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638 Fünf Vasen, vgl. Abb. 637, S. 280; zeitgenössische Photographie; vergleichbare (kleinere) Objekte: Serie 89, „kristallrosa geschält, mit Gold und Email-
dekor, 1872“ (Archiv Lobmeyr, Prag; dort auch in einer Mappe: „Rosa Dessertservice mit Weissemail“)
638 Five vases, see ill. 637, p. 280; Contemporary photograph; comparable (smaller) objects: series89, “crystal pinkfaceted, with goid and enamel decoration,
1872” (Lobmeyr archives, Prague)
er Familie und Geschäft beiseite ließ, sich im Administrations
gebäude häuslich einrichtete und gegen die Praterwirthe mit
jener Thatkraft, selbst Härte auftrat, welche allerdings erfor
derlich [war] ist, wenn man in kurzer Zeit mit ihnen fertig wer
den wollte; fw so gelang es [aber]auch. Die Hauptallee ließ v.
Schwarz mit geschnittenen Steinen einfassen, daran Rasen
streifen legen; im ganzen Prater wurde rüstig gearbeitet, bald
nannte man den Aussteliungspräsidenten nach einem Witz
bilde der Münchener Fliegenden Blätter den Master Vorwärts,
wozu auch sein scharfgeschnittenes Profil einigermaßen
paßte.
Nun nahte [auch] bereits der am Stubenring nach den Plänen
des Architekten Heinrich Ritter v. Ferstel im Jahre 186 . be
gonnene, in italienischer Renaissance gehaltene Neubau des
„österr. Museums für Kunst und Industrie“, wie nun einmal sein
nicht ganz zutreffender Titel lautet, seiner Vollendung; sie
sollte Mitte Oktober 1871 erreicht sein und das der Kunstindu
strie geweihte Haus sinnig durch eine Ausstellung der neuge
schaffenen kunstgewerblichen Arbeiten seine erste Weihe er
halten. Es war der 24f e Oktober für die Eröffnung bestimmt,
ich hatte genug bereit, um rechtzeitig auf dem Platze zu sein,
aber Andere waren im Rückstände, und da ich damals bereits
mit Direktor v. Eitelberger auf recht freundschaftlichem Fuße
stand, wendeten sie sich an mich mit dem Ersuchen, eine Ver
schiebung des Eröffnungstages zu erwirken. Ich lud nun eine
Anzahl der hervorragenderen Betheiligten, auch den Architek
ten v. Ferstel zu einer Berathung bey mir. Dieser äußerte sich
dahin, daß auch ihm jede Fristerstreckung erwünscht wäre,
umsomehr als Prof. Ferd. Laufberger mit den Wand- und
Deckenmalereien noch sehr im Rückstände sei; es möchten
aber bei dem zu unternehmenden Schritte beider Namen nicht
mit in’s Treffen geführt werden. Ich wurde nun gebeten, bei Di
rektor v. Eitelberger den beantragten Versuch zu unterneh
men. Selben Tages kam der Direktor zum Bildhauer und De
korateur Schönthaler, um da mit noch Anderen den Abend an
genehm zu verbringen. Ersterer trug den Hausherrn, ob er
zum 24t© n Oktober mit seiner Ausstellung fertig sein werde,
worauf dieser in seiner sageR-wfr jovial ungezierten Weise er-
wiederte, er könne darüber keine Auskunft geben, denn er
gehöre zur Partei Lobmeyr, welche eine Vertagung wünsche.
Andern Morgens kam Eitelberger in größter Erregung zu mir,
theilte mir, heftig auf und ab schreitend, Schönthaler’s gestrige
Äußerung mit und sagte, sich in seinen Worten überstürzend,
er hätte wohl nie gedacht, daß eine Partei Lobmeyr gegen ihn
Stellung nehmen würde u. A, m. Ich konnte nichts anderes
thun, als stille abzuwarten, bis der Sturm, welcher über mich
dahinbrauste, wieder ruhiger wurde [nachließ], dann sagte
ich, wie sehr mich das alles bestürze und betrübe, weil solche
Aufregung doch seine Gesundheit schädigen könne, wozu
Anlaß geworden zu sein mir doch zu nahe ginge; es betrübe
mich um so mehr, weil bei etwas ruhiger Erwägung das alles
gewiß nicht geboten sei; der Direktor brauche doch nur, ohne
selbst [auch nur]einen Grund anzugeben, zu sagen, es bleibt
beim 24 ten Oktober, und die Frage ist erledigt. Ich selbst sei
mit meinen Arbeiten ausreichend fertig, die Anderen werden
bringen, was sie haben, es später ergänzen; wegbieiben wird
sicherlich kein Einziger. Ich hatte ja lediglich eine Anfrage,
eine Bitte, aber keine Bedingung zu stellen; kann eine Ge
währung nicht erfolgen, so fügen wir uns und werden auch
trachten, unser Bestes zu thun. Der Direktor eilte fort. Es dau-
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