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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

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633 Verschiedene Gläser aus der Serie „Gegenstände aus dünnem Krystallglase, sowohl mit emaillirtem Flechtwerk und Goldverzirungen in altvenezianer 
Art, als auch / mit gravidem Flechtwerk und Sträusschen ausgeführt, nach eigenen Zeichnungen.“ (WZ VIII, S. 15-19); zeitgenössische Photographie 
633 Variousglassesof theseries “objectsofthin crystal glass ... in ancient Venetian manner..Contemporary photograph 
Haus in Währing - Fledermäuse und Schwalben 
In den Jahren 1865 und 1866 also hauste ich in meiner gera 
dezu [etwas] weitläufigen Sommerwohnung in Währing mit 
meinem noch dazu in einem entfernteren Zimmer schlafenden 
Diener allein, was mir aber doch kein Unbehagen machte. Da 
höre ich die eine, die zweite, die dritte Nacht ein Nagen, wes 
halb ich den Auftrag gab, eine Mausefalle aufzustellen. Ich 
fuhr gleich darauf zu meinem Schwager nach Böhmen, kam 
nach acht Tagen zurück; eine Maus hatte sich inzwischen 
nicht gefangen, doch wieder hörte ich Nachts das Nagen und 
nun schwirrte es auch im Zimmer herum - also eine Fleder 
maus, die allerdings der Einladung, in eine gewöhnliche Mau 
sefalle zu gehen, überhaupt nicht entsprechen konnte. Es war 
mondhelle Nacht - siehe da - das Thierchen hing an der Rou 
lette des Fensters! Ich stund geräuschlos auf, wollte die inne 
ren Fenster rasch zuklappen, aber das Nachts scharfsinnigere 
Mäuschen huschte weg. Ich schloß die bisher offenen Thüren 
links und rechts, schlief ruhig weiter; am nächsten Morgen 
fand ich das nun geblendete Thier im dritten Zimmer am Vor 
hänge angeklammert und - es blieb ja doch sonst nichts zu 
thun - lynchte es! - Weit merkwürdiger aber war, was einige 
Jahre später mir vorkam. In mein Geschäft in der Kärnthner- 
straße nämlich flog, selbstverständlich am Abend, eine Fle 
dermaus herein durch den vorderen, langen Raum in die 
Schreibstube, von da in ffleiaee [den]Stiegenraum, [und] hin 
auf in die Geschäftslokale des ersten Stockes. Meine Leute 
fuhren erschreckt zusammen, denn - ist es überhaupt ein al 
tes Märchen oder hat es Kotzebue erst erdacht, und in einem 
seiner drolligen Stücke, ich glaube, in „Pachter Feldkümmel“ 
verwerthet - kurz, die Furcht, daß eine Fledermaus sich in die 
Flaare [der Menschen] verwickle, ist eine wenn auch [ganz] 
thörichte, doch so allgemeine, daß die Meisten Monoohon sich 
vor dem kleinen Ding groß fürchten. Ich ging demselben rasch 
nach, schloß alle Thüren, um es auf den engeren Bereich zu 
beschränken; es hing [günstiger Weise]im kleinsten Raum ne 
ben der Stiege; ein Schlag mit dem Tuche: die Sache war erle 
digt. Ich vermuthe, die Fledermaus war hoch oben an ein be 
leuchtetes Fenster hart angeflogen, so daß sie halb betäubt 
heruntertaumelte und dann zu mir hereinkam, wo sie, wäre sie 
gehetzt worden, gewiß einigen Schaden hätte anrichten kön 
nen. - Weitaus lieblicher erledigte sich ein dritter anscheinend 
ähnlicher Fall. Ich rauchte im Markt Aussee nach dem Abend 
essen auf meinem Zimmer eine Cigarre, als es um mich 
geräuschvoll herumflog - also wieder eine Fledermaus! 
dachte ich. Ich verlöschte sogleich die Kerzen, damit sie leich 
ter durch das von der Straßenbeleuchtung erhellte Fenster 
hinausfinde, doch das flog ängstlich weiter herum, in die Vor 
hänge, flatterte und zappelte zwischen dem Kasten und der 
Mauer; ich versuchte, es heraus zu jagen, ich öffnete die 
Thüre nach dem Gange, wo eine gar helle Lampe brannte; 
richtig, nun wurde es still, der dumme Vogel war offenbar in 
den Gang hinausgeflogen: möge er sich dort den Ausgang su 
chen! Ich schloß die Thüre, zündete wieder die Kerzen an, 
legte meine Patience zu Ende und dann mich selbst zur Ruhe. 
Kaum aber graute der Morgen, es war noch nicht vier Uhr, so 
weckte mich ein zuerst zaghaftes, dann bestimmteres Zwit 
schern und bald flog es wieder um meinen Kopf herum, aber 
kein Nachtvogel, sondern ein Schwalbenpärchen, welches, 
sonderbar genug, gestern einen so spätabendlichen Ausflug 
gemacht, sich zu mir verirrt und nachdem es sich müde ge 
stoßen, ruhig auf der Vorhangstange übernachtet hatte, wo es 
sich zunächst Morgens anscheinend berieth, ob es den Sie 
benschläfer, bei dem es zu Gast war, schon stören solle. Es 
war aber nicht nur munter, sondern auch hungrig geworden, 
so mußte es denn losgehen. Ich öffnete nun gleich das Fen 
ster, die eine Schwalbe fand bald hinaus, kehrte aber wieder 
zurück, endlich war ich beide los, schloß das Fenster, mit dem 
Schlaf aber war es vorbei. Man sagt, Schwalben bringen 
Glück; kann sein, mich haben sie nur um einige Nachtruhe ge 
bracht; es war aber doch ein gar lieblicher Spaß! 
Das Landhaus in Währing, das ich [1864]allein übernommen 
hatte, war also [da die Sommerpartheien weggeblieben wa 
ren] 1866 schon so verödet, daß sich [wie erwähnt]bereits die 
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