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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

Reise nach Slavonien 1851 - Prozeß gegen Hondl 
Mißmutiger denn je machte ich mich am 9. April 1851 beim 
Morgengrauen auf, um mit dem um 6 Uhr abfahrenden Damp 
fer nach Pesth zu fahren, wo wir auch des Gegenwindes we 
gen erst um 7 Uhr Abends anlangten. Auf meiner amtlichen 
„Begieits-Urkunde“, wie derlei damals hieß, war gedruckt, sie 
brauche nicht visirt zu werden; der Polizeibeamte am Lan 
dungsplatz war aber anderer Meinung, ich wollte nicht so klug 
sein, nachzugeben, sondern ließ mich dem Anschein nach ar- 
retiren, was mich, da mich hier Niemand kannte, nicht verle 
gen machte. Auf der Stadthauptmannschaft schrieb man ein, 
woher ich kam, wohin ich ziehe und meinte, ich solle doch 
dafür dankbar sein, weil, wenn ich verloren gehen sollte, man 
mich nun doch leichter finden werde! - Nun, meinetwegen! 
Andern Tags fuhr ich weiter. Wir hatten noch heftigeren Ge 
genwind und trotzdem wir stromabwärts fuhren kamen wir so 
langsam weiter, daß die Fahrt auf dieser landschaftlich ganz 
reizlosen Strecke um so abspannender wirkte, als ich auch 
gesellschaftlich gar wenig Anregung fand. Erst spät nach Mit 
ternacht gelangten wir nach Draneck, wo wir auf den kleinen 
Dampfer übersteigen mußten, um 8 Uhr Morgens nach 
Essegg, wo mit einer mir unfaßbaren Schnelligkeit mein Ein 
treffen allerseits bekannt wurde. 
Zunächst ging ich gebotenermaßen zu unserm Advokaten Vi- 
rowatz und hörte zu meiner großen Freude, daß Belosovich 
als Assessor in’s Gericht eingetreten sei, unser Prozeß vor ei 
nigen Tagen verhandelt und eine unserem Begehren entspre 
chende Sentenz gefällt wurde, weil der gesamte Gerichtshof, 
den Präsidenten und Referenten ausgenommen, sich als gün 
stig gestimmt erwiesen [hatte]. Ich sprang völlig vor Freude, 
denn Hondl und seine Getreuen meinten, daß wir gegen sie 
nicht aufkommen könnten. Ich ging zum Referenten und zum 
Präsidenten, um wegen der Urtheilszustellung u. A. m. ein ver 
kürztes Verfahren zu erzielen, sprach aber in taube Ohren, 
dann zum Grafen Bejacewich (Pejacewich?), dem,-wenn ich 
nicht irre, Obergespann, der mich freundiichst aufnahm und 
sein Bedauern aussprach, auf das Gericht selbst kaum Einfluß 
nehmen zu können, dann zu Belosovich, mit dem ich mich be- 
rieth, ob wir nun nicht doch einen tüchtigen [besseren] 
Rechtsvertreter, allenfalls D r Mohl in Veröce, einen Deutschen 
und fürstl. Lippe’schen Advokaten, von dessen hervorragen 
der Tüchtigkeit ich schon Manches gehört hatte, nehmen soll 
ten, was er mir auch sehr empfahl. Ich hatte die Ueberzeu- 
gung, daß diese Zustimmung bestgemeint war, mein Ent 
schlußwar [also gleich] fertig. Dann [eilte ich] wieder zu Viro- 
watj, um mir das Urtheil in’s Deutsche übersetzen zu lassen, 
so gut er’s eben konnte. Unsere beiderseitigen Prozeßschrif 
ten waren Deutsch eingereicht, das Urtheil illyrisch gegeben. 
Bei der jetzigen Post- und Telegraphenverbindung wäre man 
empört, wenn ein Vertreter seiner Partei nicht alsogleich 
Nachricht von so wichtigem Vorkommnis geben würde, ich 
fand damals an dem Zuwarten des unseren nichts gar zu ta 
delnswertes. 
Ich fuhr zunächst, und zwar am 14. April zu Schaffer, der mir 
geschrieben hatte, er wolle nicht mehr nach Zvecevo mitkom 
men, worüber ich freilich nur die Achseln zuckte, und richtig 
war er schon wieder anderer Meinung, als ich bei ihm eintrat. 
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m 
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468 Deckeldose mit Untersatz (Papierschnitt, Vorderseite) aus dem Des 
sertservice XVi, um 1858; Höhe: 12.8 cm, Breite: 18.7 cm; bez.: „8 Schälen / 
Deckel gut / passend / 8 nicht zu schmale Streifen / sonst glatt / DS XVI / 37 / 
10 Streifen nicht zu schmal / sonst glatt / Rand nicht scharf / Bodenkugel / zu 
sammenlaufende Streifen" 
468 Box with cover and stand (paper pattem, front view) from the dessert 
Service XVI, about 1858; height: 12.8 cm, width: 18.7 cm 
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469 Deckeldose mit Untersatz (Papierschnitt) aus dem Dessertservice XVI, 
um 1858; Höhe: 12.8 cm, Breite: 18.7 cm; bez.: „1269. /a 12 St. / von schönen 
Extragl / Form ganz genau / rein, nicht streifig eingeblasen / Glasstarke nicht 
überflüBig / da sie sehr billig kommen / müssen. / Jos Lobmeyr / 15 /-| q 1858“ 
469 Box with cover and stand (paper pattern, back view) from the dessert 
Service XVi, about 1858; height: 12.8 cm, width: 18.7 cm 
Wir hatten nun eine Triplik einzureichen; daß D r Eckel in Wien 
sie verfasse und ich mit Virowatj die alte Komödie spiele, wäre 
möglich gewesen, daß dieser aber bei Gericht gar kein Anse 
hen genoß, das nöthigte [geradezu], einen Wechsel in der Ver 
tretung vorzunehmen. - Schaffer kannte die hiesigen Verhält 
nisse doch ungleich genauer als ich, und wenn er auch 
manchmal recht unklarer Anschauung und befangenen Ur- 
theils war, so ließ ich mich davon nicht gefangen nehmen, 
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