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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

Der Tod des Vaters Josef Lobmeyr am 18. Mai 1855. - 
Firma J. & L. Lobmeyr 
Inzwischen hatte Hondl seine Rechnung gelegt; sie kam uns 
nebst ein paar Kisten [voll] der dazugehörigen Bücher zu; ich 
hatte nun die große Aufgabe, jene zu prüfen, nahm [um ganz 
neue Bücher anzulegen] mir dazu eigens vier Schreiber, die 
mit mir im Sitzzimmer arbeiteten, das also nur mehr Schreib 
stube war, tehwvaf Oft schon um 6 Uhr [ging ich] an der Arbeit, 
um auch Alles für die Anderen vorzubereiten, ihre Arbeiten zu 
controlliren und so die Leitung richtig zu führen. Da, am 5. Mai 
1855, höre ich die Schwester im Nebenzimmer /auf/schreien, 
sie stürzte [auch gleich] mit dem Ausrufe zu mir heraus: der 
Vater, der Vater! Ich trat rasch in sein Zimmer, er lag auf dem 
Bette und röchelte. Er wollte eben die Wäsche wechseln, da 
sank er hin, war gleich besinnungslos. Ich eilte in die nahe 
Barbierstube, es möge Jemand mitkommen, um zur Ader zu 
lassen. „Das darf ohne ärztliche Anordnung nicht geschehen“ 
hieß es. Ich warf mich in einen eben daherkommenden Wagen 
und fuhr zu D r Stoffela, der sich gleich fertig machte. Wir wa 
ren um 7 Uhr zurück, unsere Leute standen im Vorzimmer, ihre 
Mienen sagten, daß wir zu spät kamen. Wie sich später [die 
Section] ergab, hatte eine seriöse Ergießung in’s Gehirn statt 
gefunden und so rasch den Tod herbeigeführt, daß der Vater 
höchstens einen Augenblick etwas von einor Bedetri/fäub/ung 
gefühlt haben mag; ihm wurde das große Glück, ohne jeden 
Todeskampf von hinnen zu gehen. 
Einige Monate vorher hatte sich der Vater, der etwas früh geal 
tert war und sich demnach mehr Ruhe wünschte, im Beisein 
der Mutter und Schwester zu uns zwei Brüdern geäußert, er 
wolle uns das Geschäft zu einem von ihm angegebenen Be 
trag überlassen. Wir Brüder waren davon so [völlig] über 
rascht, daß wir nicht gleich Ja zu sagen vermochten, dann 
kam’s nicht gleich wieder zur Sprache. Doch nun wurde es von 
Allen anerkannt und so machte die Abwicklung der Verlassen 
schaft um so weniger Schwierigkeiten, als dem Bruder das 
Geschäft formell schon seit längerer Zeit übertragen worden 
war; einige Zeit später wurde ich als Gesellschafter eingetra 
gen, wir nahmen deeb [indeß] erst 1860, die Firma J. & L. Lob 
meyr an. Meinetwegen hätte sie auch „Jos. Lobmeyr“ bleiben 
können! 
Testament fand sich keines vor und so kam es, daß die Mutter, 
welche so reichlich zur Schaffung des Wohlstandes beigetra 
gen hatte, nur die Zinsen eines Kindestheils zugewiesen er 
hielt. Wir beiden Brüder hatten viele Mühe, sie zu vermögen, 
daß wir diese Härte [welche sie begreiflicher Weise 
schmerzte] in etwas mildern durften. 
Die Mutter kam noch ein paar Jahre, namentlich zur Winters 
zeit, in's Geschäft, Sommers über blieb sie bald ganz in 
Währing, wo sie ihr zusagenden Verkehr hatte. So entwöhnte 
sie sich nach und nach, und obwohl es sie anfänglich recht be 
drückte, da entbehrlich zu werden, behagte es ihr doch bald 
nicht mehr recht, dem Erstbesten, der da kam, als Verkäuferin 
gegenüber zu treten; se sie beschränkte sich ferner doch lie 
ber auf die Führung des Hausstandes. Sie hatte sich über 
haupt aus se [den] unbedeutenden Verhältnissen, als anfangs 
die ihrigen waren, in die immer besseren so trefflich sicher hin- 
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512 Totenschein von Josef Lobmeyr sen. (gest. 18. 5.1855) 
512 Death certificate of Josef Lobmeyr, Sr. (death 18th May 1855) 
eingefunden, wie dies Anderen gewiß nicht immer, wenigstens 
nicht so leicht gelingt. 
Klageschrift gegen Hondl 
D r Eckel war mir ein wahrhaft väterlicher Freund, dem ich 
auch dafür dankbar war, als er mir, um mich aufzurütteln, ein 
mal sagte: Aber sein’s doch nicht so schwerfällig! Ich schätze 
einen wohlgemeinten Tadel immer höher, als ein noch so 
schön vorgebrachtes gefälliges Lob. D r Eckel wies mich 
[auch] eingehendst an, wie ich die Einrede gegen Hondl’s 
Rechnung zu machen habe, ich arbeitete darnach weiter, las 
ihm von Zeit zu Zeit meine Ausarbeitungen vor, damit er sie 
berichtige, endlich kam ein Akt von 400 Seiten mit 4000 Kiage- 
punkten zustande, denn wir hatten in unserem Interesse na 
hezu Alles zu bestreiten, um den Gegner zu gültigen Nachwei 
sen zu zwingen. Diese Einrede wurde im Herbste Hondl 
sammt allen soinon [Geschäfts] Büchern zugestellt. 
Weltausstellung Paris 1855. - Reise nach London 
Ich konnte nicht früher fort, als [bis] ich mit dieser Arbeit zu 
Ende war; nun kam eine Reise zur Ersten Pariser Weltausstel 
lung 1855 an die Reihe, welche ich mit Schwager Kralik am 
8. November antrat und die wir mit einem Besuche London’s 
abschlossen. Die Ausstellung selbst, wohl größer als jene 
1851 in der Themsestadt, machte mir keinen solchen Ein- 
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