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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

alle Vorkehrungen rechtzeitig genug. Storck war bei Zeiten 
nach München gefahren, um dort die gebotenen Anordnungen 
zu treffen, wodurch auch [so daß] unser Raum früher als 
manch’ anderer instand gesetzt war, zur gebotenen Zeit traten 
[langten dann] unsere Objekte und Storck mit einigen Leuten 
ein, und nach längst sichergestelltem Plan entwickelte sich 
unsere Abtheilung so rasch [nun], daß der Prinz Regent na 
hezu täglich zu uns kam, sich an den günstigen Fortschritten 
zu erfreuen, wobei [Dabey lernte] er auch unsere Ausstel 
lungsobjekte im vorhinein so genau kennen lornto, daß er am 
Eröffnungstage selbst seiner Damenbegleitung Führer sein 
konnte. Der dafür bestimmte Termin wurde [doch] beibehal 
ten, obwohl außer dem königl. Empfangssalon, in welchem 
der [feyerliche] Akt der Eröffnung die foiorlicho Einleitung 
[statt] fand, außer [und] unserem Saal nur noch wenige fertig 
gestellt waren. Wir zählten, zumeist wegen der vorerwähnten 
anderen Ausstellungen wohl nicht viele österreichische Fir 
men, da ich selbst aber ansehnlich in’s Zeug gegangen war, 
machte unsere Abtheilung doch einen günstigen Eindruck. 
Ich [selber]traf erst am 15. Mai 7 Uhr früh in München ein, von 
Storck schon sehr erwartet, frühstückte rasch und fuhr mit 
noch ein paar Herren in dem [dazu schon] bereitstehenden 
Hötelwagen [all]sogleich in den Ausstellungspalast, damit wir 
noch ein paar Anordnungen treffen konnten, und unvorwoilt 
[Dann ging es sogleich] wieder zurück, um rechtzeitig im Fest 
kleide wieder am Platze zu sein. Für die pünktlichste Fertig 
stellung unseres Saales ernteten wir allerseits besondere An 
erkennung. Um 7 Uhr Abends war Festbanket im Ausstel 
lungspalaste. Die offiziellen Tischreden waren längst vertheilt, 
als fünfter oder sechster Redner kam der preußische Kommis 
sär daran, derselbe, welcher sich schon 1876 als wenig zu- 
thunlich bemerkbar gemacht hatte und der nun, es gewiß nicht 
übelmeinend, beiläufig sagte: München habe schon 1876 eine 
derlei Ausstellung gemacht, nun sei es wieder Anderen zuvor 
gekommen; für eine dritte möge es doch einer anderen Stadt 
den Vorrang lassen. Er mochte die Absicht gehabt haben, es 
scherzhaft, ja witzig zu geben, brachte es aber doch nur sta 
chelig, so tadelnd heraus, daß es allgemein verletzte, mein 
Tischnachbar, ein Herr der bayrischen Kommission, auf 
sprang und meinte, das dürfe man sich doch nicht unerwiedert 
bieten [sagen]lassen. Ich nahm ihn bei der Hand, bat, keinen 
weiteren Mißklang in die Festversammlung zu bringen und 
den Ausgleich mir zu überlassen, ging sogleich zum Präsiden 
ten, ihn zu ersuchen, er möge mir unmittelbar nach dem letz 
ten offiziellen Toast das Wort ertheilen. Ich sagte dann im We 
sentlichen: „Wir Oesterreicher haben, als man uns wieder rief, 
an einem Feste der deutschen Kunstindustrie hier theilzuneh- 
men, mit voller Freude zugesagt und sind gar gerne gekom 
men, wissend, daß wir da nicht nur wie gute Freunde, sondern 
als Brüder aufgenommen werden. Die Sympathien, welche 
uns von jeher mit Ihnen verbinden, werden stets fortbestehen, 
hier fühlen wir uns wie daheim und wenn Sie wieder einen sol 
chen Ruf an uns ergehen lassen sollten, werden wir demsel 
ben gewiß gerne, mit gleicher Freudigkeit entsprechen“ u. s. 
w. Meine Worte fanden allgemein beste Aufnahme, man kam 
von vielen Seiten an mich heran, mir die Hand zu drücken, 
auch der preußische Kommissär stellte sich mit der Frage ein, 
ob mein Spruch gegen ihn gerichtet gewesen sei, worauf ich 
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775 Prunkgefäß; Glas mit Schliff und Schnitt, Entwurf: H. Herdtle 1877, 
Montierung (Silber und Email) von H. Ratzersdorfer; aus der Huldigungsgabe 
der Österreichischen Handels- und Gewerbekammer zur Vermählung von 
Kronprinz Rudolf und Prinzessin Stefanie, 1881; zeitgenössische Photogra 
phie (WZ VIII, S. 37-48: „Prunkgefässe aus Krystallglas / mit ornamentaler 
Glanzgravirung und emailiirten Fassungen aus Edelmetall. / Zur Huldigungs 
gabe der österr. Handels- u. Gewerbekammer anläßlich der Vermählung 
S' k.u.k. Hoheit des Kronprinzen 1881.“; S. 48: „Blatt M. / Entworfen u. ge 
zeichnet von Prof. H. Herdtle.“, sign.: „H. HERDTLE fec: 1877.“) 
775 Spectacular vessel; glass with cutting and engraving, design: H. Herdtle 
1877, mounting (silver and enamel) by H. Ratzersdorfer; from the gift by the 
Austrian Chamber of Trade in honor of the marriage of Crown Prince Rudolf 
and Princess Stefanie in 1881; Contemporary photograph (WZ VIII, p. 48, 
fol. M.: signed “H. HERDTLE fec: 1877.”) 
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