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Volltext: Ludwig Lobmeyr - schöner als Bergkristall

psychologisches Rätsel; ich brachte bald das alles wieder in 
Ordnung, ließ ihn, nachdem er genesen war, einige-Zeit nicht 
wieder in’s Geschäft eintreten, erhörte dann [doch] seine Bit 
ten, übergab aber die Waarenbestellung einem Anderen. Ich 
meinte, die Nachsicht, welche ich da walten ließ, werde ihn 
verpflichten, ferner um so gewissenhafter vorzugehen, was 
aber leider ein arger Irrthum war, denn er baute auf meine 
Güte nun erst recht auf das Vertrauen, das ich in ihn setzte und 
scheute weiter selbst nicht vor Unehrenhaftigkeit zurück. Er 
ließ sich zunächst in jene Wahrscheinlichkeitskombinationen 
ein, daß Nummern [der Lotterie], welche lange nicht gezogen 
wurden, nun bald herauskommen dürften, begann zu setzen, 
dann mehr und mehr, wozu bald sein Geld nicht mehr reichte, 
griff in meine Kasse, [erst wenig] dann tiefer, um das Entnom 
mene zu ersetzen, endlich gab’s auf dieser Bahn keinen Halt 
mehr, um so weniger als auch Anderes dazu kam; [Soz.b]daß 
er Revoiverjournalisten gut bedachte. [Es] entsprang [das] 
vielleicht nur aus falschem Mitgefühl oder weil er nicht damit 
einverstanden war, daß ich sie alle einfach abwies, wie er 
[denn], was mir freilich auch erst später klar wurde, geradezu 
ein Behagen darin fand, gegen mich zu sein und mich zu schä 
digen. Diese Unterstützungen, welche er in einer Kaffeehaus 
spelunke, wo er mit jenen Leuten zusammentraf, vertheilte, 
hätten mich allerdings [nur] wenig geschädigt; da war aber 
[noch] ein Spekulant und namentlich ein Medizindoktor, em 
Abenteurer, dabei ein ziemlich hübscher Mann, der zweifellos 
zur Frau in Beziehungen getreten war, ihm zu vorgespiegelten 
Unternehmungen Geld entlockte und nach und nach eine [be- 
trächt]wesentliche Summe [von ihm]bekam. Ais Deibele [aber 
erst] jeden Gewissensskrupel überwunden hatte, war es ihm 
alles eins, wie groß die Unterschlagung werde; [ja] er fälschte 
[sogar] Briefe an die Kreditanstalt und behob dort 30.000 fl., 
die Gesammtziffer seiner Veruntreuungen [aber] stieg bis auf 
rund 150.000 fl. Doch war es nicht der materielle Verlust, was 
[der] mich zumeist bedrückte, denn ich sagte mir, er treffe 
doch nur meine Erben, ich selbst werde ja eteeb genau so wei 
ter leben wie seither, mir darum keine Entbehrung auferlegen. 
aber die [Um so] peinliche//' wie bemerkt war die] Enttäu 
schung über meine [mich] da so [auffallend] ormangolndo [im 
Stiche lassende] Menschenkenntnis, aad [ferner] die [betrü 
bende] Ueberzeugung, daß ich in meine Leute Kein [nichts we 
niger als] unbedingtes Vertrauen setzen dürfe; [Denn] wie es 
sich [bald] zeigte hatten Alle, bis auf den einen, der mich ge 
warnt hatte, von Deibele kleinere oder größere Vorschüsse 
auf meine Rechnung erhalten, waren also so zu sagen in sei 
nem Solde. Man erfährt es immer wieder, daß wenn es sich 
um Geld handelt, leicht bessere Gefühle in’s Wanken ge- 
rathen; der sogenannte gesunde Egoismus sagt darum, man 
dürfe nicht viel auf unbedingte Anhänglichkeit bauen, sich 
darum auch nicht über ein Gewisses verpflichtet fühlen. 
Ich mußte wegen den 30.000 fl., welche die Kreditanstalt auf 
meine gefälschten Unterschriften hin bezahlt hatte, mit ihr ei 
nen Prozeß führen, welche ich in I. Instanz gewann, in II. und 
III. aber zum Staunen mancher Rechtsgelehrter verlor. Er 
wurde insoferne sagen wir akademisch geführt, als ich auch 
während desselben ununterbrochen mit allen Vorständen des 
Institutes in freundschaftlichem Verkehr verblieb. Da [mein 
Freund] Gögl in der obersten Leitung der Anstalt eine hervor- 
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785 Deckelvase aus der „Minnesänger-Serie“; Entwurf: Richard von Kralik 
(wohl nach der „Manesse’schen Handschrift“), 1888; grünes Glas mit farbi 
gem Dekor; Höhe: 60.8 cm (PSK 24) (WZ XII, S. 20-24: „Minnesängerserie 
aus grünem Glase mit Emailmalerei / nach Entwürfen von Dr Rieh. v. Kralik. 
1888.“; Deckelpokal: S. 21, Blatt B) 
785 Vase with cover from the “Minnesinger Series;” design: Richard von 
Kralik, 1888; green glass with color decoration; height: 60.8 cm (PSK 24) 
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