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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

welche sie geordnet weiter- und auszuführen hatten. In der 
Mehrzahl der Fälle ist doch wohl der Gedanke die Hauptsa 
che, was freilich von den Ausführenden nicht gerne anerkannt 
wird, ja finden sie in den ersten Anordnungen einen schwa 
chen Punkt, dann freut es sie, darüber lächeln zu können, 
dann halten sie ihren Antheii erst recht für den weit wesentli 
cheren, Ven-HTimorhin nur nebensächlichen Bei seinem ra 
schen Wesen war Eitelberger [von gelegentlichen] Flüchtig 
keiten gewiß nicht frei, auch konnte er, wenn ihm etwas unver 
hofft in die Quere kam, aufgeregt werden und sich zu einer Be 
merkung hinreißen lassen, die besser ungesagt geblieben 
wäre und welche die Betroffenen, wenn sie dieselbe hörten 
oder wenn sie ihnen zugetragen wurde, verstimmte. Die alte 
Anhänglichkeit minderte sich [deßhalb, ja], schiug leider bei 
Einigen selbst in’s Gegentheil um, welche es sich aeeh [dann] 
nicht versagten, ungünstig auf Andere einzuwirken, indem sie 
ihnen solche sie betreffende Unmuthsäußerungen, and gewiß 
nicht in abgeschwächter Weise, hinterbrachten. Ich selbst 
wurde gefragt, ob ich hören wolle, welche Bemerkungen über 
mich gefallen seien, lehnte aber dankend ab und versicherte, 
ich hätte ja manche unmittelbar vernommen, wußte aber, sie 
seien gar nicht ernst noch böse aufzunehmen, indem der 
Hofrath stets sogleich wieder bemüht war, die Sache bestens 
auszugleichen; ich habe ihm deshalb auch nie etwas nachge 
tragen. Es folgte nun auch eine Spaltung unter den Professo 
ren der Kunstgewerbeschule und ein besonders Bedrängter 
überreichte dem Direktor eine sehr eingehende Schrift über 
manche Vorkommnisse, welche genug Anlaß zu einer [Diszi 
plinär-] Untersuchung geboten hätte. Dieser ersuchte aber 
den Angeklagten, zu ihm zu kommen, sagte, es sei nicht seine 
Art, sich mit derlei zu befassen und warf die Schrift vor ihm in’s 
Feuer, wofür ihm freilich kein Dank wurde. 
Ohne Eitelberger davon Mittheilung zu machen, angeblich 
weil man ihn seiner Kränklichkeit halber nicht damit behelligen 
könne, wurde 1884 der Kunstgewerbeverein gegründet und 
erwirkt, daß demselben im Museum selbst Räume für seine 
Ausstellungen und zum Verkaufe bleibend zugewiesen wur 
den. Eitelberger fühlte wohl, daß dieser Schritt gegen ihn ge 
richtet sei, hat aber das Unternehmen in keiner Weise zu be 
hindern gesucht, nicht einmal eine Äußerung darüber gethan. 
