'•H
»> ' A
■ A )
:-V.<r
fl
ar
w*m
/
Abb. 8. Ausschnitt aus dem Tateiarrangement Abb. 7 mit Teilen des Besteckes „flaches Modell“. - Österreichi
sches Museum für angewandte Kunst, Photo Archiv Wiener Werkstätte
Nein, nach dieser Schablone muß unser moderner Tisch nicht gedeckt sein. Da haben
Hoffmann-Moser ganz andere Anschauungen. Und andere Einfälle. Denn es ist ja leider -
oder gottlob - mehr und mehr sicher geworden, daß man zu allem und jedem Einfälle
haben muß. Gedanken und Empfindung, und Fleiß und Folgerichtigkeit. Ein solches
Stück Eßgerät Hoffmanns ist nicht weniger genau überlegt, als ein Präzisionsinstrument
des Forschers, und ein Blumenaufsatz von ihm ist nach Zweck und Form bis in die letzten
Einzelheiten so fein durchdacht, daß man mit so viel Gehirnaufwand ein Monument
errichten könnte. Man sehe etwa auf einem dieser Tische die Moserschen Gläser
gruppen. Immer zu vier Stück, wie ja obligat. Sonst sind es vier ganz verschiedene For
men, in vier verschiedenen Höhen; nichts Unruhigeres alsein Blick über das Glasservice
eines .korrekt' gedeckten Tisches weg. Moser stellt sich das Problem eine Glasservices
mit gleichem Niveau und einer einzigen Form. Er löst es auf die einfachste Weise: durch
ungleiche Höhe der Stengel, bei verschiedenem Umfang der Kelche. Es ist das Glas des
Kolumbus. Wenn man plötzlich eine solche Novität erblickt, schlägt man sich vor die
Stirne. Freilich muß dabei gedacht worden sein, und zwar mit Talent. Und wer kennt nicht
die silbernen Eßbestecke Hoffmanns?
Als dergleichen zum ersten Male in der Sezession erschien, ging ein Sturm durch die
essende Welt. Es hieß, damit kann man nicht essen; und korrekt essen, .englisch' essen
schon gar nicht!
HerrWaerndorferwardereinzige.derdieses Eßservice erwarb, und ich habe seitdem sel
ber damit gespeist, englisch wie ein Engländer, und alles sehr praktikabel gefunden. Die
vorjährige Serie Hoffmannscher Messer- und Gabeltypen ist ja auch noch erinnerlich.
Wie viel graziöse Varianten eines scheinbar unabwandelbaren Typus, den uns das Roko
ko vermacht hat. Auch in Deutschland hat man solche Serien erfunden, aber zwischen
23