den Oesterreichern Vorbehalten. Das Dach einer solchen Sei
tengalerie ruhte auf neun Eisenbogen, wodurch sich acht Ab
theilungen ergaben. In der ersten Seitengalerie von der Ro
tunde ab waren mir die ersten fünf Abtheilungen und dazu vor
denselben ein in die Hauptgalerie hineinragender Platz für
einen ansehetieh [besonders] großen Tisch zugewiesen wor
den. Als die Portale an den großen Galerien bereits gebaut
wurden, so daß eine Verlängerung derselben nunmehr ausge
schlossen war, liefen von Nachzüglern immer noch Anmeldun
gen ein, welche berücksichtigt werden sollten. Meine Stellung
[Position] in dergr. Kommission der Ausstellung bedingte, daß
ich dem Rechnung trage und so erbot ich mich, meine letzte,
fünfte Abtheilung abzutreten, falls die nach Außen führende
Thüre in der dritten Abtheilung, welche, weil sie früher in die
Mitte meines Platzes zu liegen kam, mich erst nicht störte, nun
einfach beseitigt werde, was B r Schwarz, der, um Alles kurz
abzumachen, stets gleich mit Versprechungen zur Hand war,
auch ohne weiteres zusagte. Nach ein paar Wochen vergebli
chen Zuwartens brachte ich die Angelegenheit in Erinnerung
und nach weiteren Wochen nochmals. Nun aber wurde die
Thüre nicht nur verkleidet, man setzte auch die Rollbalken ein.
ich ging zum Sekretär Hirsch und sagte ihm, ich sei nicht einer
[von] jenef[n], welche sich nasführen lassen: wird die Thüre
nicht ganz aufgelassen, so stelle ich einfach nicht aus. Und da
erinnere ich mich an eine Bismarck-Anekdote. Als nach Been
digung des deutsch-österreichischen Krieges König Wilhelm,
wenn ich nicht irre, in Flensburg angelangt war, um da seinen
Einzug zu halten, wurden im letzten Momente von königlicher
Seite die Straßen bekannt gegeben, durch welche die Fahrt
stattfinden werde. Die ersten Stadtverordneten traten nun mit
der Vorstellung an Bismarck heran, man habe andere Straßen
in Aussicht genommen, nur diese festlich geschmückt, er
möge geneigtest anordnen, daß darnach die Einfahrtsvor
schrift geändert werde. Trocken abwehrend antwortete Bis
marck: Aber sagen Sie das doch dem Kutscher! Damit war die
Entscheidung gefällt.
Hirsch erwiederte mir nämlich: Aber lassen Sie doch die Thüre
selber wegnehmen! Freilich war in beiden Fällen die Selbst
hilfe nur zulässig, weil eine maßgebende Persönlichkeit dazu
aufforderte. Ich ging also an einem nächsten Tage mit meinem
Tischler in die Ausstellung, traf da B r Schwarz, der mich frug,
was mich herunter führe. Ich erwiederte bestimmt genug: ich
will die Anordnung treffen, damit die Thüre in meiner Abthei
lung beseitigt werde. - Muß denn das sein? - Ja! war meine
sehr scharfe Antwort; dazu rollte ich meinen Plan auf, wie die
betreffende Wand ausgeschmückt werden sollte. - Nun gut!
lautete seine Entscheidung; er ging nach links, ich nach rechts
weiter, die Sache wurde erledigt; aber daß er glaubte, er brau
che mir gegenüber nicht Wort zu halten, habe ich nicht verges
sen. Alles war rechtzeitig eingeleitet; ging ich spazieren, wobei
ich mich in Gedanken doch nur mit der Ausstellung beschäf
tigte, merkte ich mir auf, was dort und da noch anzuordnen
oder zu betreiben sei, und so war auch am Eröffnungstage
mein Theil ganz fertig. Meine Leute hatte sich nicht nur wacker
zur Arbeit gehalten, sie gingen vielmehr mit voller Liebe und
mit Stolz daran, treulich jeder sein Theil zum Gelingen beizu
tragen. Inmitten hing [ich wiederhohle hier allerdings Einiges
schon von Freund Pecht Gesagtes,] ein Kronleuchter für 96
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664 Spiegel aus der Toilettegamitur Abb. 663
664 Mirror from the toilet set ill. 663
Kerzen, welchen ich genau im Stile gezeichnet hatte, wie sol
che noch in Schlössern aus der Zeit des Anfanges des vorigen
Jahrhunderts, zwei kleine noch in unserer Kathedrale Vorkom
men; sie haben ein Gestell aus Eisen, das man früher ver
zinnte, jetzt vergoldet, das ganz mit Glasleisten oder Schienen
und mit Rosetten bedeckt und sehr reich mit breiten, geschlif
fenen Glassteinen behängt ist. Solche Lüster für verschieden
viele Kerzen, bis zu deren 6 herab, hingen noch die Menge an
den Deckensparren, außerdem welche aus Bronze und Glas
nach Professor Storck’s und Architekt Teirich’s Entwürfen,
[dann] eine weitere Anzahl nach meinen eigenen Vorlagen
ausgeführte, so daß es so zu sagen einen dichten Wald von
Lüstern abgab. Schien die Sonne in die doch immer etwas zit
ternden Behänge, so erhielten sie einen [merkwürdigen] Licht
glanz, zeigten ein gar reiches Spiel der Regenbogenfarben,
wodurch der gesammte Deckenbehang nicht nur prächtig,
sondern auch sehr lustig wirkte. An den Wänden waren nebst
den 4 Spiegeln mit den anmuthigen, von Professor Eisenmen
ger gemalten Amoretten andere mit geschliffenen, graviden
und foliobelegten Glasrahmen, welche ich nach Art der ähnli
chen altefr-deutschen, allerdings meist nur kleinen Spiegel
entworfen hatte und die man fälschlich meist als Venetianer
Spiegel bezeichnet, welch’ letztere nur mit vom Glasbläser
ausgeführten Stäben, Blumen und Blättern, nie aber mit ge-
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