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Volltext: Wiener Porzellan: Original, Kopie, Verfälschung, Fälschung

1762-1766 sowie 1771/72), nicht jedoch mit Sicherheit sagen, ob die Künstler jene Num 
mern oder Buchstaben, mit denen sie anno 1783 bezeichnet wurden, auch vorher schon 
führten. 
Anzumerken ist jedenfalls, daß ein Porzellangegenstand mehrere Malernummern tragen 
konnte, da - vor allem unter Sorgenthal - eine strenge Arbeitsteilung bestand. Beispiels 
weise trug ein Teller mit figuraler Fondmalerei und Reliefgolddekor die Nummer des Figu 
renmalers sowie jene des Dessinmalers. Als Aufglasurmalerei war die Malernummer gegen 
Beschädigungen entsprechend anfällig und konnte leicht abgerieben werden, sodaß das 
Fehlen von Malernummern keineswegs auf Fälschungen schließen läßt. 
BLAUMALERNUMMERN 
Wir kennen die Blaumalernummern 1 bis 27. Sie wurden in Blau unter der Glasur angebracht. 
Die einzelnen Nummern waren wesentlich weniger häufig besetzt als die Buntmalernum 
mern. Es kann mit ziemlicher Sicherheit behauptet werden, daß jegliche Blaumalernummer 
über der genannten Zahl 27 zu einer Fälschung gehört. 
Als Quellen sind jene maßgeblich, die schon bei den Buntmalernummern erwähnt wurden. 
Der Blaumaler, der in der Wertschätzung unter dem Buntmaler rangierte, signierte mit seiner 
Nummer in Unterglasurblau neben dem meist ebenfalls von ihm gezeichneten unterglasur 
blauen Bindenschild (ab 1827 neben dem eingestempelten Bindenschild). Jede Signierung, 
jede Dekoration in Unterglasurblau war durch die darüber liegende Glasur geschützt. Das 
Fehlen einer Blaumalernummer auf einem unterglasurblau dekorierten Gegenstand ist 
daher auf jeden Fall verdächtig. 
Vorsicht ist bei der Beurteilung von unterglasurblau dekorierten Objekten dann geboten, 
wenn auch Aufglasurdekoration vorkommt; diese ist in den wenigsten Fällen original. Um in 
späteren Zeiten den Wert eines ursprünglich nur blau bemalten Wiener Porzellans zu er 
höhen, dekorierte man das Porzellan nachträglich mit bunten Farben, meist auch mit Gold, 
und schuf dadurch jene typischen Verfälschungen, die heute in großen Mengen den Markt 
verunsichern. 
Folnesics-Braun berichten, daß im 1798 adaptierten Plilfswerk der Wiener Manufaktur (es be 
fand sich in der 1785 aufgelassenen Abtei von Engelhartszell) einfache Malereien ausgeführt 
wurden. Das Hilfswerk ging 1809 an Bayern verloren. Von einer besonderen Kennzeichnung 
der in Engelhartszell hergestellten Porzellane ist bisher nichts Näheres bekannt. 
GOLDPOLIERERNUMMERN 
Goldpolierernummern von 1 bis 9 sind ab dem Jahre 1840 in den Verdienstlisten zu finden. 
Vorher dürften die Goldpolierer entweder überhaupt nicht gezeichnet haben oder den Bunt 
malern angeschlossen gewesen sein. 
BOSSIERERBUCHSTABEN UND -NUMMERN 
Für das 19. Jahrhundert konnte ich die Listen der Bossiererbuchstaben und -nummern nahe 
zu vollständig rekonstruieren. Die Bossierer des 18. Jahrhunderts sind uns mit ihren Kenn 
zeichen aus dem Personalstatus von 1783 bzw. jenem von 1787 bekannt. Ältere Zahlungs 
listen (s. Buntmaler) geben zwar die Namen der Bossierer an, nicht aber deren Kenn 
zeichen. 
Im 18. Jahrhundert erlebte die Figurenkunst im Wiener Porzellan einen Höhepunkt und die 
Zahl der Bossierer war dementsprechend beachtlich. Bei der eingestempelten Buchstaben- 
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