einfachere Vertreter, die Gemeindeverwaltung und, wie schon
früher gesagt, die Herren des Museums und der Kunstgewer
beschule. Dazu kamen eine Anzahl Damenabende, bei denen
sich ebenfalls stets nur solche [Gäste]zusammenfanden, von
denen ich annehmen konnte, daß sie gerne mit einander ver
kehrten, denn mir selbst war es [ja]am unbehaglichsten, wenn
ich zu einem sogenannten Rout geladen wurde, bei welchem
der Einzelne nur mit Wenigen bekannt ist, die große Mehrzahl
aber nur darin eine Befriedigung finden kann, auch dabei ge
wesen zu sein, ein Guttheil aber, nachdem er Hausfrau und
Hausherrn begrü ßte, in der Ueberzeugung flüchtet, denselben
dadurch einen Dienst zu erweisen, weil s© viele noch nach
strömen, [so] daß für Alle kein Platz, vollends nicht darauf ge
rechnet ist, daß die große Ueberzahl zu bewirten sei. Beson
deren Anklang fanden auch meine „Abende der jungen
Paare“, so daß manche Neuvermählte aus meinem Kreise na
hezu gekränkt gewesen wären, wenn ich es übersehen hätte,
sie das nächstemal beizuziehen. Gewiß machte dies [auch]
mir viel Vergnügen, andererseits mußte [wenngleich] ich frei-
Web das ganze Jahr Vormerkung treffen [mußte], um mich ja
keines Versehens schuldig zu machen, welches [gewiß auch]
mir jedenfalls [ebenfalls] leid gethan hätte.
Es konnte mir/wo/?//einige Befriedigung gewähren, als einmal
einem Russen, der, im Auftrag seiner Regierung nach Wien
gekommen, seiner Botschaft den Wunsch äußerte, die Wiener
Gesellschaft kennen zu lernen, von jener empfohlen wurde,
sich bei mir einführen zu lassen. Ich habe den liebenswürdi
gen Herrn, wie ich glaube zu seiner Befriedigung, gerne zu
den verschiedenen Kreisen beigezogen. Desgleichen kam ein
deutscher Geheimrath für einige Zeit nach Wien, um mit dem
Nuntius Verhandlungen zu pflegen und gereichte es mir eben
falls zum Vergnügen, ihn seinem Wunsche gemäß mit den
mannigfachen Pesönlichkeiten bekannt zu machen, welche in
meinem Hause verkehrten.
Die Zahl meiner Gesellschaftsabende während eines Winters
mehrte sich auf vierzig bis fünfzig; dennoch kann ich nur sa
gen, daß mir die Veranstaltung derselben nie eine Mühe war,
sie mir stets die angenehmste Anregung boten. Ja, fühlte ich
mich sogar das eine oder anderemal vorher etwas verstimmt,
so hob sich dies nicht nur während des Abends, sondern ward
mir auch die nächsten Tage so viel wohler zumute, daß ich
meinen Gästen ehrlich versichern konnte, sie erwiesen mir
durch ihr Kommen gewiß eben so viel Vergnügen, als ich ih
nen in meinem Hause zu bieten vermocht. Ich darf wohl an
nehmen, daß [auch] all’ meine Gäste diese Anschauung theii-
ten, was wesentlich dazu beitrug, [ihnen]mein Haus behaglich
zu machen. Am allerwenigsten konnte es mir darum zu thun
sein, die Meinung zu wecken, daß eine Erwiederung meiner
Einladungen von mir erwartet werde [, ich hätte es ja auch
nicht leisten können vielen Gegenbiethungen nachzukom
men.] Was mein Haus weiter Vielen angenehm machte, war,
daß ich, allerdings je nach dem betreffenden Kreis, den Tisch
wohl gut bestellte, namentlich für passende Abwechslung
sorgte, aber jed/n/en Aufwand vermied, der nur zu leicht prot
zenhaft erscheint und darum, wenn auch von Einzelnen
gerühmt, von der großen Mehrzahl doch nie beifällig begrüßt
wird. Mir konnte es nicht taktvoll erscheinen, namentlich Gä
sten gegenüber, welche vielleicht einen bescheidenen Haus-
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726 Krug aus der „Tritonenserie“, um 1877; farbloses Glas mit Dekor in
Weiß, Blau und Gold; Höhe: 28.5 cm (PSK 29), vgl. Abb. 725, S. 340
726 Jug from the “Triton” series, about 1877; colorless glass with decoration
in white, blue and gilt, height: 28.5 cm (PSK 29), see ill. 725, p. 340
halt führten, einen Ueberfluß zu zeigen, in welchem sie wohl
eher Anderes als eine Ehrung gefunden haben dürften. Es war
nicht Herkommen bei mir, Tischreden zu halten, fand sich aber
ja einer der Gäste gedrängt, loszugeh’n, was dann wohl meist
zu Ehren des Hausherrn geschah, so erwiederte ich scherz
haft, möglichst abwehrend, um ja zu verhindern, daß eine ge
genseitige Lobrederei Platz greife, welche mindestens lang
weilt. Se Ich wohnte einmal mit dreißig, vierzig anderen Her
ren und Damen einem Festmahle bei und sah, wie ein Be
kannter des Hauses die ganze Liste der Anwesenden vor sich
hatte und darauf verzeichnete, wer nach und nach mit einer
Ansprache ausgezeichnet wurde, dann aber, offenbar im Auf-
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