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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

sen kamen dann einige heitere Vorträge, die den zahlreichen 
Kreis angenehm unterhielten. Auch diese Abende konnte ich 
durch mehrere Jahre in mir angenehmer Weise fortsetzen; 
1889 übernahm es Prof. Hermann, nach Tisch eine Anzahl 
seiner Kartenkünste zu zeigen, mit welchen er eine geradezu 
verblüffende Wirkung erzielte. Es war besonders Graf Hugo 
Enzenberg, welcher da meinte, dem in seinem Fache überaus 
bedeutenden Meister sozusagen hinter die Karten gucken zu 
können, dieser stellte sich nun sichtlich die Aufgabe, mit Je 
nem erst recht zu spielen, indem er sich anscheinend eine 
Blöße gab, weiche Jenem begreiflich auffiel, so daß er darauf 
triumphirend hinwies, dann aber von Hermann in der ihm eige 
nen eleganten Weise glänzend des Irrthums überwiesen 
wurde. So fehlten ein paar Karten - der Graf hatte sie in seiner 
Brieftasche, ohne zu ahnen, wann und wie sie da hineinge 
kommen waren. Dann wurde ein Herr um seine Uhr gebeten 
und vermißte dieselbe, sie fand sich zum Ergötzen Aller beim 
Grafen, der nun die Gefährlichkeit einsah, den Kampf mit dem 
Schwarzkünstler fortzusetzen! Es kamen noch andere so ver 
blüffende Produktionen vor, daß die Damen, insbesondere 
Frau Charlotte Wolter, welche mit gespanntester Aufmerk 
samkeit bei der Sache war, die Aufführungen schon als un 
heimlich bezeichneten. Denn mitten unter den Gästen ste 
hend, welche ihm fortwährend auf die Finger sahen, erschie 
nen viele der Kunststücke erst recht als Zauberei. Anfangs 
nächsten Jahres starb Prof. Hermann, ich aber war gewiß, 
daß ich einen gleich interessanten Abend nicht mehr veran 
stalten könnte und hielt es demnach für klug, die Sache nicht 
mehr fortzusetzen. 
Meinen Nichten zuliebe hatte ich [nachdem ich früher schon 
bei mir kleinere Tanzabende gegeben hatte,] auch im Hotel 
Munsch einen Ball veranstaltet und tm /paar/folgende« Winter 
mit Freund Gögl, welcher nicht minder seinen Nichten und an 
deren ihm nahestehenden jungen Damen ein derlei Vergnü 
gen zu beschaffen freudig bereit war, Bälle im Hotel Metropole 
gegeben, welche vielleicht gerade deshalb, weil wir beide un 
verheiratet waren, besonderen Beifall fanden, wobei jedoch 
gewiß nicht gedacht wurde, daß unser Cölibat dadurch oder 
überhaupt je noch in die Brüche gehen könnte. Es reizte viel 
mehr hiebei und auch bei mancher meiner Gesellschaften 
diese oder jene Dame, sich zu überzeugen, ob denn ohne 
Hausfrau Alles leidlich glatt abgehen könne. Da fehlte es denn 
hin und wieder nicht an ärgerlichen Bemerkungen, wenn die 
Betreffenden zugeben mußten, daß Alles gut gelungen [ge- 
than] sei. Die Verheiratung einiger „unserer“ Nichten und son 
stige Vorkommnisse veranlaßten Gögl und mich indos doch 
[dann], diese Bälle /W/eber/entfallen zu lassen. - 
Dagegen hatten sich meine anderen Gesellschaften immer 
besser und reicher ausgestaltet, denn ich lud [nur] Kreise, in 
welchen gemeinsame oder doch verwandte Interessen [reich 
lich] zusagende Anregung boten, so daß sich jeder Gast leich 
behaglich fand. Vor Allem hielt ich an meiner ersten Spielge 
sellschaft, welche allerdings im Laufe der vielen Tage, in wel 
chen mancher liebe Genosse für immer abberufen wurde, 
stets neuer Ergänzung bedurfte, mit der ich jedoch jeden 
Herbst treulich meine Geselischaftsabende begann. 
Die Künstlerabende dagegen theilten sich [nun] in solche der 
Akademieprofessoren, dann der leitenden Persönlichkeiten 
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725 Krug aus der „Tritonenserie“, um 1877; farbloses Glas mit Dekor in 
Weiß, Blau und Gold; Höhe: 28,5 cm (PSK 29), vgl. Abb. 726, S. 341 (WZ IX, 
S. 41-43: „Gegenstände aus gelblichem Krystallglase mit Golddecoration u. 
Tritonen blau oder rosa lasirt auf weissem Email. / Nach eigenen Zeichnun 
gen. Figuren nach einem altfranzösischen Werke“, Krug: S. 41, Blatt A) 
725 Jug from the “Triton’' series, about 1877; colorless glass with decoration 
In white, blue and gilt, height: 28.5 cm (PSK 29), see ill. 726, p. 341 (WZ IX, 
pp. 41 -43; jug: p. 41, fqlio A) 
der Künstlergenossenschaft, weiter der Bildhauer [auch der 
Architecten], ferner in noch zweie von jüngeren und jüngsten 
Künstlern, zu welch’ allen ich jedoch noch diesen und jenen 
Kunstfreund lud, weiters bat ich noch manche Schriftsteller, 
darunter welche unserer bekannten Feuilletonisten zu mir. 
Auch veranstaltete ich sogenannte Minister-, dann Geheim 
rathsabende, zu anderen kamen Sektionschefs und Hofräthe, 
zu wieder welchen jüngere Staatsbeamte. Ich lud viele Profes 
soren unserer Hochschulen, die hervorragenden Persönlich 
keiten der kaufmännischen Welt, nicht minder gerne deren 
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