Nach der Londoner Ausstellung wurde ihm das goldene Ver
dienstkreuz mit der Krone verliehen; er wollte es nicht anneh
men, da ich die ganze Arbeit dazu geleistet hätte. Nur mit
Mühe konnte ich ihn bewegen, es sei ja Herkommen, daß sol
che Auszeichnungen dem Ersten in der Firma verliehen wer
den, es wäre ein Verstoß, eine solche Allerhöchste Entschei
dung berichtigen zu wollen u. s. w. - Aber außerdem, als es
galt, sich dafür zu bedanken, hat er sich nie entschließen kön
nen, sie wieder zu tragen.
ich war damals an und für oich [selber] mit meinem Befinden
gar nicht zufrieden; die beiden so rasch nacheinander erfolg
ten Todesfälle bedrückten mich erst recht und ließen mir die al
leinige Fortführung des Geschäftes als übergroße Last er
scheinen. 4eb [Schon] baffe längst [hatte ich] gedacht, wenn
ich einmal so viel habe, um von meinen Renten ein entspre
chendes Auskommen finden zu können, lieber nur mehr der
Aufrichtung [Herstellung] meiner Gesundheit zu leben, ueb
eine solche Rente hatte ich aea [jetzt] reichlich, denn unser
Geschäft war gut geführt. Dazu bekam ich ein doppeltes Erbe,
nachdem auch die Mutter für sich das nicht gebraucht hatte,
was ihr jährlich zukam. Aber meinem Schwager wäre es sei
ner Fabriken wegen - Taschek war vor Jahren gestorben und
Kralik hatte alle Werke für seine eigene Rechnung übernom
men - sehr unlieb gewesen, hätte ich mich zurückgezogen; er
wendete sich daher an meinen Freund Floder, einem studirten
Mediziner, der mir dem nach auch oft als ärztlicher Rathgeber
galt, auf dessen Meinung ich aber auch sonst Gewicht legte,
da er in allen Dingen stehts ein gar sicheres, klares Urtheil be
währte. Floder übernahm es aus Ueberzeugung, mir zuzure
den, thätig zu bleiben und so versuchte ich denn auch das Ge
schäft allein weiter fortzuführen.
Heirat von Mathilde Lobmeyr und August Rath, 1864
Im Sommer ging ich wieder, diesmal mit meiner Schwester
Mathilde, der nach so schwerer, nahezu aufreibender Hinge
bung gewiß eine Zerstreuung nur zu sehr ee- bioton
[vonnöthen] war, nach Ems, wohin uns bald der Sohn einer
hochgeachteten Wiener Familie und wohlbestallter Kauf
mann, August Rath, nachfolgte, der uns vorher schon wieder
holt in Währing besucht hatte, nun [aber] manche Tage in un
serer Gesellschaft verbrachte und sich bevor er heimreiste mit
der Schwester verlobte. Die Hochzeit fand am 26. November
statt, ich wünschte gewiß von Herzen der Schwester alles
Glück, wenngleich ich nun allein dastund mit nur einem Die
ner, da ich die beiden Mägde entließ, um von nun an im Gast
hofe zu speisen, überhaupt ein Junggesellenleben zu führen.
Kaufund Verkauf des Bauplatzes Ringstraße/Weihburggasse
Wie wenig Vertrauen ich in meine Tragfähigkeit batte [setze],
möge noch Folgendes bezeugen. 1862 hatten noch Josef und
ich den Bauplatz Ecke der Ringstraße und der verlängerten
Weihburggasse erstanden, für ein Haus vielleicht der schön
ste Platz in der inneren Stadt, weil gegen Osten, einerseits ge
genüber dem Stadtparke, andererseits dem ganz niederen
Gebäude der Gartenbaugesellschaft gelegen. Wir hatten,
gleich als der Plan für die Verbauung der Ringstraße erschien,
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548 Vermählungsanzeige von Mathilde Lobmeyr und August Rath, 26. 11.
1864. - Marriage announcement of Mathilde Lobmeyr and August Rath,
26th November 1864
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549 „Spiegel“; Weltausstellung London 1862; Reproduktion aus: Kat. Lon
don 1862, S. 161
549 Mirror; London World Exhibition 1862, reproduction from: Kat. London
1862, p. 161
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