Im Jahre 1891 nahm die Firma an der keramischen Ausstellung in Dresden teil (Sprechsaal
1891, S. 757): ,,Die sächsische Porzellanfabrik von Carl Thieme in Potschappel bei Dresden,
welche sich bezüglich des Ausstellungsraumes am nächsten der Kgl. Porzellanmanufactur
anreiht, sucht auch bezüglich ihrer Fabricate sich der Manufactur anzuschließen. Außer eini
gen sehr exact ausgeführten Alt-Wiener Malereien auf Vasen, Tellern etc. sind 3 große Vasen
von ca. 1 m Höhe zu erwähnen. Dieselben sind theils nach Wiener, theils nach Meißner Art
gemalt, Schäferscenen ä la Watteau, buntbemalte plastische Blumen und vieles Polirgold.
Die Vasen sehen etwas bunt aus, sind aber technisch ganz hervorragende Stücke ...”
Von der Teilnahme an der Ausstellung des „Sächsischen Handwerks und Kunstgewerbes in
Dresden 1896” berichtete der Sprechsaal: ,,... hält sich hauptsächlich an das Vorbild der
Königl. Manufactur in Meißen, d.h. an deren Rococoporzellane in Formen und Verzierungs
weisen. Es waren ausgestellt Blaker und Spiegel mit aufgelegten Blumen für elektrische Be
leuchtung, Schmuckkästchen und andere Ziergefäße, eine Säule mit kobaltblauer Glasur
und reicher Vergoldung, auch Figurengruppen, dann gute Teller nach Alt-Wiener Art, eine
sehr gut gemalte Porzellanplatte mit der Vertreibung der Hagar, dann noch Tafelaufsätze.
Sämtliche Gegenstände waren tadellos gearbeitet.” (Sprechsaal 1896, S. 1325).
Bei einer Markenanmeldung aus dem Jahre 1876 figurierte die Firma bereits unter „Sächs.
Porzellanfabrik Carl Thieme” (Neuwirth Markenlexikon Nr. 2, S. 76, Nr. 456). Unter „Sächsi
sche Porzellanfabrik zu Potschappel von Carl Thieme” wird sie im keramischen Adreßbuch
des Jahres 1907 geführt. Als „Fabrikat” werden „Feinste dekorierte Luxusporzellane” ange
geben (Adreßbuch 1907, S. 190). Die Fabrik beschäftigte damals ca. 200 Arbeiter; die Firma
mußte damals floriert haben, da der Personalstand mit „ca. 200 Arbeitern” in jener Zeit
beachtlich war und da Musterlager in Berlin sowie eine Verkaufsniederlage in Dresden be
standen. Darüber hinaus beteiligte sich die Firma regelmäßig an den Leipziger Messen . Vergli
chen mit dem Adreßbuch von 1907 bringt jenes von 1913 über die Firma keine Information,
die eine wesentliche Bereicherung wären.
Thieme arbeitete in der Stilrichtung verschiedener Manufakturen, besonders im „Wiener”
und im „Meißner Genre”. Die Gefahr der Verwechslung mit eben diesen Manufakturen pran
gerte Hannover in sehr bestimmterWeise an (Hannover 1925, S. 110):
„Of the works in Saxony at present imitating old Meissen porcelain, the cleverest and most
dangerous is probably a continuation of this same Thieme factory, namely, the Sächsische
Porzellanfabrik Carl Thieme (Proprietor, C. Kutsch) at Potschappel near Dresden. Here,’
among many other things, are made, it would seem, the spurious .Crinoline groups’
(Fig. 170), which from time to time make their appearance with the same unblushing
demands as to price as the genuine.”
Abb. 218. Marke des Tafelaufsatzes Abb. 219: ge
fälschter unterglasurblauer Bindenschild
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