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688 Medaille der Weltausstellung Wien 1873
688 Meda! of the Vienna World Exhibition 1873
Hans Makart
Von Hans Makart habe ich, nebst manchen reizenden Studi
enblättern, ein größeres Ölbild, und zwar eine Waldnymphe,
welche einen Faun im Bogenschießen unterrichtet. Das Bild
ist mit all dem Farbenrausch und Zauber gemalt, welch’ erste-
rer meiner Ansicht nach nur diesem Künstler aufzubringen
möglich war, was kaum noch genügend gewürdigt wird. Ich
wenigstens sehe selbst bei den alten Venetianern nicht glei
che Ueppigkeit und [zugleich] so feinen Schmelz der Farbe,
wobei ich gewiß annehme, daß die Zeit viel gedämpft haben
mag. Für mich ist Makart einzig in seiner Art!
Er war auch sonst so eigenartig, daß ich gewiß nicht ein um
fassend zutreffendes Bild seines Wesens zu geben vermag,
[sondern] nur versuchen will. Einzelnes aufzuzeichnen, das
mir beachtenswerth erscheint. Wie reich seine künstlerische
Phantasie war, davon geben seine Bilder jedem, der gerecht
sein will, überwältigendes Zeugnis und doch fehlte dem
Manne, außer wenn es sich um künstlerische Fragen han
delte, für welche er selbst mit großer Wärme eintreten konnte,
im gesellschaftlichen Verkehre das Wort, so daß er schwei
gend selbst neben schönen und übermunteren Frauen sitzen
konnte. Trefflich war eine Bemerkung der übermütigen [muth-
willigen]Gailmeyer, als sie einmal längere Zeit neben ihm saß,
ohne ihn gesprächtig machen zu können. „Nun, lieber Herr
Professor, plaudern wir jetzt wieder von was anderem,“ was
ihn freilich erst recht nicht dazu brachte. Wer erinnert sich
nicht der phantasiereichen Ausschmückung seines Ateliers,
der nahezu phantastischen Sträuße aus getrockneten Blu
men, welche als Makartbouquets sehr in Mode kamen, und
vollends des Wiener Festzuges zum 25jährigen Kaiserju-
689 Medaille (Jury) der Weltausstellung Wien 1873
689 Medal (Jury) of the Vienna World Exhibition 1873
biläum, welcher die geniale Schöpferkraft des Meisters in
einer die gesammte Bevölkerung hinreißenden Weise zeigte.
Gewiß hätte kein anderer Künstler diese Aufgabe in gleich
herrlicher Weise bewältigen können, wie Makart es, man darf
wohl sagen spielend, that. Er mochte sich in seiner Prunkliebe
einigermaßen an Rubens ein Beispiel genommen haben. So
veranstaltete er einmal in seinem Atelier ein Fest, an welchem
vorwiegend Adelige und manche der schönsten Frauen, auch
Kunstgenossen theilnahmen. Erstere sandten dazu Weine
und Anderes, Makart schmückte den Tisch mit werthvollem
venetianischen Trinkgeschirr und anderen Kostbarkeiten, von
welch’ ersteren, da man schließlich recht heiter wurde, man-
ches Stück dieser überaus gebrechlichen Stücke nicht mehr
für des Künstlers Sammlung verblieb. Ob er überhaupt für sol
che Veranstaltungen Dank erntete, mag dahingestellt bleiben,
auch dürfte er kaum darnach gefragt haben. Eigenartig war, so
viel ich zu beurtheilen vermag, auch die Art seines Schaffens.
Er machte selbst für figurenreiche Bilder nur flüchtige Skizzen,
als wäre es ihm lediglich darum zu thun, das Farbenbouquet
gut zu stimmen; ging er dann an die Ausführung im Großen, so
hatte der Vorwurf in seinem Kopfe sich längst großartig [umge
staltet], es drängte ihn zur raschen Fertigstellung, bei der er
sich durch seine Skizze nicht beengen ließ und nachdem er
keine Ruhe fand, bevor nicht wenigstens der Hauptsache
nach alle Farbeneffekte auf der Leinwand waren, bediente er
sich öfter der Trockenmittel, welche später manchen seiner
Bilder gefährlich wurden. Bei dem Werke, welches ich besitze,
scheinen derlei gar nicht in Anwendung gekommen zu sein, da
es auch nicht den kleinsten Riß zeigt. Als er sich das zweite
mal vermählte, war man namentlich in Künstlerkreisen damit
nicht einverstanden; ich dagegen bin der Ansicht, daß wenn
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