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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

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Reise nach Marienthal 1848 
Am 9. April sandte mich [nun] der Vater öafm mit dem sehr 
tüchtigen Buchhalter Möller wieder über Marienthal, wo Schaf 
fer mit seiner Meinung über die unreellen Absichten Hondls 
nicht zurückhieit, nach Zvecevo, wo wir recht gut aufgenom 
men wurden. Die Fahrt war insoferne ausnahmsweise schön, 
als da der ganze März ungewöhnlich warm war, Alles schon 
herrlich blühte und grünte, daß es eine wahre Wonne war, na 
mentlich wenn wir einen Wald durchfuhren; ich habe bis heute 
die Eindrücke noch nicht vergessen. - Der Vater hatte einmal 
nebenbei erzählt, es habe Hondl, als Bruder Josef mit unten 
war und mit den [anwesenden] sehr jungen Mädchen im Gar 
ten spielte, etwas abfällig über ihn geäußert: er ist doch noch 
ein Kind! Dies hatte mich damals gleich so unangenehm 
berührt, daß ich es mir wohl merkte und mir vornahm, Hondl 
keinen Anlaß zu geben, über mich eine ähnlich atefäWi§e Äuße 
rung zu machen. - Wir erhielten alle [Geschäfts]Bücher, die 
wir haben wollten, arbeiteten in unserem Häuschen, das wir 
allein bewohnten, fanden bald, daß manche und zwar nicht 
geringe Posten zwei und dreimal immer zu Gunsten Hondl’s 
eingetragen waren, selbstverständlich so, daß es nicht attso- 
gleich auffiel, was wir uns genau vermerkten, ohne ein Wort 
darüber zu äußern. Hondl selbst hatte bekanntermaßen gar 
kein Vermögen gehabt, die aufgelassene Fabrik war alleiniges 
Eigenthum seiner Frau, welche ihn, als sie Witwe geworden 
war, zum Manne genommen hatte; ihm war aber in Zvecevo 
bereits eine Einlage von über dreißigtausend Gulden gutge 
schrieben worden, welche Ziffer sich freilich durch die Unrich 
tigkeiten, welche wir fanden, immer mehr verringerte. Es blieb 
aber doch noch immer so viel, daß anzunehmen war, es habe 
seine Frau ihn mit Geld unterstützt. 
[Indeß griff] die [Gährung auch] in Ungarn immer weiter um 
sich, deshalb kam Frau Hondl, welche sonst in Essegg lebte, 
mit ihrer Tochter und einer Nichte, beide blühend hübsche 
Mädchen, um einiges jünger als ich, nach Vugin, dem Herr 
schaftssitze unseres Gutsherrn Josef von Jankovich, wo sie 
ein Haus hatte, und [von wo sie] zeitweise auch [das] nach 
dem nur zwei Stunden entfernten Zvecevo kam [besuchte]. 
Ich verkehrte oft mit ihnen, blieb auch öfters bei Hondl in Vugin 
ein paar Tage lang, [und] erwies namentlich der Tochter so 
viele Aufmerksamkeit, die sie sich auch gerne gefallen ließ, 
daß Andere uns darum neckten; jedenfalls fand ich an ihr und 
dem [ganz] harmlosen Spiele Gefallen. 
Zu Pfingsten fuhr Frau Hondl mit ihren beiden Mädchen zu 
Verwandten nach dem vier Stunden fernen Theresowacz, ich 
schloß mich ihrer Aufforderung [folgend] gerne an, die paar 
Tage vergingen mit reichlichen Schmausereien und kindi 
schen Spielen, wobei mir das freilich mißfiel, daß man sich 
über ein blödsinniges Mädchen btes lustig machte, was jedoch 
auch anderwärts vorkommt. Bei der Rückfahrt war ich mit Frau 
Hondl allein in einem Wagen. Ich benützte diese Gelegenheit 
sogleich, lenkte das Gespräch auf die Fabrik und bemerkte, 
sie dürfte sich doch für dieselbe interessiren, da sie wohl auch 
daran betheiligt sei. Sie antwortete: ich? oh nein! - Wie, gar 
nicht? trug ich weiter. „Nicht im geringsten“ lautete die ganz 
bestimmte Antwort, ich aber ging sogleich auf anderen Ge 
sprächsstoff über. Dem Vater berichtete ich davon ehestens 
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