m
mr
598 Trink- und Dessertservice Nr. 142, um 1872; zeitgenössische Photographie (bez.: „D. S. 142. kristali mit brillantirt. Schildern“); „Trink-Service Nro. 142,
von Krystallglas mit brillantirten Feldern; n.e.Z.“ (WZ III, S. 12,13); „Dessert-Service N°. 142, Krystallglas/ mit brillantirten Feldern u. Hohlkehlen, nach eigenen
Zeichnungen 1872.“ (WZ VI, S. 29-32)
598 Drinking and dessert Service no. 142, about 1872; Contemporary photograph (“D. S. 142 crystal with brillianted Segments”)
war, in Kürze sogar ein jährlicher Umsatz bis zu 150,000
Dollars sich ergab. Durch den großen Bürgerkrieg zwischen
Nord und Süd der Vereinigten Staaten stockte [aber] nicht nur
sein Geschäft, [auch] sein Vermögen verringerte sich bedenk
lich. Da suchte er Baumwolle zu erhalten, was er bekommen
konnte, brachte sie glücklich nach dem Norden, wo sie gierig
abgenommen wurde: er war reicher als zuvor! - Amerikani
sche Verhältnisse! - Der nun wohlhabende Kaufherr suchte
seine Heimat nochmals auf, traf den todtkranken Vater noch
am Leben, der gerne zugab, sich in diesem Sohne geirrt zu
haben und ein paar Tage später in dessen Armen seinen Geist
aufgab. - Was woitor aus diesem Amerikaner wurde, [Erst
jetzt 1897] habe ich eieht [zufällig] erfahren, [daß dieser Borg
foldt sein energische Mann nun noch in Amerika ist, und dort
ein ansehnliches Geschäftshaus besitzt.]
Ein kleines Vorkommnis will ich hier noch einschalten. Wir
saßen eines Abends im Kursaal, ein Concert zu hören; plötz
lich verlöschten die Gasflammen, ein paar Öllampen an der
Seite des Podiums spendeten gerade genug Helle, daß Alles
anständigerweise verbleiben, der Violinspieler ruhig fortspie
len konnte. Zunächst lachte man, äam [bald] aber schnellte
eine Dame empor und ging eilig davon, ehestens [folgten]
noch zwei und mehr, man roch das ausströmende Gas, plötz
lich schrie man „expiosion! feu!“ Alles stürzte [fort, theils] that-
sächlich übereinander, so daß es Getretene gab, den Ausgän
gen zu, von denen einer versperrt war, man hörte das Zertrüm
mern von Spiegelscheiben, es herrschte wilde Aufregung. Ich
faßte meine Nachbarn [fest] an der Hand, hieß sie ruhig blei
ben, es könne sich so rasch nicht so viel Knallgas bilden, daß
wir in Gefahr kämen. Es traten Diener ein, zündeten die Lüster
wieder an, ein anderer Künstler trat vor und bei nahezu leerem
Hause ging das Concert zu Ende. Draußen regnete es in Strö
men, es waren keine Waagen da, die Ärzte waren noch an kei
nem anderen Abend so in Anspruch genommen, wie an die
sem.
Mit dem Hemmer Kirchspielvogt und seiner Frau kam ich noch
1863 - er war damals wegen Auflehnung gegen die dänische
Regierung bereits seines Amtes entsetzt - und 1865, beide-
male nur für wenige Tage, wieder in Ems zusammen. Ich be
suchte sie einmal auch in ihrem Heim, war dann mit ihnen in
Hamburg, wo aber [eben] die „Wasserpest“ das Alsterbassin
und eine Anzahl Kanäle so füllte, daß man nur mit großer
Mühe einen schmalen Weg für je ein Schiff freizuhalten ver
mochte. Dieser geradezu rasend schnell wuchernden Was-
serpiage konnte man nicht beikommen, aber gerade die Gie
rigkeit ihrer Entwicklung brachte es auch mit sich, daß sie
rasch alle ihre Nährbedingungen aufbrauchte und dann that-
sächlich an Erschöpfung derselben wieder abstarb. Wir ka
men auch nach Kiel, ich staunte den großartigen Hafen an, be
wunderte die einen mächtig schönen Eindruck machende Du-
sternbrook-Allee u. A. m. und freute mich der vom Wetter un-
gemein begünstigten Tage um so mehr, als mir in dieser Luft
250