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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

Gruppen; von unserer waren nur sechs Herren da, der Belgier 
Lambert schlug mich zum Obmann vor, die Wahl ergab aber 
bei dreimaliger Wiederholung, daß je zwei für einen anderen 
stimmten; endlich schloß ich mich zweien an und ein Franzose 
wurde gewählt, dann wurde ich einstimmig als Vicepräsident 
bestellt. D r Hornig hatte es mir wohl eindringlich empfohlen, 
schon der Fahne wegen bei der Präsidentenwahl mir selbst 
die Stimme zu geben, es sei auch im Kreise von nur Fremden 
nicht ungehörig und sehr wünschenswerth, daß Oesterreich 
im Rathe der Präsidenten vertreten sei; hätte ich’s gethan, 
wäre ich allerdings Präsident geworden, aber ich brachte es 
doch nicht über mich. Italien sandte uns als Juror einen in Pa 
ris lebenden Sprachlehrer, Spanien einen vornohmon Grafen, 
der nur ein paarmal kam, dann für immer verschwand, Eng 
land - und das war für mich das Merkwürdigste - einen seiner 
hervorragendsten - Tischler. Uebrigens hatte man englischer- 
seits für die Quincaiilerie als Juror einen pensionirten Offizier 
der königl. Garde ernannt, der - kaum glaublich - als man ihm 
ein Elfenbeinmesser in die Hand gab, frug „von welchem 
Holze es sei“ und bei Vorweisung eines Kästchens zu 100 frcs. 
die Angabe mißverstehend sagte: das Duzend (?) 60 frcs., 
wirklich billig!“ Und, die Stimme eines solchen Kenners zählt 
ebenfalls! - Wir waren vierzehn Berathende, darunter ich der 
einzige, der je an einer Jury theiigenommen hatte. Ich machte 
den Anderen Vorschläge, wie wir uns die Arbeit eintheiien und 
vereinfachen könnten, stieß aber [wieder], weil sie Laien wa 
ren, auf Mißtrauen und mußte die Sache gehen lassen, wie es 
ging. Wir vergeudeten viel Zeit, um denen, welche nichts ver 
stunden, sich aber doch für wichtig hielten, unnütze Erklärun 
gen zu geben, die sie allerdings nicht aufzufassen vermoch 
ten; endlich kam’s zu dem, was ich von vornherein beantragt 
hatte: die Fachmänner stellten die Anträge, die Anderen 
stimmten meisteinfach zu. Ein paar Zwischenfälle gab es aber 
doch dabei, welche mir Spaß machten. Wir kamen nämlich in 
der französischen Abtheilung zum Tische mit Hartglas; ich frug 
den Vertreter, ob man die Stengelgläser, welche auf Spiegel 
standen, einfach umfallen lassen dürfe, ohne daß sie brächen 
- er wagte nicht, das zuzugeben. Ich sagte, er möge zu mir 
kommen, ich wolle es mit verschiedenen meiner Stengelglä 
ser wagen. Nun kam aber die Hauptprobe: in einen durchbro 
chenen Korb wurden zwei gewöhnliche und zwei gehärtete 
Becher hineingegeben, diese tüchtig durcheinander gebeu 
telt, daß die Scherben herausflogen und richtig - es blieben 
zwei ganz, d. h. ein gehärtetes und ein gewöhnliches. Der 
[eine] französische Juror, welcher auf diese französische Er 
findung besonders stolz war und von der goldenen Medaille 
gesprochen hatte, wendete sich betrübt ab. Vom Hartglas 
spra///ch/f/ man jetzt nicht mehr. - Ein kleiner französischer 
Maler, der Gefäße mit in Email [färben bemalten] orientali 
schen und Renaissance-Ornamenten ausgestellt hatte, hob 
das Verdienst seiner Leistungen besonders schwungvoll her 
vor und lästerte die ähnlichen Arbeiten in den österreichischen 
Abtheilungen. Es waren die meinen. Ich hörte zu, ohne eine 
Miene zu verziehen, bis ihm einer der Herren sagte: dies hier 
ist ja Herr Lobmeyr selbst - mais pardon! wandte sich der Be 
treffende an mich; ich versicherte ihm, daß ich mich [weil er ja 
doch nur um sich selbst zur Geltung zu bringen etwas zu weit 
ging] nicht gekränkt fühle, die Franzosen würdigten meine 
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756 Flasche aus der „indischen Serie“; transparentes, dunkles, grünliches 
Glas mit Schnitt (mit Gold und Aluminium), ab 1883 (WZ XV, S. 37 v°-47: „Ge 
fäße aus eisengrünem Glase, / mit vergoldet u. versilberter Gravirung, / in indi 
schem Style / theils nach indischen Eisengefäßen/gezeichnet von M. Knab.“; 
Flasche: WZ XV, S. 41, Blatt D), Höhe: 29 cm (PSK 9) (Neuwirth 1981, Orien- 
taiisierende Gläser, S. 65) 
756 Bottle from the “Indian Series;” transparent dark greenish glass with en- 
graving (with gilt and aluminum), from 1883; height: 29 cm (PSK 9) (WZ XV, 
p. 41, fol. D) (Neuwirth 1981, Orientalisierende Gläser, p, 65) 
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