schliffenen oder graviden Theilen umrahmt sind, da man
Schliff und Gravirung in Venedig nie übte [die alten geschliffe
nen sind meist böhmische auch deutsche Arbeit.]. Ferner wa
ren noch Spiegel in geschnitzten und vergoldeten Holzrahmen
mit verwendet, weiter an den Wänden Stellen angebracht, auf
welchen farbiges verziertes Glas prangte, im Mittelraum stan
den zwei Schränke mit dem edeTtmd [überaus] vornehm wir
kenden Kaiserservice, dann Pulte mit einfachen, feinen und
feinsten Krystallglas-Gegenständen, dazwischen eine reiche
Zahl von Armleuchtern, deren Glasbehang durch sein Funkeln
und Glitzern das Bild belebte. Auf dem in der Hauptgalerie ste
henden großen Tisch war Meister Hansens großer Tafelauf
satz sammt den dazugehörigen Trinkgefäßen in so breiter und
vornehmer Weise zur Schau gestellt, wie es dieses Pracht
werk bedingte. Meine Ausstellung machte [darum] wie man
sagte [nach allgemeinem Urtheil] einen märchenhaften Ein
druck.
Sonst waren, wie dies noch bei jeder großen Ausstellung vor
kam, ganze Abtheilungen mit unausgepackten Kisten gefüllt,
namentlich die Auslandseite war über Erwarten zurückgeblie
ben. Der offizielle Rundgang mußte demnach recht be
schränkt werden; ich erntete bei demselben die huldvollste
Anerkennung der Majestät, und die Begleitung wie das Publi
kum dieses Tages und aller Folgezeit [überhaupt] war that-
säeMeh entzückt.
Ein paar Tage nachher speiste ich beim Hofjuwelier Alexander
Köchert, der über meine Äußerung „nun sei der schönste Theil
der Ausstellung für mich vorbei“ nahezu verblüfft war und er
widerte, sie habe ja doch erst angefangen. „Allerdings“, ant
wortete ich, „aber was bisher geschah, lag in meiner Hand.
Das Schaffen [Die Ausführung] all der vielen Gegenstände be
schäftigte mich so lange Zeit hindurch in anregendster Weise,
das gelungene Werden all der Dinge brachte mir reine, große
Freude, ich war stets in einer Weise belebt, wie ich es mir
schöner nicht wünschen konnte. Nun aber kommt der zweite
Theil, jener der Ernte, und diese hängt von Verhältnissen ab,
welche außer meiner Machtsphäre liegen; gestalten sie sich
ungünstig, so kann ich an dem zweiten Theil mindestens keine
Befriedigung finden,“ Und richtig, unmittelbar darauf erfolgte
der oogonannto [berüchtigte] große Krach, durch den der
größte Theil der inländischen Kundschaft, welche sonst ein
§fe&et= [Haupt] Faktor gewesen wäre, mindestens lahm gelegt
wurde, dann trat die Cholera auf und blieb sie auch wenig ge
fährlich, so hielt sie doch begreiflicherweise die fremden Besu
cher ab, in die verseuchte Stadt zu ihrem Vergnügen zu kom
men. Jene [aber], welche aus irgend einem Anlasse kommen
mußten, hielten sich nicht länger auf, als es geboten war, [und]
dachten gar nicht daran, Einkäufe zu machen, darum konnten
wir nach Schluß der Ausstellung das Allermeiste wieder in un
sere Lagerräume zurückbringen, um es [erst] später, wenn
auch mit Verlust, zu verwerthen.
Oft dachte ich daran, wie großen Schaden die selbstgefällige
Bravour des Baron Schwarz dem Staate und uns Allen ge
bracht hat. Wäre, wie es für unsere noch nicht genug ent
wickelten Verhältnisse überhaupt angezeigt war, 1874 oder
1875 bestimmt worden, [so] hätten die Arbeiter mit ihren Anfor
derungen keinen so tollen Reigen halten können, [ja] hätten
sich vielleicht von dem doch besseren Lohn, den Jeder gern
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668 Henkelkanne; Weltausstellung Wien 1873, Reproduktion aus: Lützow
1875, S. 372 (WZ VIII, S. 33, 34: „Krüge etc. aus Krystallglas mit hellpolirter
Renaissancegravirung nach eigenen Zeichnungen.“; Krug: S. 33, Blatt A)
668 Jug with handle; Vienna World Exhibition 1873, reproduction from:
Lützow 1875, S. 372 (WZ VIII, p 33, folioA)
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