werden, es galt, Abschiedsbesuche zu machen, kurz, für Mut
ter und namentlich für die Schwester gab's Arbeit in Hülle und
Fülle. Eine alte, unverheirathete Muhme, mit der wir sonst
nicht in Verkehr waren, ließ mittheilen, sie möchte bei den Ab
schiedsbesuchen nicht übergangen werden und so ging denn
die Schwester mit dem Bruder auch zu ihr, um sie nicht zu
kränken. Sie wurden aber böse empfangen, es regnete Vor
würfe, daß Louise einen so viel älteren Mann mit sieben Kin
dern ehelichen werde [will], an dem sie in ihrem Alter keine
Stütze mehr haben könne, daß sie solcher Verhältnisse we
gen von Wien wegziehe u. s. w. Sie holte Bücher herbei, um
anzusagen, an welchen Tagen Louise nichts unternehmen
solle, bespritzte sie mit Weihwasser, wickelte Münzen in Pa
pier, mit denen sich die Schwester etwas Glückbringendes
kaufen solle - es waren sechs Zwanziger - das Ganze war he
xenartig. Bruder und Schwester waren froh, als sie wieder zur
Thüre draußen waren, es verblieb aber kein nachhaltig ungün
stiger Eindruck zurück. Am erquicklichsten war der Besuch bei
Frau Eckel, welche der Schwester manchen trefflichen Rath
ertheilte.-
Ich hatte in unserem Währinger Hause die Vorhalle und an
dere Räume mit Blumen zu schmücken und sonst noch Vorbe
reitungen zu treffen, weil dort die Hochzeitstafel stattzufinden
hatte, selbstverständlich auch noch Anderes vorzukehren,
was ich mit Vergnügen besorgte.
Am 24. Mai Abends kam Kralik mit seinen Kindern Ferdi
nande, Wilhelm, Hans und seinem Compagnon Taschek; ich
holte sie vom Bahnhofe ab, brachte sie in’s Hotel. Kralik
machte noch Abends einen Besuch bei uns, am andern Tag -
es war ein Sonntag - wurde nach Schönbrunn gefahren, das
Theater besucht, am Montag wurde in Währing musizirt, auch
der Dienstag wurde vergnüglich verbracht, und Mittwoch um
9 Uhr war die Trauung, von der wir - D r Eckel war Louisens
Beistand- geradewegs nach dem Landhause fuhren. Vor
Tisch wurde noch Musik getrieben, Billard gespielt, um 11 Uhr
das sogenannte Gabelfrühstück genommen, das ein bekann
tes/^ Restaurant, Dolee, trefflich besorgte und das um so hei
terer verlief, als Louise in bester Stimmung verblieb. Nach
Tisch ging’s in die Stadt zurück, es wurde gepackt, um 6 Uhr
abgereist. Als wir Anderen nach Hause zurückkamen, ließ der
Vater sogleich das Geschäft sperren, wir setzten uns traulich
zusammen, [da] wir das Bedürfnis hatten nun auszuruhen.
Reise nach Essegg 1851.- Prozeß gegen Hondl
[Am] 2.Pen] j un i. Wttfr mußte ich wieder fort nach Essegg; es
wollte mir dies gar nicht behagen, aber es mußte sein, denn es
war eine Tagsatzung anberaumt, weil Hondl sich erbötig er
klärt hatte, dem Vater den Betrieb der Fabrik zu überlassen.
Das Schiff ging um 6 Uhr ab, Abends waren wir in Pesth. Am
andern Tag wurde die eintönige Fahrt nach Draneck fortge
setzt, da, bei Tisch, befinde ich mich ganz überrascht gegen
über Hondl’s Tochter, welche sich vor mehreren Monaten ver
heiratet hatte. Ich that, als erkenne ich sie nicht, denn mir
schien es doch nicht passend, wenn ich mit dem Vater im
Kampfe liege, mit der Tochter so freundlich, ja herzlich zu ver
kehren, wie ich es sonst gar gerne gethan hätte. In Essegg, wo
wir am 4. Juni früh Morgens landeten, wurde sie von ihrem Va-
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477 Vase (Papierschnitt), „französisches Muster“, 1855; Höhe: 20.7 cm;
bez.: „franz M. / 1855 / Beingias / Chamoix gemahlt, m. roth. Verzierung /
Goldränder/& Blumen.“
477 Vase (paper pattem), “French pattern,” 1855; height: 20.7 cm