kenlose Porzellan wird manchmal vom nicht sehr versierten Betrachter für Du Paquier gehal
ten: es weist keine Marke auf, Form und Dekor sind mit Objekten im österreichischen
Museum für angewandte Kunst vergleichbar, ja manchmal sogar identisch: kein Wunder, da
die Museumsobjekte häufig die Vorbilder der Augarten-Porzellane waren. Ein Augarten-
Olliotopf mit der außerhalb der Manufaktur vom Verfälscher sorgfältig entfernten Augarten-
Marke, vor kurzem zur Begutachtung ins Museum gebracht, unterstreicht die Notwendigkeit,
auf das Erkennen solcher Verfälschungen genauer einzugehen.
Hilfsmittel sind dabei die von Augarten auf ihren Porzellanen angebrachte Formnummern, die
es auf Du-Paquier-Porzellan nicht gibt: die „Dubsky-Serie” trägt die Nummern ab 100, zwei
Olliotöpfe, die ebenfalls auf Du-Paquier zurückgehen, die Nummern 106 und 107. Auch mag
der „Verfälscher”, der die Augarten-Marke entfernte, vergessen haben, dasselbe mit der
Augarten-Dekornummer zu tun. Diese Nummern beginnen, wie bereits erwähnt, mit 5000. In
alten Augarten-Firmenkatalogen finden wir nicht nur Form- und Dekornummern, sondern
auch - höchst wichtig! - Maßangaben, die in Fällen wie dem oben angegebenen helfen
können. Der Du-Paquier-Olliotopf des österreichischen Museums mißt 14,5 cm in der Höhe,
der Augarten-Olliotopf nur 14 cm. Natürlich können solche Maße immer wieder variieren, vor
allem beim Alt-Wiener Porzellan, doch summieren sich viele solcher Hinweise (Nummern,
Zeichen, verschiedene Größen) und erhärten dadurch den Verdacht auf Verfälschung. Fer
ner ist die größere technische Perfektion zu berücksichtigen, derer man sich in den zwanziger
Jahren unseres Jahrhunderts bediente. Da die Manufaktur Augarten zwar alte Formen und
Dekore weiter tradierte, jedoch keineswegs Fälscherabsichten hatte, fiel auch die Nach
ahmung jener Kriterien weg, die für Fälscher so eminent wichtig sind: die bei Glasfälschun
gen z.B. bis zum Fälschen der Fehler im Glas gehen (Luftblaseneinschlüsse usw.), bei Metall
zur Fälschung der Patina, und beim Porzellan Fälschung etwa solcher Fehler wie Brandrisse,
verzogener Ränder, schlecht passender Deckel usw. Durch diese Verdachtmomente sowie
das Fehlen jeglicher Materialfehler erhärtet sich dann der Verdacht, daß eine Verfälschung
vorliegt. Letztlich sei auf unterschiedliche Ausführung in der Modellierung der Reliefs, in der
Farbigkeit und der Bemalung hingewiesen.
Eine große Hilfe zur Unterscheidung eines echten Du-Paquier-Porzellans von einem ver
fälschten Porzellan liegt darin, daß die Manufaktur Augarten verschiedene Stufen der Über
nahme alter Porzellane in ihr Produktionsprogramm kannte: einmal die ganzheitliche Über
nahme von Form und Dekor eines Objekts mit der entsprechenden Farbigkeit; zum zweiten
finden wir den Dekor aber auch losgelöst von der Form, und eine Du-Paquier-Form, etwa
eine Dubsky-Zimmer-Vase, trägt Dekore späterer Zeit: eine Watteau-Szene, ein Goldorna
ment des Rokoko, einen üppigen Blumenstrauß im Stil der 1750er oder 60er Jahre. Einzelne
Elemente von Du-Paquier-Formen oder Dekoren sind in der Produktion von Augarten bis
heute zu finden: Laub- und Bandelwerk in bunten Farben oder in Schwarz, die charakteri
stischen Du-Paquier-Henkel vieler Gefäße, die achtseitige Tellerform der frühen Schwarzlot
service.
Je mehr Ausformungen nach ein- und demselben Modell vorhanden sind, desto eingehender
und stichhältiger können die Vergleiche hinsichtlich Divergenzen und Übereinstimmungen
gezogen werden. Es gelang durch Zusammenarbeit mit der Manufaktur Augarten, dem im
österreichischen Museum befindlichen Olliotopf (auch die Schreibweise „Ogliotopf” ist ge
bräuchlich) einer Augarten-Form gegenüberzustellen. Gemeinsam ist ihnen die nach oben
konisch erweiterte Form mit zwei seitlichen, geschnittenen Henkeln und ausgeweitetem, ge
schwungenem Mundrand, den vier (bestoßenen) Füßen, die ursprünglich Masken darstellten,
und dem gewölbtem Deckel mit kleinem Knauf. Der teils reliefierte, teils gemalte Dekor be
steht aus immer wiederkehrenden Einzelmotiven: Kartuschen mit Gitterwerk und Vögeln,
Vögeln mit Blütenzweig im Schnabel, rosettenartige Blüten und das typische eisenrote Du-
Paquier-Ornament, das die Säume schmückt. Die Form wurde bei den Augarten-Kopien bis
in die Unvollkommenheit der bestoßenen Füßchen beibehalten, die Unregelmäßigkeit des
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