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Volltext: Josef Hoffmann - Bestecke für die Wiener Werkstätte

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Abb. 8. Ausschnitt aus dem Tateiarrangement Abb. 7 mit Teilen des Besteckes „flaches Modell“. - Österreichi 
sches Museum für angewandte Kunst, Photo Archiv Wiener Werkstätte 
Nein, nach dieser Schablone muß unser moderner Tisch nicht gedeckt sein. Da haben 
Hoffmann-Moser ganz andere Anschauungen. Und andere Einfälle. Denn es ist ja leider - 
oder gottlob - mehr und mehr sicher geworden, daß man zu allem und jedem Einfälle 
haben muß. Gedanken und Empfindung, und Fleiß und Folgerichtigkeit. Ein solches 
Stück Eßgerät Hoffmanns ist nicht weniger genau überlegt, als ein Präzisionsinstrument 
des Forschers, und ein Blumenaufsatz von ihm ist nach Zweck und Form bis in die letzten 
Einzelheiten so fein durchdacht, daß man mit so viel Gehirnaufwand ein Monument 
errichten könnte. Man sehe etwa auf einem dieser Tische die Moserschen Gläser 
gruppen. Immer zu vier Stück, wie ja obligat. Sonst sind es vier ganz verschiedene For 
men, in vier verschiedenen Höhen; nichts Unruhigeres alsein Blick über das Glasservice 
eines .korrekt' gedeckten Tisches weg. Moser stellt sich das Problem eine Glasservices 
mit gleichem Niveau und einer einzigen Form. Er löst es auf die einfachste Weise: durch 
ungleiche Höhe der Stengel, bei verschiedenem Umfang der Kelche. Es ist das Glas des 
Kolumbus. Wenn man plötzlich eine solche Novität erblickt, schlägt man sich vor die 
Stirne. Freilich muß dabei gedacht worden sein, und zwar mit Talent. Und wer kennt nicht 
die silbernen Eßbestecke Hoffmanns? 
Als dergleichen zum ersten Male in der Sezession erschien, ging ein Sturm durch die 
essende Welt. Es hieß, damit kann man nicht essen; und korrekt essen, .englisch' essen 
schon gar nicht! 
HerrWaerndorferwardereinzige.derdieses Eßservice erwarb, und ich habe seitdem sel 
ber damit gespeist, englisch wie ein Engländer, und alles sehr praktikabel gefunden. Die 
vorjährige Serie Hoffmannscher Messer- und Gabeltypen ist ja auch noch erinnerlich. 
Wie viel graziöse Varianten eines scheinbar unabwandelbaren Typus, den uns das Roko 
ko vermacht hat. Auch in Deutschland hat man solche Serien erfunden, aber zwischen 
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