welche sie geordnet weiter- und auszuführen hatten. In der
Mehrzahl der Fälle ist doch wohl der Gedanke die Hauptsa
che, was freilich von den Ausführenden nicht gerne anerkannt
wird, ja finden sie in den ersten Anordnungen einen schwa
chen Punkt, dann freut es sie, darüber lächeln zu können,
dann halten sie ihren Antheii erst recht für den weit wesentli
cheren, Ven-HTimorhin nur nebensächlichen Bei seinem ra
schen Wesen war Eitelberger [von gelegentlichen] Flüchtig
keiten gewiß nicht frei, auch konnte er, wenn ihm etwas unver
hofft in die Quere kam, aufgeregt werden und sich zu einer Be
merkung hinreißen lassen, die besser ungesagt geblieben
wäre und welche die Betroffenen, wenn sie dieselbe hörten
oder wenn sie ihnen zugetragen wurde, verstimmte. Die alte
Anhänglichkeit minderte sich [deßhalb, ja], schiug leider bei
Einigen selbst in’s Gegentheil um, welche es sich aeeh [dann]
nicht versagten, ungünstig auf Andere einzuwirken, indem sie
ihnen solche sie betreffende Unmuthsäußerungen, and gewiß
nicht in abgeschwächter Weise, hinterbrachten. Ich selbst
wurde gefragt, ob ich hören wolle, welche Bemerkungen über
mich gefallen seien, lehnte aber dankend ab und versicherte,
ich hätte ja manche unmittelbar vernommen, wußte aber, sie
seien gar nicht ernst noch böse aufzunehmen, indem der
Hofrath stets sogleich wieder bemüht war, die Sache bestens
auszugleichen; ich habe ihm deshalb auch nie etwas nachge
tragen. Es folgte nun auch eine Spaltung unter den Professo
ren der Kunstgewerbeschule und ein besonders Bedrängter
überreichte dem Direktor eine sehr eingehende Schrift über
manche Vorkommnisse, welche genug Anlaß zu einer [Diszi
plinär-] Untersuchung geboten hätte. Dieser ersuchte aber
den Angeklagten, zu ihm zu kommen, sagte, es sei nicht seine
Art, sich mit derlei zu befassen und warf die Schrift vor ihm in’s
Feuer, wofür ihm freilich kein Dank wurde.
Ohne Eitelberger davon Mittheilung zu machen, angeblich
weil man ihn seiner Kränklichkeit halber nicht damit behelligen
könne, wurde 1884 der Kunstgewerbeverein gegründet und
erwirkt, daß demselben im Museum selbst Räume für seine
Ausstellungen und zum Verkaufe bleibend zugewiesen wur
den. Eitelberger fühlte wohl, daß dieser Schritt gegen ihn ge
richtet sei, hat aber das Unternehmen in keiner Weise zu be
hindern gesucht, nicht einmal eine Äußerung darüber gethan.
