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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

schäft führte, sondern auch in der Zeit noch, in welcher ich es 
mit dem Bruder gemeinsam betrieb, blieb, was ich schuf, völlig 
im herkömmlichen, sagen wir böhmischen Geleise. Erst als 
wir in den Wettkampf auf den großen Ausstellungen eintraten, 
wurde ich gewahr, wie sehr wir gegen Andere in Manchem 
zurückständen. Die Gründung des österr. „Museums für Kunst 
und Industrie“ kam mir [da] gerade rechtzeitig zu Hilfe. Denn 
damit stellte sich erst ein engerer Verkehr mit Kunstgelehrten 
und Künstlern ein. Dabei aber ward ich nicht nur deren auf 
merksamer und gelehriger Schüler, sondern blieb - ich kann 
es ohne zu weitgehendes Selbstbewußtsein sagen - im 
Ganzen doch stets der Leiter, dem es gegeben war, die künst 
lerischen Kräfte für seine Zwecke zu verwerthen, die Rath 
schläge der Kunstgelehrten zu benützen, meinen Schwager 
Kralik, den Fabrikanten, der die meisten meiner Schöpfungen 
auszuführen hatte, und andere Mitarbeiter in freudigem Eifer 
zu erhalten, ihr bestes Können an die Arbeit zu setzen und 
nicht zu erlahmen, wenn ich wieder und wieder an dem Gelie 
ferten Ausstellungen zu machen hatte. Dazu gehörte aber fer 
ner auch der Kaufmann, die gute Leitung des Geschäftes, ein 
verbindlicher Verkehr mit der Kundschaft, Takt und Feingefühl 
nach allen Seiten. Denn das Lied von der Arbeit hört sich wohl 
recht gut an, aber es verwirrt diejenigen, für welche es gedich 
tet wurde, weil es sie glauben macht, daß die materielle Lei 
stung die Hauptsache sei. Es wäre ebenso, wenn man sänge 
„Hoch der Soldat“, er hat die Siege errungen, welche zum 
Fortschritt der Menschen führten. Ohne Soldaten kann man 
keine Kriege führen, aber daß sie siegreich kämpfen, dazu 
muß sie der Feldherr leiten. Koino Industrie, kein Gewerbe 
kann ohno Arboitor bootohon, abor das Godoihon wird durch 
dio richtige Vorworthung dos Einzelnen; Man könnte doch ßa] 
auch sagen „Hoch das Handwerkszeug“ und die Maschine, 
denn ohne dieselben kann kein Arbeiter was zuwege bringen. 
Das Handwerkszeug allein zählt aber nichts, es muß richtig 
angewendet werden, und so geht es weiter; nicht die Hände 
sind die Hauptsache, sondern der Kopf, der sie leitet. Keine In 
dustrie, kein Gewerbe kann ohne Arbeiter bestehen, aber das 
Gedeihen wird durch die richtige Verwerthung der Einzelnen 
erzielt; ohne gute Direktion kein Erfolg! 
Da nun meine Bemühungen sich im Ganzen auch lohnten, 
konnte ich Manches versuchen und brauchte mich nicht zu 
grämen, wenn Einiges fehlschlug. So zeichnete u. A. Meister 
Hansen einmal eine Anzahl Vasen, Schalen u. dgl. nach grie 
chischen Thongefäßen, Professor Eisenmenger die Figuren 
dazu. Ich ließ das in sogenanntem Beinglas ausführen, das 
braun und schwarz bemalt wurde, so daß die Gefäße den grie 
chischen aus Thon im Aussehen möglichst nahe kamen. Bes 
seres in dieser Art wurde kaum je ausgeführt, aber es war 
doch verfehlt, Thongeschirr in Glas nachzuahmen; es fand 
auch keinen Anklang; das Opfer war nicht gering - mindestens 
habe ich eine Lehre daraus gezogen. Ich ließ auch aus sehr 
dunkelgrauem Glase eine größere Anzahl Gefäße nach Art 
der indischen eisernen, gold- und silbertauschirten sehr stil 
richtig ausführen, die, so prächtig sie auch aussahen, 
zunächst der düsteren Farbe wegen doch nicht ansprachen; 
es glückt eben nicht Alles! Zu den Serien in den verschieden 
sten Stilen, welche ich brachte und für welche ich die Entwürfe 
theils oder ganz von Künstlern oder Kunstjüngern anfertigen 
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731 Vase (gebuckelt) aus bernsteinfarbigem „Eisglas“ (Craquele) mit rosa 
Ringen, ab 1880/81; Höhe: 41.9 cm (PSK 69) (WZ IX, S. 30-36: „Gegenstände 
aus bernsteinfärbigen Eisglase mit rosa Ringen, oder auch aus rosa Glase mit 
weiß opal Ringen. / Nach eigenen Zeichnungen 1880/81.“); Farbabbiidung: 
s.Abb. 53,3.32 
731 Vase (lobed) of amber colored “iceglass” (Craquele) with pink rings, 
about 1880/81; height: 41.9 cm (PSK 69) (WZ IX, pp. 30-36); color illustration: 
see ill. 53, p. 32 
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