trage des Hausherrn, sich darum bemühte, daß die zunächst
Berufenen daran kämen, wo oF-dam schließlich die restliche
Liste der Namen in eine Anrede zusammenfaßte, damit ja
nicht einer sich durch Uebergangensein gekränkt fühle. Auf
[mich] machte dies einen mehr als komischen Eindruck, auch
alle Andern betrachteten es sichtlich als eine Erlösung, als
diese etwas sonderbare Liebenswürdigkeit des Hausherrn
endlich ihren Abschluß gefunden hatte! In dem und jenem
Hause halten Hausfrau und Hausherr denn vor Allem darauf,
daß in der Gesellschaft, welche sie geben, ein möglichst vor
nehmer Ton herrsche. Es erhöht dies ihr Selbstbewußtsein
und sie fühlen sich darin so beglückt, daß der Gedanke bei ih
nen im Raum faßt, es könne die Kühle, welche diese Be
schränkung bedingt, wenigstens einen Theil der Gäste lang
weilen; man besucht denn auch solche Häuser aus manchen
Rücksichten, ist aber meist froh, wenn der Abend abgethan ist.
Am lächerlichsten scheinen mir die auch vorkommenden
Junge-Herren-Gesellschaften, zu denen die Betreffenden in
Frack und weißer Binde Zusammenkommen und darin eine
Befriedigung finden, wenn sie von gemietheten, dafür beson
ders hoch entlohnten Kammerdienern wie hohe Herrschaften
servirt werden. Uebrigens: Eines schickt sich nicht für Alle!
Lassen wir Jeden nach seiner Weise glücklich sein und blei
ben wir immer dessen eingedenk, daß Jedweder meint, es sei
das Richtigste, wie er es treibt. -
Ich hatte über die Zahl meiner Gäste nie Heerschau gehalten,
doch als mich einst Marquis von Baquehem trug, wie viel ich
ihrer im Laufe des Winters lade, veranlaßte ich die Zählung,
welche über achthundert ergab. Es ist zweifellos, daß die vie
len Anknüpfungen, welche sich dadurch für mich ergaben, mir
nicht nur die vielseitigsten Anregungen boten, sondern auch in
mancher Beziehung förderlich waren; man lernte mich ge
nauer kennen, erfuhr, was man von mir zu halten habe und
war demnach, wenn ich für etwas eintrat, um so eher geneigt,
mir zu willfahren. Wie es immer ergeht, gewinnt derlei mehr
Bedeutung, wenn, wie es hier der Fall ist, gleichzeitig in kei
nem anderen Hause ähnlich umfassende Gastfreundschaft
geübt wird, wie es [sich]hier bei mir, durch mancherlei Verhält
nisse begünstigt, fast zufällig herausbildete. -
Die Veranstaltung meiner Gesellschaften galt mir jedoch stets
nur eine angenehme Nebenbeschäftigung, welche mich nie ir
gend von meinen geschäftlichen Arbeiten oder von der Erfül
lung anderer übernommener Obliegenheiten abhielt, wie mich
überhaupt [nie]eine zeitweilige Fülle von Arbeit bedrückte, ich
im Gegentheil ew Unbehagen empfand, wenn es schien, als
hätte ich für die nächsten Tage nicht vollauf Beschäftigung [zu
thun]. Darüber war ich mir übrigens [eben] vollkommen klar,
daß ich die Stellung, welche ich einnahm, in erster Linie doch
nur meiner geschäftlichen Thätigkeit zu danken habe. Bech
[Indeß] nicht diese Erkenntnis, sondern die Liebe zum Ding an
und für sich mehrte meinen Eifer, mich don geschäftliches
[diesen] Aufgaben mit vollster Hingebung zu widmen; es war
mir dies um so weniger ein Opfer, als ich ohne Ueberschät-
zung annehmen konnte, daß meine Leistungen die Anderer
\ftfm] der gleichen Branehe [Gewerbszweige] meist überrag
ten und als mir auch der geschäftliche Erfolg nicht mangelte.
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727 Urkunde des Heraldisch-Geneaologischen Vereins Adler vom 30. 6.
1878: Danksagung an Ludwig Lobmeyr für die Förderung der 1878 in Wien
veranstalteten ersten heraldisch-genealogisch-sphragistischen Ausstellung
727 Document of the Adler Society forHeraldry and Genealogy of 30th June
1878: expression ofthanks to Ludwig Lobmeyr for the Support of the exhibition
heid in Vienna 1878
Freundschaft mit Friedrich Pecht
Mein mir so sehr zugethaner Freund Friedrich Pecht in Mün
chen, welcher mich veranlaßte, diese Aufzeichnungen zu ma
chen, stellte mir wiederholt die Frage, wie ich dahin gelangt
sei, meine Erzeugnisse auf eine Stufe zu bringen, daß sie
nicht nur [besser als] manche andere äbeffagtea, sondern vor
Allem eigenartig seien, einen so persönlichen Charakter hät
ten, daß man sie sofort als meine Arbeiten zu erkennen ver
möge? War er von meinen seitherigen Antworten hierauf nicht
befriedigt, so besorge ich nur, daß es nicht viel besser gelin
gen wird, wenn ich auch wieder versuche, dies auseinander
zu setzen. - Es nöthigt mich, dies mein Verhältnis zu dem be-
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