Kennzeichnung und Datierung wird durch Sotheby’s folgendermaßen angegeben: „crossed
mark, second half of the 19th Century”. Die Abänderungen der Samson-Imitation gegenüber
dem Biskuit-Vorbild entsprechen auch bei dieser bemalten Gruppe denen unserer Fäl
schung (Abb. 250); nur die rechte Hand der Iphigenie ist bei der bemalten Samson-Gruppe
dem Biskuit-Original näher.
Als weitere Samson-Imitation wurde bereits die Hundedressurgruppe nach einem Meißener
Modell erwähnt (Farbabb. 5, S. 21).
Ohne die Marke Samsons aufzuweisen, ist eine galante Gruppe aus weiß glasiertem, unbe-
maltem Porzellan den Erzeugnissen der Pariser Firma so verwandt, daß man versucht ist, sie
ebenfalls Samson zuzuschreiben. Auf flachem Sockel steht eine Sänfte, in der eine Dame mit
hoher Rokokofrisur sitzt (Abb. 253,254). Zu ihr neigt sich ein Kavalier, während der eine Trä
ger zurückblickt und der andere, gegen die Sänfte gelehnt, aus einer Flasche seinen Durst
stillt. Neben ihm liegt, zusammengerollt, ein Hund.
Die Rokokokostüme, die Rocaillen des Sockelrandes - alles deutet auf ein Vorbild des 18.
Jahrhunderts hin, das vermutlich seinerseits auf einem Stich beruht.
Mit den beiden bisher behandelten Samson-Porzellanen verbindet die Gruppe gewisse tech
nische Details: die Sockelunterseite ist wieder nur teilweise glasiert und an den unglasierten
Stellen entsprechend verschmutzt.
Neben dem gefälschten, unterglasurblauen Bindenschild ist noch die Kennzeichnung durch
die Zahlen 263 3 und das eingepreßte S (Abb. 255) hervorzuheben, eine Kennzeichnung, die
auf einem echten Wiener Porzellan nie vorkam. Die 45,1cm hohe Gruppe wurde im Jahre 1900
vom österreichischen Museum für angewandte Kunst bewußt als Imitation erworben.
Aus technischer Sicht ist noch festzustellen, daß die Ausführung manchmal nicht besonders
sorgfältig ist. Dort, wo offensichtlich die Brandstützen standen, ist das Porzellan unglasiert
und rauh. Der Rock des Kavaliers zeigt unten zwei rauhe Stellen; ihre Entsprechung finden
sie an zwei gegenüberliegenden Stellen des Sockels, sodaß wir nun wissen, wo die Brand
stützen aufsaßen. Diese entweder überhaupt nicht oder nur mangelhaft polierten Flächen sind
ziemlich groß, rauh, unglasiert und verschmutzen leicht. Die Rocaille des Sänftendaches war
gegen die Schulter des Kavaliers abgestützt; sowohl auf der Schulter als auch an einer Stelle
der Rocaille finden sich rauhe Flächen. Dieselbe Sicherung ist beim trinkenden Sänftenträger
am Rocksaum und an der darunter liegenden Sockelstelle bemerkbar. Teilweise schlecht
verarbeitete Formnähte und zahlreiche aus feuertechnischen Gründen erforderliche Brand
löcher, die nicht gerade immer an unauffälligen Stellen angebracht wurden, beeinträchtigen
die vorerst als sehr hochstehend erscheinende Qualität dieser Gruppe.
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