und ich fuhr sogleich am 17. Juli in die Fusch, also so recht in’s
Bergland hinein. Ein Linzer D r Götters, den ich da als Kurgast
fand, ein höchst einfacher Mann, legte meiner argen Herzauf
regung wenig Bedeutung bei, empfahl mir mit mäßigen Spa
ziergängen anzufangen, [öfters Rast zu machen, dann nach
dem Thal schauend gut auszuathmen, und so allmählich] im
mer weiter bergauf zu steigen; er behielt insoferne Recht, als
ich schließlich selbst vielstündige Gebirgstouren ruhigen Her
zens mitzumachen vermochte. Viel später sagte mir freilich
mein Jugendfreund Floder, ich sei, als ich damals heimkam,
ein Bild der Erschöpfung gewesen.4eb [Allerdings] war [ich] in
den mehreren Jahren wiederholt so heruntergekommen, daß
mich manche für verloren hielten und eine mir sehr wohlwol
lende treffliche Frau Bronotti sogar bis zu Thränen dave«
[durch] betroffen ward.
Ffaez batte sieh-am 20. Februar 1860 mit oinom Fräulein v.
toh-fflng Im Sommer [gieng ich] wieder nach der Fusch, traf
aber statt des andauernd prachtvollen Wetters vom vorigen
Jahre rauhe, regnerische Witterung, bekam einen bösen Kar-
tarrh und sah Blutstreifen im Auswurfe, Also nur gleich fort und
zwar nach Ems. Eine Besserung, welche die dortige Kur mir
brachte, zeigte sich wohl später, doch wagte ich es im Novem
ber, noch eine Bereisung der böhmischen Glasfabriken zu un
ternehmen, um zu sehen, was die Neues schaffen. Spätere
Jahre machte ich solche Bereisungen nicht wieder, leb war
[nachdem ich] genug selbstschöpferisch geworden, leb
machte [Dagegen wiederholte ich] dann Jahr für Jahr, mit al
leiniger Ausnahme des Kriegsjahres 1866, in dem ich nach
Aussee ging, die Kur in Ems dweb und begab mich darnach
regelmäßig noch für ein paar Wochen in die Schweiz, wodurch
ich soweit in Ordnung kam, daß femef Ems überflüssig wurde.
Teilnahme an der Weltausstellung London 1862
[Es war im Jahr] 1862 war die [bey der] zweite[n] Londoner
Weltausstellung, aa-welcher [daß] wir uns auch - os war das
[u. zw. zum] erste[n] mal - betheiligten. Josef überließ mir
diese Angelegenheit m[völßg, der ich mich [denn] auch mit
ganzer Hingebung widmete und am 10. April mit einem Bron
zearbeiter und einem unserer Leute dorthin abreiste. Den
größten unserer vielen Lüster, welche wir dazu gebracht hat
ten, hängten wir an einem dort geschmiedeten dicken Zwi
schenhaken auf, bevor wir aber mit der Zusammensetzung
[Glasbehängung] zu Ende waren, fiel er herunter, das weiche
englische Eisen hatte sich aufgebogen. Zum Glücke wurde
Niemand beschädigt, es gab nur einen [großes Gerassel der
zermallmenden Glasbehänge, darum] argen Zusammenlauf;
wir verschafften uns einen noch stärkeren englischen Haken,
der mindestens dreimal so dick war, als es aus steyrischem
Eisen zu sein brauchte, die verdrückten Arme wurden zurecht
gebogen, der Lüster prangte [bald] wieder in voller Pracht
[und machte um einiges mehr von sich reden.]. Wir drei arbei
teten tüchtig, hatten die vorderste Wand des österreichischen
Hofes und waren am Eröffnungstage fertig, was allerseits be
sten Eindruck machte, um so mehr als die große Mehrzahl der
Anderen [u. zw nicht nur der österreichischen Abtheilung] mit
ihren Ausstellungen sehr im Rückstand geblieben war. Ohne
532 „Dessertschalen“; Weltausstellung London 1862; Reproduktion aus:
Kat. London 1862, S. 162
532 Dessert center pieces, London World Exhibition 1862, reproduction
from: Kat. London 1862, p. 162
uns wäfe [hätte] der Umzug am Eröffnungstage [Österreichs
Gebieth] gar nicht [berührt] an-def-östefre-iehieeben Ab-theb
lung vorüborgoführt worden. Unsere oigono Ausstellung war
[denn auch] thatsächlich glänzend und noch mehr glitzernd,
denn die vielen Gegenstände von Glas und Bronzefassung,
die Arm- und Kronleuchter mit ihren stets zitternden Glas
behängen machten sie lebendiger, als irgend eine andere. Wir
erzielten [darum (?) auch] guten geschäftlichen Erfolg. Aber
jetzt, da ich mit meiner eigenen Leistung in den Weltmarkt ein
getreten war, machte ich doch die Augen ganz anders auf als
sonst, musterte die in den anderen Abtheilungen vorhandenen
Gegenstände weit eingehender und gar nicht selbstgefällig,
ich sah vielmehr gar [recht] wohl, daß wir auf künstlerischem
Gebiete es manch’Anderen [lange] nicht gleich thaten, daß es
noch viel zu schaffen gab, um den englischen, noch mehr aber
den französischen Produkten gleich zu kommen. Die Feinheit,
d+e [und] Zartheit ihre[r] Formen und Verzierungen waren für
mich bewundernswerth; diese Ausstellung wurde mir zum er
sten, mächtigen Sporn, z« höhere« künstlerische« Leistungen
anzustreben, mich nicht mit dem alten, böhmischon Ueber-
kommenen zu begnügen. Uebung im Zeichnen hatte ich von
Kindheit an mit Bruder Josef genossen, [jetzt] befaßte ich
mich fortwährend damit, um so mehr als der Bruder mir späte*
[schon länger] dieses Feld der Thätigkeit ganz überlassen
hatte.
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