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Volltext: Wiener Porzellan: Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung

Auf Biskuitporzellan sah Litchfield die zweite Marke. Samson-Marken, die mit den Meißener 
Schwertern verwechselt werden könnten, bildete ich in meiner Publikation über Meißener 
Marken ab (Neuwirth, Meißener Marken 1977, Nr. 645-647). 
Nach Chavagnac-Grollier besaß Samson eine Fabrik in Montreuil-sous-Bois und zwei Nie 
derlagen (Paris, rue Beranger, 7, und avenue de l'Opera, 30). Die Imitationen Samsons von 
Meißener und chinesischem Porzellan seien gut, meinte Chavagnac-Grollier, die von 
Chantilly und Sevres weniger gelungen, jene des Pariser Hartporzellans um 1800 könnten 
leicht irreführen (,,ll fait surtout des imitations de Saxe et de Chine qu’il reussit assez bien, 
surtout des dernieres. Celles qu’il fait de Chantilly et de Sevres sont moins bonnes, mais 
celles des porcelaines dures de Paris, de la fin du XVIII 6 siede et du commencement du XIX e 
peuvent souvent tromper”). 
Ein Jahr vor Chavagnac-Grolliers Standardwerk über französisches Porzellan erschien das 
sehr informative Buch Eudels über ,,Trucs et truqueurs”. Der Autor schildert darin in Brief 
form den Leidensweg eines Anfängers, der Porzellan sammeln möchte und eine Enttäu 
schung nach der anderen erlebt, bis er schießlich sein Sammelbedürfnis mit Imitationen aus 
der Fabrik Samsons stillt. Da gibt es nichts an Porzellan oder Fayencen, wovon er nicht das 
eine oder andere prominente Stück erwarb - als Imitation. Chinesisches Porzellan, 
Compagnie-des-lndes-Teller, die schönsten Sevres-Porzellane, Dagoty-Porzellan, deut 
sches Porzellan (Frankenthal, Fürstenberg, Ludwigsburg, und vor allem Meißen: Gruppen 
von Kaendler, Acier u.a.), Fayencen (Rouen, Nevers, Delft, Urbino), Porzellan von Saint- 
Cloud, Mennecy, Chantilly, Vincennes, Tournay, Capodi Monte, Chelsea, Derby, Worcester; 
persische und spanisch-maurische Fayencen, Malaga, Valence, Manises; Moustiers, 
Marseille, Straßburg; italienische Majolika des 16. und 17. Jahrhunderts (Gubbio, Deruta, 
Faenzy, Forli, Pesaro, Castel Durante, Caffagiolo). Davon berichtet Eudel, und wir haben 
keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, auch wenn er diese Fakten nicht trocken 
wiedergibt, sondern in die unterhaltsame Geschichte vom vielfach enttäuschten Sammler 
einbaut. Zeigt doch schon der erwähnte Ausstellungskatalog von 1889, daß Samson so gut 
wie alles imitierte. 
Eudel gibt abschließend die von Samson verwendeten Marken an (Eudel 1907, S. 180): das 
griechische S, ein S in chinesischer Art, ein arabisches S, ein gotisches S, vier kombinierte S, 
zwei gekreuzte S (,,S grec, sur les lapis et porphyre porcelaines; S arabe sur les fäfences 
persanes et hispano-mauresques; S gothique sur les fäfences italiennes, les Deila Robbia, 
les Palissy; quatre S enlaces sur les porcelaines de Sevres; deux S barres sur les Saxe; un S 
barre sur les Capo di Monte, Vincennes, Mennecy, Saint-Cloud, Chantilly et les porcelaines 
Anglaises”). 
Im Jahre 1908 berichtete der Sprechsaal von den Imitationen alten schwedischen Porzel 
lans, nämlich der Marieberg-Cremetassen, durch eine Pariser Firma, die namentlich aller 
dings nicht genannt wurde (Sprechsaal 1908, S. 186). Diese Imitationen wurden „als genaue 
Kopien für 25 Franken das Stück in den Handel gebracht”. 
Der Sprechsaal 1912 erwähnt die Kopenhagener Marke auf Samson-Kopien nach Meißener 
Modellen: 
„Der Kunsthistoriker Emil Hannover, Direktor des dänischen Kunstgewerbemuseums, be 
spricht in Tilskueren eine Anzahl Fälschungen alter Kopenhagener Porzellane. Bisher kannte 
man von solchen nur einige Sanson’sche Figuren, bei denen es sich aber nur um dänische 
Marken auf bekannten sächsischen Modellen handelte. In letzter Zeit wurden nun Direktor 
Hannover verschiedene alte Dosen und eine Bouquettiere mit echter Kopenhagener Wellen 
marke in Blau unter Glasur angeboten, die sein Mißtrauen erregten. Er und Direktor 
Brinckmann untersuchten jeder für sich die Gegenstände und kamen zu dem Schluß, daß nur 
die Unterteile echt, die Deckel dagegen neu sind. Ferner konnte festgestellt werden, daß 
alle diese Sachen von einem Dresdener Händler herstammen, der vor einigen Jahren in 
Kopenhagen alles aufkaufte, was er an undekoriertem altem Kopenhagener Porzellan be- 
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