Endlich, als er schon öfters bettlägerig geworden war, er 
reichte man [auch noch] die Enthebung von seiner amtlichen 
Thätigkeit. Einige Zeit darauf kam eines Tages Seine Majestät, 
um ein Weihegeschenk für den Pabst zu besichtigen, was 
auch Eiteiberger erfuhr. Er ließ den Verwalter an sein Bett 
[Krankenlager] kommen, um ihn auf Dieses und Jenes auf 
merksam zu machen, was dieses allerhöchsten Besuches we 
gen noch vorzukehren wäre. Gewiß [kam es nicht mehr ihm 
zu] hatte-ef solche Anordnungen nicht mohr zu treffen, aber er 
schadete damit mindestens nicht, dennoch wurde, statt ein 
fach darüber hinwegzugehen, dieser sogenannte Uebergriff 
zu solcher Bedeutung erhoben, daß man beantragte, den be 
reits Todtkranken aus seiner Wohnung im Museum hinwegzu 
weisen. Bis hoch hinauf hatte man schon maßgebende Per 
sönlichkeiten gegen den Hofrath gestimmt. Ich ging zum Gra 
fen Edmund Zichy, dem Präsidenten des Curatoriums des Mu 
seums seit dessen Bestände, und sagte demselben, nachdem 
ich ausnahmsweise eine etwas zurückhaltende Aufnahme 
fand, was mich umso mehr besorgt machte, in ernster und be 
stimmter Weise, daß sich in der Öffentlichkeit eine große Ent 
rüstung kundgeben würde, wenn man den eigentlichen 
Schöpfer des Museums nun nahezu sterbend noch hinaus 
schaffen würde, nur weil er einigen Herren ungelegen sei. Es 
unterblieb, und bald darauf schied der treffliche Mann nach 
nicht leichtem Ringen am 18, April 1885 aus dem Leben.Es 
tef Wenige Tage vor seinem Hinscheiden [hat ihn doch] noch 
ein wohliger Sonnenblick ihn getroffen, indem er zum Ehren 
bürger Wien's ernannt wurde, [früher Jahre ward er in’s Her 
renhaus berufen.] Das Leichenbegängnis war, allerdings ge 
gen seine Verfügung [entsprechend], festlich; am Grabe 
wurde ihm ein Nachruf gehalten und damit war eigentlich 
diese Angelegenheit für das Museum im Wesentlichen erle 
digt; seine Bedeutung wurde da [dort] von Einigen wohl kaum 
aufgefaßt, wenigstens nicht anerkannt. Es fand sich bald eine 
Anzahl Kunstindustrieller, wie auch anderer Freunde und Ver 
ehrer zusammen, um dem Dahingeschiedenen im Museum 
und auf seinem Ehrengrabe, das die Gemeindevertretung ihm 
sogleich zuerkannt hatte, je ein Denkmal zu errichten; letzte 
res, vom Bildhauer Professor Stefan Schwarz von der Kunst 
gewerbeschule ausgeführt, kann ich als gelungen bezeich 
nen. 
Bald nach jenem Ereignisse überreichte Baron Armand Dum- 
reicher, Sektionsrath im Unterrichtsministerium, welcher das 
Referat über das Museum führte, dem Minister einen einge 
henden Bericht, in welchem, da es sich um die Wiederernen 
nung eines Direktors handelte, die Verhältnisse, wie sie sich in 
den letzteren Jahren an dem Institute entwickelt hatten, sehr 
klar, selbst rücksichtslos dargelegt wurden. Der Referent, dem 
ferjentwicklung der Anstalt vor allem am Herzen lag und der 
die Notwendigkeit voll einsah, daß für die Kunstgewerbe 
schule strammere Ordnung geboten sei, durfte, ja mußte sich 
an der höheren Stelle ganz offen aussprechen, damit diese 
die möglichst beste Entschließung zu fassen in die Lage 
käme«; Rücksichten auf Personen waren da nicht am Platze. 
Wer die Schriften Baron Dumreicher’s kennt, weiß, daß sich 
dieselben durch besondere Klarheit auszeichnen, daß alles, 
was er sagt, wohl durchdacht [und] logisch aufgebaut, [wie es 
ist,]zu einem sicheren Abschlüsse gelangt. Um nun seinen et 
was umfangreichen Bericht dem Sektionschef und vielleicht 
sonst noch Jemandem zur Kenntnis bringen zu können, ohne 
ihn mehreremaie abschreiben lassen zu müssen, ließ er ihn in 
einem allerdings kleinen böhmischen Städtchen drucken. Ein 
Exemplar mußte unmittelbar ich glaube an die Statthalterei in 
Prag, ein zweites an die Wiener Hofbibiiothek abgegeben wer 
den, Man las den Bericht dort und da mit steigender Aufmerk 
samkeit, da doch Alles Interesse am österr. Museum nahm 
und man nun über manche Vorkommnisse Nachricht erhielt, 
die bisher völlig unbekannt [geblieben] waren; man erzählte 
davon weiter, nahm eine Abschrift, die wieder vervielfältigt, 
bald auch den Betroffenen selber zur Einsichtnahme gegeben 
wurde, Eden Dieses Druckenlassen erwies sich [demnach]als 
eine große Unvorsichtigkeit umsomehr als Gedrucktes stets 
anders zu beurtheilen ist, wie mf Geschriebenes. Es gab 
Mehrere, welche über die nur zu wahrheitsgetreuen Schilde 
rungen, namentlich so weit dieselben sie selbst betrafen, tief 
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