Endlich, als er schon öfters bettlägerig geworden war, er
reichte man [auch noch] die Enthebung von seiner amtlichen
Thätigkeit. Einige Zeit darauf kam eines Tages Seine Majestät,
um ein Weihegeschenk für den Pabst zu besichtigen, was
auch Eiteiberger erfuhr. Er ließ den Verwalter an sein Bett
[Krankenlager] kommen, um ihn auf Dieses und Jenes auf
merksam zu machen, was dieses allerhöchsten Besuches we
gen noch vorzukehren wäre. Gewiß [kam es nicht mehr ihm
zu] hatte-ef solche Anordnungen nicht mohr zu treffen, aber er
schadete damit mindestens nicht, dennoch wurde, statt ein
fach darüber hinwegzugehen, dieser sogenannte Uebergriff
zu solcher Bedeutung erhoben, daß man beantragte, den be
reits Todtkranken aus seiner Wohnung im Museum hinwegzu
weisen. Bis hoch hinauf hatte man schon maßgebende Per
sönlichkeiten gegen den Hofrath gestimmt. Ich ging zum Gra
fen Edmund Zichy, dem Präsidenten des Curatoriums des Mu
seums seit dessen Bestände, und sagte demselben, nachdem
ich ausnahmsweise eine etwas zurückhaltende Aufnahme
fand, was mich umso mehr besorgt machte, in ernster und be
stimmter Weise, daß sich in der Öffentlichkeit eine große Ent
rüstung kundgeben würde, wenn man den eigentlichen
Schöpfer des Museums nun nahezu sterbend noch hinaus
schaffen würde, nur weil er einigen Herren ungelegen sei. Es
unterblieb, und bald darauf schied der treffliche Mann nach
nicht leichtem Ringen am 18, April 1885 aus dem Leben.Es
tef Wenige Tage vor seinem Hinscheiden [hat ihn doch] noch
ein wohliger Sonnenblick ihn getroffen, indem er zum Ehren
bürger Wien's ernannt wurde, [früher Jahre ward er in’s Her
renhaus berufen.] Das Leichenbegängnis war, allerdings ge
gen seine Verfügung [entsprechend], festlich; am Grabe
wurde ihm ein Nachruf gehalten und damit war eigentlich
diese Angelegenheit für das Museum im Wesentlichen erle
digt; seine Bedeutung wurde da [dort] von Einigen wohl kaum
aufgefaßt, wenigstens nicht anerkannt. Es fand sich bald eine
Anzahl Kunstindustrieller, wie auch anderer Freunde und Ver
ehrer zusammen, um dem Dahingeschiedenen im Museum
und auf seinem Ehrengrabe, das die Gemeindevertretung ihm
sogleich zuerkannt hatte, je ein Denkmal zu errichten; letzte
res, vom Bildhauer Professor Stefan Schwarz von der Kunst
gewerbeschule ausgeführt, kann ich als gelungen bezeich
nen.
Bald nach jenem Ereignisse überreichte Baron Armand Dum-
reicher, Sektionsrath im Unterrichtsministerium, welcher das
Referat über das Museum führte, dem Minister einen einge
henden Bericht, in welchem, da es sich um die Wiederernen
nung eines Direktors handelte, die Verhältnisse, wie sie sich in
den letzteren Jahren an dem Institute entwickelt hatten, sehr
klar, selbst rücksichtslos dargelegt wurden. Der Referent, dem
ferjentwicklung der Anstalt vor allem am Herzen lag und der
die Notwendigkeit voll einsah, daß für die Kunstgewerbe
schule strammere Ordnung geboten sei, durfte, ja mußte sich
an der höheren Stelle ganz offen aussprechen, damit diese
die möglichst beste Entschließung zu fassen in die Lage
käme«; Rücksichten auf Personen waren da nicht am Platze.
Wer die Schriften Baron Dumreicher’s kennt, weiß, daß sich
dieselben durch besondere Klarheit auszeichnen, daß alles,
was er sagt, wohl durchdacht [und] logisch aufgebaut, [wie es
ist,]zu einem sicheren Abschlüsse gelangt. Um nun seinen et
was umfangreichen Bericht dem Sektionschef und vielleicht
sonst noch Jemandem zur Kenntnis bringen zu können, ohne
ihn mehreremaie abschreiben lassen zu müssen, ließ er ihn in
einem allerdings kleinen böhmischen Städtchen drucken. Ein
Exemplar mußte unmittelbar ich glaube an die Statthalterei in
Prag, ein zweites an die Wiener Hofbibiiothek abgegeben wer
den, Man las den Bericht dort und da mit steigender Aufmerk
samkeit, da doch Alles Interesse am österr. Museum nahm
und man nun über manche Vorkommnisse Nachricht erhielt,
die bisher völlig unbekannt [geblieben] waren; man erzählte
davon weiter, nahm eine Abschrift, die wieder vervielfältigt,
bald auch den Betroffenen selber zur Einsichtnahme gegeben
wurde, Eden Dieses Druckenlassen erwies sich [demnach]als
eine große Unvorsichtigkeit umsomehr als Gedrucktes stets
anders zu beurtheilen ist, wie mf Geschriebenes. Es gab
Mehrere, welche über die nur zu wahrheitsgetreuen Schilde
rungen, namentlich so weit dieselben sie selbst betrafen, tief
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