einen schwarzweißen Saal, wie
die Leute sagen, ich weiß wahrhaftig nicht warum, ihre Zunge liegt nun einmal so. Aber er
ist gar nicht schwarzweiß, sondern weißschwarz, was doch etwas ganz anderes ist. Ein
herrlicher Saal, blank wie die Blankheit und mit Blumen geschmückt... Das ist jetzt in der
,W. W.‘ in der Tat eine Ausstellung von gedeckten Tischen. Das Märchen vom Tischlein
deck dich in seiner modernsten Gestalt. Ach Gott, jedes Stubenmädchen glaubt einen
Tisch decken zu können. Ich habe sogar ein Buch über diese Kunst, mit zahlreichen
Illustrationen, z. B. wie man die Servietten in allerlei .schöne', d. h. lächerliche Formen
zusammenlegt. Und mit Angaben, wie man das Tischtuch mit lebenden Blumen .bestreut',
vermutlich um akademisch altrömische Orgienstimmung hervorzurufen - für den Ge
burtstag von Großmama, die eine ganz ehrenwerte, aber gewiß höchst zahme Dame ist.
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