psychologisches Rätsel; ich brachte bald das alles wieder in
Ordnung, ließ ihn, nachdem er genesen war, einige-Zeit nicht
wieder in’s Geschäft eintreten, erhörte dann [doch] seine Bit
ten, übergab aber die Waarenbestellung einem Anderen. Ich
meinte, die Nachsicht, welche ich da walten ließ, werde ihn
verpflichten, ferner um so gewissenhafter vorzugehen, was
aber leider ein arger Irrthum war, denn er baute auf meine
Güte nun erst recht auf das Vertrauen, das ich in ihn setzte und
scheute weiter selbst nicht vor Unehrenhaftigkeit zurück. Er
ließ sich zunächst in jene Wahrscheinlichkeitskombinationen
ein, daß Nummern [der Lotterie], welche lange nicht gezogen
wurden, nun bald herauskommen dürften, begann zu setzen,
dann mehr und mehr, wozu bald sein Geld nicht mehr reichte,
griff in meine Kasse, [erst wenig] dann tiefer, um das Entnom
mene zu ersetzen, endlich gab’s auf dieser Bahn keinen Halt
mehr, um so weniger als auch Anderes dazu kam; [Soz.b]daß
er Revoiverjournalisten gut bedachte. [Es] entsprang [das]
vielleicht nur aus falschem Mitgefühl oder weil er nicht damit
einverstanden war, daß ich sie alle einfach abwies, wie er
[denn], was mir freilich auch erst später klar wurde, geradezu
ein Behagen darin fand, gegen mich zu sein und mich zu schä
digen. Diese Unterstützungen, welche er in einer Kaffeehaus
spelunke, wo er mit jenen Leuten zusammentraf, vertheilte,
hätten mich allerdings [nur] wenig geschädigt; da war aber
[noch] ein Spekulant und namentlich ein Medizindoktor, em
Abenteurer, dabei ein ziemlich hübscher Mann, der zweifellos
zur Frau in Beziehungen getreten war, ihm zu vorgespiegelten
Unternehmungen Geld entlockte und nach und nach eine [be-
trächt]wesentliche Summe [von ihm]bekam. Ais Deibele [aber
erst] jeden Gewissensskrupel überwunden hatte, war es ihm
alles eins, wie groß die Unterschlagung werde; [ja] er fälschte
[sogar] Briefe an die Kreditanstalt und behob dort 30.000 fl.,
die Gesammtziffer seiner Veruntreuungen [aber] stieg bis auf
rund 150.000 fl. Doch war es nicht der materielle Verlust, was
[der] mich zumeist bedrückte, denn ich sagte mir, er treffe
doch nur meine Erben, ich selbst werde ja eteeb genau so wei
ter leben wie seither, mir darum keine Entbehrung auferlegen.
aber die [Um so] peinliche//' wie bemerkt war die] Enttäu
schung über meine [mich] da so [auffallend] ormangolndo [im
Stiche lassende] Menschenkenntnis, aad [ferner] die [betrü
bende] Ueberzeugung, daß ich in meine Leute Kein [nichts we
niger als] unbedingtes Vertrauen setzen dürfe; [Denn] wie es
sich [bald] zeigte hatten Alle, bis auf den einen, der mich ge
warnt hatte, von Deibele kleinere oder größere Vorschüsse
auf meine Rechnung erhalten, waren also so zu sagen in sei
nem Solde. Man erfährt es immer wieder, daß wenn es sich
um Geld handelt, leicht bessere Gefühle in’s Wanken ge-
rathen; der sogenannte gesunde Egoismus sagt darum, man
dürfe nicht viel auf unbedingte Anhänglichkeit bauen, sich
darum auch nicht über ein Gewisses verpflichtet fühlen.
Ich mußte wegen den 30.000 fl., welche die Kreditanstalt auf
meine gefälschten Unterschriften hin bezahlt hatte, mit ihr ei
nen Prozeß führen, welche ich in I. Instanz gewann, in II. und
III. aber zum Staunen mancher Rechtsgelehrter verlor. Er
wurde insoferne sagen wir akademisch geführt, als ich auch
während desselben ununterbrochen mit allen Vorständen des
Institutes in freundschaftlichem Verkehr verblieb. Da [mein
Freund] Gögl in der obersten Leitung der Anstalt eine hervor-
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785 Deckelvase aus der „Minnesänger-Serie“; Entwurf: Richard von Kralik
(wohl nach der „Manesse’schen Handschrift“), 1888; grünes Glas mit farbi
gem Dekor; Höhe: 60.8 cm (PSK 24) (WZ XII, S. 20-24: „Minnesängerserie
aus grünem Glase mit Emailmalerei / nach Entwürfen von Dr Rieh. v. Kralik.
1888.“; Deckelpokal: S. 21, Blatt B)
785 Vase with cover from the “Minnesinger Series;” design: Richard von
Kralik, 1888; green glass with color decoration; height: 60.8 cm (PSK 24)
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