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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

trage des Hausherrn, sich darum bemühte, daß die zunächst 
Berufenen daran kämen, wo oF-dam schließlich die restliche 
Liste der Namen in eine Anrede zusammenfaßte, damit ja 
nicht einer sich durch Uebergangensein gekränkt fühle. Auf 
[mich] machte dies einen mehr als komischen Eindruck, auch 
alle Andern betrachteten es sichtlich als eine Erlösung, als 
diese etwas sonderbare Liebenswürdigkeit des Hausherrn 
endlich ihren Abschluß gefunden hatte! In dem und jenem 
Hause halten Hausfrau und Hausherr denn vor Allem darauf, 
daß in der Gesellschaft, welche sie geben, ein möglichst vor 
nehmer Ton herrsche. Es erhöht dies ihr Selbstbewußtsein 
und sie fühlen sich darin so beglückt, daß der Gedanke bei ih 
nen im Raum faßt, es könne die Kühle, welche diese Be 
schränkung bedingt, wenigstens einen Theil der Gäste lang 
weilen; man besucht denn auch solche Häuser aus manchen 
Rücksichten, ist aber meist froh, wenn der Abend abgethan ist. 
Am lächerlichsten scheinen mir die auch vorkommenden 
Junge-Herren-Gesellschaften, zu denen die Betreffenden in 
Frack und weißer Binde Zusammenkommen und darin eine 
Befriedigung finden, wenn sie von gemietheten, dafür beson 
ders hoch entlohnten Kammerdienern wie hohe Herrschaften 
servirt werden. Uebrigens: Eines schickt sich nicht für Alle! 
Lassen wir Jeden nach seiner Weise glücklich sein und blei 
ben wir immer dessen eingedenk, daß Jedweder meint, es sei 
das Richtigste, wie er es treibt. - 
Ich hatte über die Zahl meiner Gäste nie Heerschau gehalten, 
doch als mich einst Marquis von Baquehem trug, wie viel ich 
ihrer im Laufe des Winters lade, veranlaßte ich die Zählung, 
welche über achthundert ergab. Es ist zweifellos, daß die vie 
len Anknüpfungen, welche sich dadurch für mich ergaben, mir 
nicht nur die vielseitigsten Anregungen boten, sondern auch in 
mancher Beziehung förderlich waren; man lernte mich ge 
nauer kennen, erfuhr, was man von mir zu halten habe und 
war demnach, wenn ich für etwas eintrat, um so eher geneigt, 
mir zu willfahren. Wie es immer ergeht, gewinnt derlei mehr 
Bedeutung, wenn, wie es hier der Fall ist, gleichzeitig in kei 
nem anderen Hause ähnlich umfassende Gastfreundschaft 
geübt wird, wie es [sich]hier bei mir, durch mancherlei Verhält 
nisse begünstigt, fast zufällig herausbildete. - 
Die Veranstaltung meiner Gesellschaften galt mir jedoch stets 
nur eine angenehme Nebenbeschäftigung, welche mich nie ir 
gend von meinen geschäftlichen Arbeiten oder von der Erfül 
lung anderer übernommener Obliegenheiten abhielt, wie mich 
überhaupt [nie]eine zeitweilige Fülle von Arbeit bedrückte, ich 
im Gegentheil ew Unbehagen empfand, wenn es schien, als 
hätte ich für die nächsten Tage nicht vollauf Beschäftigung [zu 
thun]. Darüber war ich mir übrigens [eben] vollkommen klar, 
daß ich die Stellung, welche ich einnahm, in erster Linie doch 
nur meiner geschäftlichen Thätigkeit zu danken habe. Bech 
[Indeß] nicht diese Erkenntnis, sondern die Liebe zum Ding an 
und für sich mehrte meinen Eifer, mich don geschäftliches 
[diesen] Aufgaben mit vollster Hingebung zu widmen; es war 
mir dies um so weniger ein Opfer, als ich ohne Ueberschät- 
zung annehmen konnte, daß meine Leistungen die Anderer 
\ftfm] der gleichen Branehe [Gewerbszweige] meist überrag 
ten und als mir auch der geschäftliche Erfolg nicht mangelte. 
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727 Urkunde des Heraldisch-Geneaologischen Vereins Adler vom 30. 6. 
1878: Danksagung an Ludwig Lobmeyr für die Förderung der 1878 in Wien 
veranstalteten ersten heraldisch-genealogisch-sphragistischen Ausstellung 
727 Document of the Adler Society forHeraldry and Genealogy of 30th June 
1878: expression ofthanks to Ludwig Lobmeyr for the Support of the exhibition 
heid in Vienna 1878 
Freundschaft mit Friedrich Pecht 
Mein mir so sehr zugethaner Freund Friedrich Pecht in Mün 
chen, welcher mich veranlaßte, diese Aufzeichnungen zu ma 
chen, stellte mir wiederholt die Frage, wie ich dahin gelangt 
sei, meine Erzeugnisse auf eine Stufe zu bringen, daß sie 
nicht nur [besser als] manche andere äbeffagtea, sondern vor 
Allem eigenartig seien, einen so persönlichen Charakter hät 
ten, daß man sie sofort als meine Arbeiten zu erkennen ver 
möge? War er von meinen seitherigen Antworten hierauf nicht 
befriedigt, so besorge ich nur, daß es nicht viel besser gelin 
gen wird, wenn ich auch wieder versuche, dies auseinander 
zu setzen. - Es nöthigt mich, dies mein Verhältnis zu dem be- 
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