schätzte seine wirklich außerordentliche Anhänglichkeit an
uns, und da ich es für wahrscheinlich hielt, daß wir ihn noch
brauchen werden, nahm ich gerne manches Ungelegene ru
hig hin. Mit dem Wechsel des Advokaten war er übrigens ganz
einverstanden.
Ich fuhr also gleich andern Tags nach Veröce, und da Mohl,
wie ich erfuhr, in Slatina war, Nachmittags dahin, (trug oinon
uns Entgegenkommenden, wo Mohl’s Haus soi, ärgorto mich
■nicht beantwortete) ward (vom Gesuchten) gut aufgenommen,
übergab ihm die Akten, an deren Durchlesung er nicht so
gleich gehen konnte und die überhaupt geraume Zeit be
dingte, weshalb ich beschloß, in's Wirthohauo von [nach]
Veröce zurückzukehren und da Mohl zu erwarten.
Am zweiten Tag ließ er mir wissen, daß ich kommen möge. Ich
fand ibn [ihm] einen bedachten, ruhig überlegenden Mann,
der nicht anzuzweifelnde Aussichten eröffnete, er äußerte
wohl auch schicklicher Weise Bedenken, dem Andern den
Prozeß wegzunehmen, sagte aber: wenn Sie wollen, über
nehme ich es, die Triplik zu verfassen - dio Angologonhoit war
also im rechten Fahrwasser -, welche er mir auch bereits am
andern Morgen zuschickte, die mir jodoch [aber lange] nicht
so gefiel, wie die ungemein klaren, einfachen Satzschriften
D r Eckel’s. Ich machte mich aber [dennoch] sogleich daran,
sie auf Stempelpapier abzuschreiben, und da der Gerichtsprä
sident zufällig nur 3/4 Stunden weit von hier in seinen Weingär
ten war, überreichte ich ihm dort, anscheinend nicht zu seinem
Vergnügen, den neuen Akt und fuhr dann gleich zu Schaffer
zurück.
Es war Ostersonntag, 20. April. Zwei Tage früher hatte ich von
zu Hause die Nachricht erhalten, daß Schwester Louise Braut
des Glasfabrikanten in Eleonorenhain, Wilhelm Kralik's sei
und daß Bruder Franz als einer der ersten seiner Klasse die
Prüfungen bestand - gewi ß schöne Osterfreuden für mich! Al
lerdings gar zu froh wurde ich der ersten Nachricht nicht, denn
Kralik mochte um beiläufig 25 Jahre älter als die Schwester
sein, hatte eine Tochter, die etwas älter als Louise war, außer
dieser noch eine von wenigen Jahren, aber auch fünf Söhne
[im Alterzwischen den beiden Mädchen], Doch die Schwester
wollte es, und schließlich ging’s auch sehr gut aus.
Hier konnte ich nichts Nützliches machen, in Essegg hatte ich
Virowatj, den abzustoßen noch nicht gerathen schien, hinzu
halten, Belosowich mußte ich verständigen, daß Mohl ange
nommen habe und bitten, für uns dahin einzutreten, daß dem
Hondl kein gar zu langer Termin [zur Rechnungslegung] gege
ben werde, bis wann er dio Rechnung vorzelegen-habe, um so
mehr er Fristerstreckungen in allen Fällen begehren und er
halten wird. - Also fort nach Essegg! - Als ich außer Nassitz
fuhr, frug mich mein Kutscher in gebrochenem Deutsch, ob ich
den Herrn kenne, der eben vorbeigefahren war. - Nein! - Ist
Stuhlrichter von da; großer Dieb! —-
Bei Virowatz erfuhr ich, daß Hondl bei ihm war und versi
cherte, er werde sich alle Mühe geben, die Rechnung bald in
Ordnung zu bringen; er würde auch dareinwilligen, daß Schaf
fer als Fabrikdirektor angestellt werde, was aber nicht als auf
richtig zu nehmen war.
Wiederholt ging ich, so widerwärtig es mir auch bereits war,
zum Präsidenten und zum Referenten, endlich selbst zu
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IVilhelm Jvralik, Ritter von cfyeyr&malden
* 17, 1Z.1806 irtJfaifenkxfy 13.5.1377 in Winlerberg
470 Wilhelm Kralik, Ritter von Meyrswalden (geb. 17. 12. 1806 Kaltenbach,
gesf. 9. 5.1877 Wintecberg)
470 Wilhelm Kralik, Ritter von-Meyrswalden (born 17th Dec. 1806, Kalten
bach, died 9th May 1877, Winterberg)
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