Frau Schaffer erzählte nun, auch sie habe vor zehn Tagen ein
ähnliches Schreiben erhalten, sie habe sich gleich schneidig
dagegen gewehrt, man anerkannte die Gültigkeit des Mieths-
vertrages und seither kam weiter keine Anfrage oder dergl.
Gut! Dann fahren wir gleich wieder andern Tags nach Zvecevo
zurück, nur sollte vorher noch der Gendarmerie Lieutenant
aufgesucht werden, Schaffer traf ihn Vormittags nicht, nach
Tisch kam der Lieutenant und sagte, der Kontrakt sei ungültig,
denn der Hauseigenthümer befinde sich in Konkurs und durfte
daher keinen Kontrakt abschließen. Schaffer fiel ihm stets wie
der in’s Wort, der Andere polterte um so heftiger, zog endlich
höchst aufgebracht von dannen, Schaffer schleuderte Bücher
und Anderes zu Boden, die Szene war gewiß nicht langweilig,
aber noch weniger erquicklich. Meine Absicht, derlei hintanzu
halten, war eine vergebliche geworden, denn Schaffer war,
wenn erregt, nicht zu lenken, so sehr er in Stunden der Ruhe
mich auch werthzuschätzen schien. Ich rieth Schaffer, als
seine Aufregung sich etwas gemildert hatte, sich von der Gül
tigkeit seines Vertrages, von dem er keine Abschrift besaß und
der in einem Archiv in Essegg war, Gewißheit zu verschaffen,
worauf er aber erst nach einigem Widerstreben einging. Es
schien dies um so mehr angezeigt, als nach anderseitiger Mit
theilung es auf eine Ueberrumpelung abgesehen zu sein
schien, um Schaffer im ersten Schrecken die Erklärung abzu
ringen, wenigstens in Bälde das Haus zu räumen.
Er fuhr also am nächsten Tage nach Essegg, ich bat ihn, sich
um den Stand unseres Prozesses zu kümmern und blieb
zurück, um, allenfalls inzwischen noch ein Schritt gegen die
Frau vorgenommen werden sollte, derselben berathend zur
Seite zu stehen. Die drei nächsten Tage verliefen jedoch ruhig,
für mich eintönig genug; ich las Schaffer’s Briefe an unsern
Essegger Rechtsfreund durch und fand sie so wirr, daß ich nur
froh war, daß dieser nicht selbständig vorzugehen hatte.
Schaffer kam am 16. Febr. Nachts zurück mit beruhigenden
Nachrichten, was ihn betraf, ungenügenden für meine Angele
genheit, so daß ich es für geboten erachtete, wieder selbst
nach Essegg zu fahren.
Der Präsident hatte mich, [je]doch nur oberflächlich, einladen
lassen, zum Komitatsball am 17. Febr. zu kommen, doek es
konnte mir [aber] Zusagen, unmittelbar nach zurückgelegter
Fahrt und sehr ermüdet, die Nacht solch zweifelhaftem Ver
gnügen zu widmen, um so mehr als ich ja doch keine
Rundtänze mitmachen durfte. Ich fuhr also erst am 18. Febr.
fort. Noch war’s Nacht, aber heller Mondschein erleuchtete die
Straße, stille war’s noch im ganzen Dorfe, nur hie und da
drang ein Lichtschein aus einem Fensterchen; es war so recht
die Stimmung, mich meinen Träumereien hinzugeben, ich
dachte, mit überzeugender Beredsamkeit und auch mit Nach
druck dem Präsidenten und Referenten gegenüber zu treten,
um sie zu nöthigen, unsere Sache doch zu beschleunigen; ich
rief den Himmel um Beistand an und höhnte mich selbst dar
über, daß ich meine, er werde auf meine Bitte sogleich feurige
Zungen auf mich senken. Ich wollte in mir die Ueberzeugung
aufbringen, daß mir solch [er] Beistand werde, fand aber, daß
mir dazu der Glaube fehle. So haderte ich mit mir selber, bis es
wieder dunkel wurde und ich, es war 1/2 7 Uhr, gerade in
Essegg anlangte.
Ich machte meine Besuche, gewann jedoch die Ueberzeu-
(RWrinmi.
466 Fußbecher (Papierschnitt); AHGb. H. (=A. Hegenbarth, Haida), 1859;
Höhe: 14,9 cm; bez.: „AHgb. H. 50-1859“
466 Footed beaker (paper pattem), A HGb. H. (= A. Hegenbarth, Haida),
1859, height: 14.9 cm
179