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reits von der Unhaltbarkeit des Regierungssystems sprach,
selbst im Geheimen erörterte, was geschehen solle. In den Ar
beiterkreisen entstand wegen Fleischtheuerung große Unzu
friedenheit über die Behörden [aber selbst Fürst Metternich
legte den Berichten, welche man ihm darüber machte, wenig
Bedeutung bei und meinte es könne höchstens zu einen Rum
mel kommen, den man wie den Bäckerrummel um 1830 leicht
unterdrücken werde.] «ftäAls [aber] Anfangs März Arthaber in
einer Jahresversammlung des N. Ö. Gewerbevereines in An
wesenheit des Erzherzogs Franz Karl, der [zweifelos] darauf
vorbereitet war, das Begehren nach Gewährung einer Konsti
tution vorbrachte, so wirkte dies auf die Versammelten
zunächst wie ein erhellender Blitz, Gewiß waren die Nachrich
ten darüber in den Zeitungen, die man schon des Erzherzogs
wegen nicht völlig unterdrücken konnte, wieder äußerst be
scheiden und vorsichtig abgefaßt, aber die Kunde von dem
Geschehenen flog [doch] von Mund zu Mund durch die ganze
Stadt, und waren zunächst auch Viele von der Kühnheit Artha-
ber’s [geradezu] verblüfft, und war Manchen auch der Umfang
des Begehrens nicht gleich [recht] klar, so war nun doch bald
Jeder davon überzeugt, es müsse mehr, viel mehr, ja vollste
Freiheit gewährt werden. Nun stieg die Gährung [rasch] von
Tag zu Tag, um so mehr als man überzeugt [gewiß] war, daß
selbst in den höchsten Kreisen die Gewaltherrschaft Metter
nichs nicht mehr als zeitgemäß betrachtet werde. Selbstver
ständlich war vor Allem die Jugend, insbesonders die Studen
tenschaft, alsbald entflammt, aber die Männor des Goistos
[hervorragenden Geister], welche namentlich im politisch/en/-
358 Lampenkugel (Werkzeichnung), 1848; Höhe: 16.4 cm, Durchmesser:
18.2 cm, Maßangabe oben und unten: „3”“; bez.: „N 14. / Zeichnung mit Re
tour / Wien / 20/ 12 848 / Jos. Lobmeyr“
358 Lamp shade (working drawing), 1848; height: 16.4 cm, diameter:
18.2 cm
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359 Tasse zu einem Liköraufsatz, Werkzeichnung; 1842; Durchmesser:
25 cm; bez.: „Lit: a / N° 57 Boden / Genau nach Zeichnung eine runde Liquer
Aufsatz / Tasen eben ausgefroschmäult. Boden wie hier / angezeuchnet mit
Einschnitt in Stern und Kugeln / zu bemerken: daß selbe schön eben sey da
mit / die Flasche gut darauf steht^n den Seiten geschält / wie angezeichnet
lit a rein und weiß im Glas. / 20/4 42. Lobmeyr“
359 Stand for a liqueur set, working drawing, 1842; diameter: 25 cm
juridisch/en] Leseverein zusammentraten, genossen doch so
viel Autorität, daß sie [noch] längere Zeit die Führung behiel
ten.
Wie es weiter kam ist so vielfach und besser erzählt worden,
als ich es vermöchte, daß wohl schon das, was ich bereits
sagte, beebsf [eher] überflüssig ist.
Ich war gewiß noch kaum [nicht] von der Bewegung berührt,
als ich am 11. März 1848 Abends mit dem Vater in die gräfl.
Harrach'sche Glasfabrik Neuwelt an der preußisch-schlesi
schen Grenze abreiste. Als dort die Nachrichten von der Revo
lution in Wien einliefen, welche die folgenden Tage durch Ex
trablätter, Briefe u. ä. m. ergänzt wurden, war ich aber gleich
Feuer und Flamme, und ließ der Zunge so freien Lauf, daß der
[friedliebende] Vater besorgt war, es könnte uns ob meiner
Äußerungen Unangenehmes widerfahren, was aber nicht ge
schah. Immerhin beschleunigten wir die Rückkehr. Mein älte
rer Bruder Josef war am 13. März ebenfalls hinter dem bluten
den Schneider, den man auf einem Pferde durch die Straßen
führte, um zu zeigen, daß das Militär auf das Volk geschossen
habe, mitschreiend hergelaufen, aber nachdem zwei Tage
später eine Konstitution und Preßfreiheit zugostandon [ge
währt] und Metternich geflohen war, schwand zunächst das
Revolutionäre der Bewegung und fanden wir nur mehr gefahr
lose Begeisterung [vor], die große Menge ging wieder den Ge
schäften nach.
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