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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

Gleichgültigkeit, die Beurtheilung der österreichischen Aus 
steller beließ ich bis zuletzt. Ich war außer Preisbewerbung, 
Meyr’s Neffe, Graf Harrach, selbst Schreiber und Reich hatten 
nicht ausgestellt, sondern nur Firmen zweiten und dritten Ran 
ges. Die Anerkennung für diese konnte keine solche sein, daß 
sie [als Ganzes] zu der für französisches und englisches Glas 
paßte, das sahen Alle ein. Man gewährte, was ich beantragte, 
es war für das Vorhandene reichlich genug. Schließlich half 
man sich damit, daß man der böhmischen Glasindustrie im All 
gemeinen auch einen ersten Preis verlieh. In gutem Einver 
nehmen trennten wir uns am 15. Juli und ich fuhr nun straks 
nach Trouville. 
Von dom Wortho dor Jury habo ich solbot nur oino geringe 
Tochnikon-orfahron, kurz, viel lornon; nur darum habo ich sie 
^H^fSelbTtverständlich [war ich] insbesonders auf das neu 
gierig, was die Franzosen brachten; es war begreiflicherweise 
sehr viel; voran stand gewiß Baccarat, dessen Abtheilung 
durch einen in der Mitte aufgestellten gläsernen Tempel auf 
fiel. Es gab da noch manche andere Absonderlichkeiten; an 
scheinend war man sehr darauf bedacht, durch [Gewaltiges 
und durch] Künsteleien zu verblüffen, denn außer Blumen- 
und Figurenmalereien auf Beinglasvasen, eine Art Porzellan 
nachahmung und darum von fraglicher Bedeutung, brachte 
man wenig, das eigentlich besondere Anerkennung verdiente, 
als künstlerisch werthvoll zu verzeichnen gewesen wäre. Ich 
hatte erwartet, neue Versuche in Verwerthung des farbigen 
Glases zu finden, welche mir selbst wieder Anregung zu Wei 
terem bieten könnten, aber nichts davon war da, nur Bizarre 
rien, naturalistische Ausschreitungen, wenig Stilgerechtes, ich 
machte darüber dem Vertreter eine vorsichtige Bemerkung 
und erhielt die Antwort: - ach, das wird bei uns nicht begehrt! — 
Baccarat, ein Gesellschaftsunternehmen, das mit Millionen ar 
beitet, das dock über sehr geschickte Glasbläser, Schleifer 
und Maler verfügt, das auch tüchtige Graveure haben könnte, 
wenn es sie schulte, hat in Frankreich keine Führung, es arbei 
tet [nur]für den großen Markt, e+a eigentliches Kunstverständ 
nis ist aber in der Leitung nicht vorhanden. Die Fabrik von 
Maes war vor einem Jahrzehnt diesfalls besser geleitet als 
jetzt, und die anderen machten auch keine Anstrengung, 
höhere Ziele zu erreichen. 
Einige französische Zeitungen sprachen sich auch abfällig 
über die heimische Glasindustrie, namentlich über Baccarat 
aus, was der Niederlags-Direktor meinem Einflüsse zuschrieb 
und mir spinnefeind wurde, aber nicht oo sohf meine Bemer 
kungen, sondern die Thatsachen waren es, welche jene 
ungünstigen Äußerungen [Berichte]veranlaßten. 
Sehr bedeutend war die englische Glasabtheilung, da fehlte 
es gar nicht [an] gediegenen, edlen, stilvollen Leistungen. Die 
Portland-Vase, das in seiner Weise wohl vollendetste Kunst 
werk, das aus dem Anfang unserer Zeitrechnung stammend 
auf uns überkam und im Britischen Museum aufbewahrt ist 
und das vor einigen Jahren ein ganz unbedeutender Mensch - 
wie er sagte: nur um seinen Namen der Nachwelt zu überlie 
fern - mit einem Stocke in Trümmer schlug, die aber so sorg 
sam wieder zusammengekittet wurden, daß man kaum die 
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757 Vase aus der „indischen Serie“; transparentes, dunkles, grünliches 
Glas mit Schnitt (mit Gold und Aluminium), ab 1883, Höhe: 23.9 cm (PSK 8) 
(WZ XV, S. 37 v° - 47: „Gefäße aus eisengrünem Glase, / mit vergoldet u. ver 
silberter Gravirung, / in indischem Style / theils nach indischen Eisengefäßen / 
gezeichnet von M. Knab.“; Vase: WZ XV, S. 40, Blatt C) (Neuwirth 1981, Ori- 
entalisierende Gläser, S. 65) 
757 Vase from the “Indian Series;” transparent dark greenish glass with en- 
graving (with gilt and aluminum), from 1883; height: 23.9 cm (PSK 8) (WZ XV, 
p. 40, fol. C) (Neuwirth 1981, Orientalisierende Gläser, p. 65) 
Bruchstellen merkt, ist eine stets bewundernswerthe griechi- 
sche[-römische] Arbeit, welche begreiflicherweise nicht nur 
zur genauen Nachahmung, sondern zur Anfertigung von Ge 
fäßen in ähnlicher Technik anregt. Der Grund dieser Vase ist 
dunkelblaues, [etwas] durchsichtiges [scheinendes] Glas; die 
ses ist mit einer ziemlich dicken, opaken, weißen Emailmasse 
überzogen, aus der zunächst wohl mit dem Rade so viel bis 
auf den blauen Grund abgeschliffen wurde, daß für die Figu 
ren, Sträucher u. s. w. noch genug Weiß verblieb, das man 
wahrscheinlich dann mit dem Stichel und Schaber bearbei- 
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