nahm sich die bunt bemalte Figurder „Ursula Schleglin“ samt ihren restauratorischen Detail
veränderungen zum Vorbild (Abb. 108). Nicht nur die Form, auch die Farbigkeit wurde von
Augarten übernommen, wenn auch die exakten Farbnuancen durch den Brand nicht ganz zu
erreichen waren und die Linienführung der Staffierung, vor allem im Gesicht, jene
Genauigkeit hat, die beim frühen Wiener Porzellan nicht anzutreffen ist.
Die unbemalte Zwergin (Abb. 110) war damals noch nicht im Bestand des österreichischen
Museums; sie wurde im Jahre 1944 erworben und dient uns als wichtiges Dokument des Ori
ginalzustandes. Festgestellt sei überdies, daß bei der unbemalten, weiß glasierten Figur
(Abb. 110) die plastischen Details wesentlich schärfer hervortreten als bei der bemalten
(Abb. 108); dies fällt etwa beim gefältelten Mieder der Zwergin ebenso auf wie bei den Einker
bungen am Saum der Kopfbedeckung. Manchmal gehen bildhauerische Qualitäten bunt
bemalter Figuren durch die Staffierung verloren. Nicht wenige Kenner figuraler Porzellan
plastiken ziehen daher die weiße Figur der bemalten vor.
Die Maße der Zwergenfiguren stimmen bei der „Ursula Schleglin“ vor 1750 und ab 1923
genau überein. Original und Kopie sind jeweils 11,2 cm hoch, der Callotto-Zwerg von
Augarten ist mit 10,9 cm um etwa 2 mm niedriger als das Vorbild.
Nochmals sei davor gewarnt, den eingepreßten Augarten-Bindenschild mit jenem der Wiener
Manufaktur, der von 1744 bis 1749 in Gebrauch war, zu verwechseln.
Ein Verfälschen der üblichen unterglasurblauen Augartenmarke ist wesentlich schwieriger,
da das Ausschleifen einer größeren Fläche notwendig war. Aber auch solch schwerwiegende
Eingriffe und Manipulationen von Porzellan sind zumindest ab dem späten 19. Jahrhundert
dokumentiert und wahrscheinlich bereits vorher durchgeführt worden. Man kann daher nicht
nachdrücklich genug davor warnen.
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