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Volltext: Wiener Porzellan: Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung

Zur Ausführung dieser Arbeit bedient man sich ebenfalls in Metall gravierter Platten, nur müs 
sen die Zeichnungen weniger tief gestochen sein als diejenigen, die zum eigentlichen Druck 
bestimmt sind. Sie sind sogroß, daß man sie auf der flachen Hand mit Hilfe der Fingerspitzen 
bequem festhalten kann. Diese Platten werden einfach mit einem passenden Firnis so einge 
rieben, daß er in den Vertiefungen der Zeichnung festhaften bleibt, wenn die Platte mit einem 
Flanelllappen abgewischt wird. 
Wird nun auf die Metallplatte eine elastische Platte von weichem Leim angedrückt, so nimmt 
dieselbe den Beizfirnis als feine Zeichnung auf, welche nun wieder die in Firnis ausgeführte 
Zeichnung auf die glasierte Oberfläche überträgt, auf welche sie gedrückt wird. Wird darauf 
endlich die Emailfarbe, welche die Zeichnung erhalten soll, aufgestaubt, so bleibt dieselbe an 
dem Firnis hängen und brennt sich in der Muffel als Zeichnung in Emailfarbe auf die Oberflä 
che ein. 
Als Firnis wird ein sehr dick gekochter, etwas Bleioxyd haltender Leinölfirnis gebraucht, des 
sen passende Konsistenz durch Proben ermittelt wurde. 
Um die weichen Leimplatten zu erhalten, wird guter Leim in Wasser gekocht und aufgelöst, 
und wenn die Lösung so stark ist, daß sie beim Erkalten zu einer steifen Gallerte gesteht, so 
wird sie in einen viereckigen Kasten ausgegossen um darin zu erkalten. Nach dem Erkalten 
schneidet man sie in viereckige Felder von der Größe, wie man sie nötig hat, und nimmt 
davon nach Bedarf Stücke heraus. Man läßt diese dann etwas übertrocknen, wodurch sie 
haltbarer und leichter zu behandeln werden. 
Der Arbeiter, der die Arbeit des Bedruckens ausführt, macht dieselbe bis zum Brennen fertig. 
Er setzt sicht vor einen Tisch, wo er auf einer Steinplatte etwas Firnis ausgebreitet und die 
Leimplatte an der Seite liegen hat. Zur linken Hand hat er die Kupferplatte, zur rechten ein 
Stück Flanell und auf den Knieen einen Lappen zum Abwischen der Hände. Vor sich hat er 
eine Schüssel mit dem feinen gesiebten Farbenpulver, die so groß ist, daß er das Stück, wel 
ches er bestaubt, darüber halten kann. Er faßt nun mit der linken Hand die Kupferplatte, 
taucht sein Flanellläppchen in den Firnis, überstreicht die Kupferplatte damit, überfährt sie 
dann einige Male mit dem Ballen der flachen Hand, den er jedesmal auf dem Lappen 
abtrocknet, den er auf dem Knie liegen hat, bis die Platte rein ist. Darauf nimmt er mit der rech 
ten Hand die Leimplatte, bringt deren obere glatte Fläche mit der gravierten Seite der Kupfer 
platte unter angemessenem Druck zusammen, nimmt sie wieder weg und hat nun die Firnis 
zeichnung auf derselben. Er nimmt nun das Stück, auf welches die Firniszeichnung übertra 
gen werden soll, legt die Leimplatte auf die passende Stelle mit der bedruckten Seite an, 
drückt sie passend an die Oberfläche an und hat nun, wenn er die Leimplatte wegnimmt, die 
Firniszeichnung auf der Oberfläche kaum sichtbar übertragen. So verfährt er wiederholt, 
wenn noch mehrere Zeichnungen auf der Oberfläche anzubringen sind, muß aber sehr wohl 
achthaben, daß er die früheren Zeichnungen nicht verwischt. 
Hat das Stück alle Zeichnungen in Firnis erhalten, so hält er es über die Schüssel und über 
streut alle Stellen mittels der Fingerspitzen mit Farbe, welche letztere nur an dem Firnis hän 
gen bleibt, wodurch jene sichtbar werden. War die Kupferplatte nicht ganz gut abgewischt, so 
überträgt sich auch der noch daran gebliebene Firnis an die Oberfläche und die letztere 
nimmt auch an diesen Stellen Farben auf; es ist daher sehr wohl darauf zu sehen, daß die 
Kupferplatte sehr gut abgewischt wird. Die einmal gebrauchten Leimplatten können immer 
wieder aufs neue verwendet werden, nur müssen sie vorher durch Ueberwischen mit der 
Hand sorgfältig von dem etwa daran hängen gebliebenen Firnis gereinigt werden. Nach 
dem Bestauben bleiben die Gegenstände vor dem Brennen einige Tage stehen, damit die 
Farbe eintrocknen kann, sie können dann noch mit einem kleinen Handblasebalg 
abgeblasen und die Farbe mit einem Schwamm eben gedrückt werden, ohne daß eine erheb 
liche Verschiebung der Zeichnung zu befürchten ist. Es ist nötig, daß die Oberfläche gehörig 
glatt ausfällt, damit die Farbenlagen nach dem Einbrennen nicht höckerig erscheinen. 
Wie begreiflich lassen sich mit dieser Methode nur Zeichnungen von geringerem Umfange, 
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