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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

Frau Schaffer erzählte nun, auch sie habe vor zehn Tagen ein 
ähnliches Schreiben erhalten, sie habe sich gleich schneidig 
dagegen gewehrt, man anerkannte die Gültigkeit des Mieths- 
vertrages und seither kam weiter keine Anfrage oder dergl. 
Gut! Dann fahren wir gleich wieder andern Tags nach Zvecevo 
zurück, nur sollte vorher noch der Gendarmerie Lieutenant 
aufgesucht werden, Schaffer traf ihn Vormittags nicht, nach 
Tisch kam der Lieutenant und sagte, der Kontrakt sei ungültig, 
denn der Hauseigenthümer befinde sich in Konkurs und durfte 
daher keinen Kontrakt abschließen. Schaffer fiel ihm stets wie 
der in’s Wort, der Andere polterte um so heftiger, zog endlich 
höchst aufgebracht von dannen, Schaffer schleuderte Bücher 
und Anderes zu Boden, die Szene war gewiß nicht langweilig, 
aber noch weniger erquicklich. Meine Absicht, derlei hintanzu 
halten, war eine vergebliche geworden, denn Schaffer war, 
wenn erregt, nicht zu lenken, so sehr er in Stunden der Ruhe 
mich auch werthzuschätzen schien. Ich rieth Schaffer, als 
seine Aufregung sich etwas gemildert hatte, sich von der Gül 
tigkeit seines Vertrages, von dem er keine Abschrift besaß und 
der in einem Archiv in Essegg war, Gewißheit zu verschaffen, 
worauf er aber erst nach einigem Widerstreben einging. Es 
schien dies um so mehr angezeigt, als nach anderseitiger Mit 
theilung es auf eine Ueberrumpelung abgesehen zu sein 
schien, um Schaffer im ersten Schrecken die Erklärung abzu 
ringen, wenigstens in Bälde das Haus zu räumen. 
Er fuhr also am nächsten Tage nach Essegg, ich bat ihn, sich 
um den Stand unseres Prozesses zu kümmern und blieb 
zurück, um, allenfalls inzwischen noch ein Schritt gegen die 
Frau vorgenommen werden sollte, derselben berathend zur 
Seite zu stehen. Die drei nächsten Tage verliefen jedoch ruhig, 
für mich eintönig genug; ich las Schaffer’s Briefe an unsern 
Essegger Rechtsfreund durch und fand sie so wirr, daß ich nur 
froh war, daß dieser nicht selbständig vorzugehen hatte. 
Schaffer kam am 16. Febr. Nachts zurück mit beruhigenden 
Nachrichten, was ihn betraf, ungenügenden für meine Angele 
genheit, so daß ich es für geboten erachtete, wieder selbst 
nach Essegg zu fahren. 
Der Präsident hatte mich, [je]doch nur oberflächlich, einladen 
lassen, zum Komitatsball am 17. Febr. zu kommen, doek es 
konnte mir [aber] Zusagen, unmittelbar nach zurückgelegter 
Fahrt und sehr ermüdet, die Nacht solch zweifelhaftem Ver 
gnügen zu widmen, um so mehr als ich ja doch keine 
Rundtänze mitmachen durfte. Ich fuhr also erst am 18. Febr. 
fort. Noch war’s Nacht, aber heller Mondschein erleuchtete die 
Straße, stille war’s noch im ganzen Dorfe, nur hie und da 
drang ein Lichtschein aus einem Fensterchen; es war so recht 
die Stimmung, mich meinen Träumereien hinzugeben, ich 
dachte, mit überzeugender Beredsamkeit und auch mit Nach 
druck dem Präsidenten und Referenten gegenüber zu treten, 
um sie zu nöthigen, unsere Sache doch zu beschleunigen; ich 
rief den Himmel um Beistand an und höhnte mich selbst dar 
über, daß ich meine, er werde auf meine Bitte sogleich feurige 
Zungen auf mich senken. Ich wollte in mir die Ueberzeugung 
aufbringen, daß mir solch [er] Beistand werde, fand aber, daß 
mir dazu der Glaube fehle. So haderte ich mit mir selber, bis es 
wieder dunkel wurde und ich, es war 1/2 7 Uhr, gerade in 
Essegg anlangte. 
Ich machte meine Besuche, gewann jedoch die Ueberzeu- 
(RWrinmi. 
466 Fußbecher (Papierschnitt); AHGb. H. (=A. Hegenbarth, Haida), 1859; 
Höhe: 14,9 cm; bez.: „AHgb. H. 50-1859“ 
466 Footed beaker (paper pattem), A HGb. H. (= A. Hegenbarth, Haida), 
1859, height: 14.9 cm 
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